Angepinnt Behandlung Ichthyophthirius multifiliis


    • Andreas W
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    • Behandlung Ichthyophthirius multifiliis

      Lebenszyklus von Ichthyophthirius multifiliis

      Ichtyophthirius multifiliis ist ein Ciliat (wie das Pantoffeltierchen) und sicherlich der häufigste Krankheitserreger in Aquarien (wenn man von Haltungsfehlern absieht). Aufgrund seiner Häufigkeit erscheint es mir sinnvoll, seinen Lebenszyklus hier einmal vorzustellen, da nur dadurch eine Behandlung verstanden werden kann.

      Kreislauf
      • Der Schwärmer erreicht den Fisch, dringt in die Fischhaut ein und ernährt sich als Trophozoit von Zelltrümmern und Lymphe. Dieses Stadium dauert je nach Temperatur 18 Stunden bis 80 Tage.
      • Nachdem der Trophozoit zu einer Größe von bis zu 1 mm herangewachsen ist, verläßt er den Fisch und schwimmt spiralförmig zu Boden. Dort bildet er eine Schleimkapsel und fängt an, sich zu teilen.
      • In der Bodenphase durchläuft der Trophozoit zahlreiche Teilungen, die mit einem grundsätzlichen Umbau der Zellstrukturen einhergehen. Von außen wird kein Material benötigt, so daß hier auch ein Medikament nicht greifen kann.
      • Je nach Größe des Trophozoiten entstehen zwischen einer und 4000 Tochterzellen, die als Schwärmer aktiv auf die Suche nach Fischen gehen. Hierbei orientieren sie sich optisch und olfaktorisch und können mehrere Dezimeter, teilweise sehr schnell zurücklegen. Durch starken Austausch mit dem umgebenden Wasser kann hier ein Medikament greifen.



      Quelle: tobias-moeser.de/ichthyo1.php
      Dieser Text stammt von Tobias Möser und wir durften ihn mit seiner Zusage übernehmen. Vielen Dank Tobias.

      Behandlung einer Ichthyo-Infektion im Aquarium

      Ichthyophthirius multifiliis, der Erreger der Weißpünktchen-Krankheit ist nach Haltungsfehlern sicherlich für die meisten Todesfälle von Aquarienfischen verantwortlich. Ich werde häufiger nach einer Behandlungsmethode gefragt und nehme das als Anlaß, hier eine solche zu posten.
      Man nehme:
      - 0,1%ige Malachitgrünoxalat-Lösung (zinkfrei) aus der Apotheke alternativ ein Malachitgrünoxalat-haltiges Medikament oder JBL Punktol. In letzter Zeit hat sich dieses als hervorragend wirksam erwiesen.
      oder 1 g Malachitgrünoxalat (zinkfrei, reinst) und löse es in 1 Liter Wasser
      - Eine Injektionsspritze ohne Nadel zum Abmessen


      - Tag 1: Von dieser Lösung werden 6 ml auf 100 Liter Aquarienwasser abgemessen und in ein bis zwei Litern Wasser vorgelöst. Das wird dann über eine längere Zeit (ein bis zwei Stunden) verteilt ins Aquarium gegeben. Sollten sich im Aquarium keine Salmler, empfindliche Buntbarsche oder Welse befinden, kann (muß aber nicht) die Konzentration auf 10 ml je 100 Liter erhöht werden.
      Die vorgemischten Medikamente dosiert man nach Packungsangabe.
      Malachitgrünoxalat schädigt die Filterbakterien, wird aber andererseits von ihnen abgebaut. Beides ist nicht erwünscht, deswegen empfiehlt es sich, einen Biofilter in einen Eimer kurzzuschließen und Mulm vor der Behandlung abzusaugen.
      Soweit die Fische es vertragen, kann die Aquarientemperatur erhöht werden. Dies beschleunigt den Zyklus von Ichthyo und verkürzt damit die Behandlung. Außerdem steigt mit der Temperatur die Sterblichkeit der Trophozoiten in der Bodenphase

      - Tag 2: Da Malachitgrünoxalat lichtempfindlich ist, sollte das Licht im Aquarium ausgeschaltet bleiben. Füttern, wenn die Tiere hungrig sind.

      - Tag 3: Möglichst großer Wasserwechsel, bis zu 90% sind möglich. Medikamente dann für das gesamte Beckenvolumen dosieren, wie am 1. Tag. Füttern, wenn die Tiere hungrig sind.

      - Tag 4: wie Tag 2.
      - Tag 5: wie Tag 3.
      In der Folge immer einen über den anderen Tag behandeln (= Wasser wechseln und Medikament dosieren) und in Ruhe lassen.

      Ende der Behandlung: Die Behandlung ist grundsätzlich 4 Tage nach dem letzten Auftreten eines weißen Pünktchens beendet. Zum Ende der Behandlung wird an 4 aufeinander folgenden Tagen jeweils 1/3 des Aquarienwassers gewechselt und Mulm abgesaugt. Ein kurzgeschlossener Biofilter kann nach dem 2. Wasserwechsel wieder angeschlossen werden.

      Vorsicht: Malachitgrünoxalat ist sehr giftig und steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Das Pulver sollte nach Möglichkeit im Freien und mit Gummihandschuhen und Mundschutz verarbeitet werden, die Stammlösung ebenfalls mit Handschuhen. Die Stammlösung ist sehr lichtempfindlich, sie sollte kühl und dunkel, aber nicht in der Nähe von Lebensmitteln aufbewahrt werden.

      Nachtrag: Oft tritt Ichthyo auf, kurz nachdem neue Fische ins Aquarium gesetzt werden. Meist wird dann die Schuld dem Händler zugewiesen, man behauptet, er habe kranke Fische verkauft, weil sie nach nur einer Woche Pünktchen bekommen.
      Dem ist nicht so!

      Auch die oft zitierten "Dauerstadien" sind bei Ichtyo nicht bekannt und treten im gesamten Verwandtschaftskreis nicht auf. Ich halte es also für unwahrscheinlich, daß es sie gibt. Häufig kommt es im Aquarium jedoch zu einem Minimalbefall der vorhandenen Fische. Er bleibt für den Aquarianer unsichtbar und ist für den Fisch nicht sehr störend. Meist sitzen mikroskopisch kleine Trophozoiten an den Basen der Brustflossen, in den Kiemen oder sonstigen schlecht erreichbaren Stellen. Sie werden dort nicht besonders groß, da das Immunsystem der Fische ihnen sehr zu schaffen macht, deswegen sieht man sie nicht.
      In den meisten Aquarien stellt sich auf diese Weise ein Wirt-Parasiten-Gleichgewicht ein, mit dem beide ganz gut leben können. So stellt es übrigens den Idealfall für einen Parasiten dar.
      Kommen nun neue Fische ins Becken, deren spezifische Immunabwehr diesen Ichthyphthirius-Stamm nicht kennt, können sich die Parasiten auf diesen Fischen hervorragend vermehren. Eine große Zahl von Schwärmern wird gebildet und auch die alteingesessenen Fische werden angeschwommen. Durch die zahlreichen Löcher, die die Trophozoiten in der Epidermis (= Diffusionsbarriere) der Fische verursachen, werden auch die Fische aus dem Altbesatz geschwächt, die Epidemie greift um sich.
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      Die hier gegebenen Behandlungsempfehlung ist sorgfältig geprüft worden und hat sich vielerorts als praktikabel erwiesen. Dennoch übernimmt der Autor keinerlei Haftung für Schäden, die durch ihre Anwendung an Mensch, Tier, Umwelt oder Gegenständen entstehen.


      Quelle: tobias-moeser.de/ichthyo3.php
      Dieser Text stammt von Tobias Möser und wir durften ihn mit seiner Zusage übernehmen. Vielen Dank Tobias.

      Die Ichthyo-FAQ

      Zu Ichthyophthirius multifiliis gibt es immernoch eine Menge Fragen, um sie nicht immer per Mail beantworten zu müssen, poste ich hier mal eine FAQ:

      Muß ich Ichthyo auf jeden Fall behandeln oder geht das auch so weder weg?
      In der Natur ist Ichthyo ein eher seltenes Phänomen, dort geht es auch von alleine wieder weg. Da im Aquarium oder Fischteich die Fischdichte sehr viel höher ist als in der Natur, finden zahlreiche Schwärmer einen Wirt, so daß Ichthyo dort nicht weniger, sondern mehr wird. Eine Behandlung muß also zum Wohle der Fische erfolgen.

      Wann soll behandelt werden?
      So schnell wie möglich. Je früher Ichthyo entdeckt und behandelt wird, um so höher sind die Heilungschancen und um so besser wird das Medikament vertragen.

      Womit soll behandelt werden?
      Malachitgrünoxalat ist das klassische Mittel der Ichthyo-Behandlung, es wirkt recht gut und ist in jedem Zooladen in Form von fertigen Heilmitteln zu bekommen. JBL hat im Heilmittel "Punktol" ein Derivat von MGO eingesetzt, das nach meiner Erfahrung noch besser wirkt.

      Wie soll behandelt werden?
      Da sowohl MGO als auch das JBL-Derivat lichtempfindlich sind, hat sich eine Behandlung nach folgendem Schema gut bewährt: 1. Tag: Volle Medikamentendosis, 2. Tag: nichts tun, 3. Tag: 80% Wasserwechsel, danach volle Medikamentendosis für das gesamte Wasser. Immer im Wechsel weiter, bis die Krankheit 3 bis 4 Tage nicht mehr zu sehen ist. Während dieser Zeit sollte die Beckenbeleuchtung ausgeschaltet bleiben.

      Wann endet die Behandlung?
      Die Behandlung endet 3 Tage, nach dem beim letzten Fisch irgendwelche Symptome (Pünktchen) festgestellt wurden. Ich würde zum Behandlungsende noch zwei große Wasserwechsel im Tagesabstand folgen lassen.

      Welche Medikamente sind ungeeignet?
      Viele Medikamente auf dem Markt schädigen Ichthyo irgendwie. Spezifisch und damit schonender wirken nur Medikamente mit MGO oder dessen Derivaten. Nicht anwenden würde ich Medikamente, die Kupfer (oft auch als Cuprum bezeichnet) enthalten oder die gar keine Angabe von Inhaltsstoffen besitzen.

      Muß bei der Behandlung die Temperatur erhöht werden?
      Nicht zwingend. Eine Erhöhung der Temperatur verkürzt den Zyklus von Ichthyo und damit die Behandlungsdauer. Außerdem wirken sich hohe Temperaturen negativ auf die Überlebensfähigkeit von Ichthyo aus. Dabei muß aber immer auf die Ansprüche der Fische geachtet werden.

      Wie kommt Ichthyo in mein Becken?
      In den allermeisten Fällen war es bereits da. Viele Fische tragen den Erreger mit sich herum, ohne daß eine sichtbare Epidemie ausbricht. In seltenen Fällen kann Ichthyo mit Wasserpflanzen und anderen Einrichtungsgegenständen transportiert werden, theoretisch sind Bodenphasen sogar auf Krebspanzern denkbar, aber noch nie nachgewiesen worden.

      Wieso habe ich ausgerechnet jetzt eine Epidemie?
      Durch eine Veränderung, ob schleichend oder rapide hat sich die Situation des Erregers verbessert. Meist hängt das mit dem Immunsystem der Fische zusammen, das durch irgend etwas geschwächt wird. Hier sind v.a. Stress und schlechte Wasserchemie/ Hygiene zu nennen.

      Ich habe neue Fische gekauft, kurz danach waren sie voll Pünktchen, haben sie den Erreger mitgebracht?
      Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Häufig sind neue Fische geeignete Wirte für die im Becken vorhandenen Parasiten, da ihre Immunabwehr diese speziellen Erregerstämme nicht kennt. Sie werden also heftiger befallen als die Alteingesessenen.

      Welche Tiere werden befallen?
      Ausschließlich Knochenfische. Bisher wurde Ichthyo noch nie bei einem anderen Organismus nachgewiesen, egal ob Molch, Schnecke, Garnele oder Krebs. Auch Knorpelfische wie Süßwasserrochen werden vermutlich nicht befallen. In den 60er Jahren gab es Gerüchte, daß Ichthyo beim Menschen zu einer Hautinfektion führt, das konnte dermatologisch widerlegt werden.

      Wie werde ich Ichthyo komplett los?
      Vergessen Sie's. Das haut nicht hin. Wenn Ichthyo einmal in einem Aquarium ist, kann man den Erreger bekämpfen, aber früher oder später werden sich neue Stämme einstellen und arrangieren. Man wird sie nicht bemerken, aber sie sind da.

      Wie kann ich vermeiden, Ichthyo zumindest mit Pflanzen und anderen Gegenständen ins Aquarium zu bringen?
      Gegenstände, die das vertragen einfach austrocknen lassen. Das überlebt Ichthyo nicht. Pflanzen eine Woche bei Zimmertemperatur in einem fischfreien Becken in Quarantäne halten, dann ist der Vermehrungszyklus auch unterbrochen.

      Ich habe aus einem Aquarium / Teich alle Fische herausgenommen und in einem Behandlungsbecken behandelt. Wann ist das Aquarium/ der Teich wieder beziehbar?
      Das hängt entscheidend von der Temperatur ab. Bei Zimmertemperatur dauert der Zyklus von Ichthyo zwischen 5 und 7 Tagen, bei 5°C etwa 180 Tage. Nach 120% der Zykluslänge kann das Aquarium bzw. der Teich wieder bezogen werden.

      Gibt es Dauerstadien, die z.B. ein Trockenfallen und Austrocknen überstehen?
      In der gesamten Verwandtschaftsgruppe gibt es diese Stadien nicht, ich halte sie deswegen auch für Ichthyo für unwahrscheinlich. Unerwartete Infektionen lassen sich eher durch latent vorhandene Minimalinfektionen erklären.
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      Die hier gegebenen Behandlungsempfehlung ist sorgfältig geprüft worden und hat sich vielerorts als praktikabel erwiesen. Dennoch übernimmt der Autor keinerlei Haftung für Schäden, die durch ihre Anwendung an Mensch, Tier, Umwelt oder Gegenständen entstehen.

      Quelle: tobias-moeser.de/ichthyo2.php
      Dieser Text stammt von Tobias Möser und wir durften ihn mit seiner Zusage übernehmen. Vielen Dank Tobias.