Ein herzlicher Dank geht an Herrn Dr. rer. nat. Dieter Steinhagen und seinem Team von der Tierärztlichen Hochschule Hannover ( TiHo) für dieses ausführliche Interview:
TEIL 1 :
1. Sollten neue Fische vor dem Einsetzen in ein Gesellschaftsbecken immer eine Quarantäne durchlaufen?
Der Zukauf von Fischen stellt eine große Gefahr für das Einschleppen von Infektionserregern in eine Fischgruppe dar, die gesund ist. Dieses hat für den Komplex "Koiteich" eine kürzlich in unserem Haus angefertigte Dissertation noch einmal deutlich gezeigt. Fischhalter, die bei Einkauf von Fischen sorglos waren, erlitten die höchsten Verluste.
Neu erworbene Fische werden gefangen, transportiert und anschließend in eine für sie fremde Umgebung eingesetzt. Dass diese mit dem Komplex "Transport" verbundenen Maßnahmen für Fische eine große Belastung darstellen, ist durch Untersuchungen an verschiedenen Fischarten sehr gut belegt. Dies bedeutet, dass durch neu erworbene Fische das Risiko eines Krankheitsausbruchs erhöht wird, weil die neu erworbenen Fische in ihrer Widerstandskraft gegenüber Infektionserregern sehr stark geschwächt sind. Parasiten oder Bakterien, die bei gut konditionierten Fischen keine Erkrankungen auslösen, können sich unter diesen Umständen stark vermehren und zu einer Erkrankung führen. Dabei können sowohl die neu erworbenen Fische Ausgangspunkt der Infektion sein, aber auch die Fische im Gesellschaftsbecken können Parasiten in geringer Zahl tragen ohne daran zu erkranken. Diese Parasiten können sich bei den neu erworbenen Fischen vermehren und dann bei ihnen eine Erkrankung verursachen. Im weiteren kommt es dann sogar zu einem Krankheitsausbruch auch bei den alteingesessenen Fischen im Gesellschaftsbecken.
Um das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu vermeiden, empfehlen wir bei jedem Neuzugang eine Quarantäne von mindestens 2, besser 3 Wochen. In dieser Zeit können die neuen Fische den Stress durch den Transport abbauen und sich an die neuen Wasserverhältnisse adaptieren. Sollten sie Infektionserreger mitbringen, kommt üblicherweise eine Erkrankung in dieser Zeit zum Ausbruch und die Fische im Gesellschaftsbecken sind nicht gefährdet. In der Quarantäne können neu erworbene Fische genauer beobachtet werden, so dass Krankheitsanzeichen meist auch früher bemerkt werden als im Gesellschaftsbecken. Erst nach dieser Zeit der Eingewöhnung sollten sie in das Gesellschaftsbecken umgesetzt werden. Die Liste, in denen Erkrankungen in stabilen Fischpopulationen durch das Zusetzen eines kleinen neu zugekauften Fisches ausgelöst wurde, ist leider sehr lang.
2. Wie lange sollte eine Quarantäne andauern?
Die Quarantäne - oder Eingewöhnungszeit - sollte bei Aquarienfischen mindestens 2, besser jedoch 3 bis 4 Wochen betragen. Akute Auswirkungen des Transports, wie erhöhte Spiegel von Stresshormonen im Blut und eine erhöhte Atemfrequenz sind bei den meisten Fischarten nach wenigen Tagen abgeklungen. Bringen Fische pathogene Infektionserreger mit, treten Krankheitssymptome zumeist innerhalb der ersten Woche auf. Während dieser Zeit geht dann von den erkrankten Fischen ein hohes Risiko zur Ansteckung anderer, gesunder Fische aus.
Während der Quarantäne- oder Eingewöhnungszeit sollten die Neuzugänge in einem sauberen, gut eingefahrenen Aquarium mit guten und stabilen Wasserverhältnissen gehalten werden. In diesem Aquarium sollten sich keine anderen Fische befinden. Da die meisten Infektionserreger ohne Fisch nur kurze Zeit überleben, sollte das Quarantänebecken vor den Einsatz der Neuzugänge über einige Zeit fischfrei gewesen sein oder es sollte neu befüllt werden. Das Aquarium sollte den Fischen ein großzügiges Wasservolumen zur Verfügung stellen, Versteckmöglichkeiten bieten, die Fische sollten jedoch gut beobachtet werden können. Während der Eingewöhnungsphase sollten Sie der Wasserqualität hohe Aufmerksamkeit widmen und lieber einmal öfter einen Wasserwechsel vornehmen, als die Intervalle zu lang werden zu lassen. Wasserwechsel sollten etwa 25 bis 30 % des Beckeninhalts betragen. Um keine Infektionserreger von Becken zu Becken zu verschleppen, sollte das Quarantänebecken vom Wasserkreislauf der übrigen Becken getrennt sein, es vermieden werden, dass Spritzwasser in die übrigen Becken gelangt und für das Quatantänebecken eigene Netze, Thermometer, Scheibenreiniger und Schläuche verwendet werden.
Desinfektion: Die Anwendung von Desinfektionsmittel stellt immer eine Gefahr für den Anwender (Formalin) oder für Fische dar. Da meisten Krankheitserreger von Fischen hohe Salzgehalte im Wasser und eine Austrocknungsphase nicht vertragen, ist die Anwendung von Desinfektionsmitteln in der Regel nicht nötig. Statt dessen können Netze, Schläuche, Thermometer etc. über Nacht in eine Lösung von ca. 350 g Kochsalz (NaCl) pro Liter Wasser eingetaucht, anschließend gespült und an der Luft getrocknet werden. Sobald die Gegenstände trocken sind, können sie wieder verwendet werden. Muss desinfiziert werden, sollten solche Mittel verwendet werden, die keine waschaktiven Substanzen (Tenside) enthalten, weil Tenside in Spuren bereits Kiemen von Fischen schädigen können. Somit ist der Einsatz aller üblicherweise im Haushalt verwendeten Desinfektionsmittel nicht zu empfehlen. Im Aquarium eingesetzt werden können Substanzen, die nach der Anwendung keine Rückstände hinterlassen, die Fische schädigen können. Dieses wären Mittel, die als Wirkstoffe Wasserstoffperoxid oder Peressigsäure enthalten. Auch die Anwendung dieser Mittel sollte vorsichtig unter Beachtung der Vorschriften zum Arbeitsschutz erfolgen und nach der Anwendung müssen alle desinfizierten Geräte ausgiebig gespült werden, bevor sie wieder mit Fischen in Kontakt kommen. An Fischen sollten Desinfektionsmittel nicht angewendet werden, weil dies schwere Schäden von Haut und Kiemen verursachen kann.
3. Gibt es Krankheiten, die von Wirbellosen auf Fische übertragen werden?
Einige Wirbellose können als Zwischenwirte für Fischparasiten fungieren: Tubifex, Bachflohkrebse (Gammariden) oder Hüpferlinge (Copepoden) können Larvenstadien von Bandwürmern tragen. Copepoden können als Zwischenwirte des Bandwurms Bothriocephalus acheilognathi fungieren, einem Bandwurm aus Karpfen, der allerdings auch in Diskusfischen, Barben und Salmlern bereits gefunden wurde. Schnecken können als Zwischenwirte des ektoparasitischen Saugwurms Transversotrema fungieren.
Infektionen von Wirbellosen mit solchen Fischparasiten, die im Aquarium große Probleme verursachen, wie Ichthyobodo (Costia), Ichthyophthirius multifiliis, Oodinium, Haut- oder Kiemenwürmern, sind nicht bekannt. Allerdings können Schwärmer dieser Infektionserreger oder Eier von Kiemenwürmern an Wirbellosen "kleben" wenn sie aus einem Becken mit Fischen, die von diesen Parasiten befallen sind, in ein anderes Becken eingesetzt werden. Deshalb ist eine Quarantänezeit von ca. ein bis 2 Wochen auch für Wirbellose sinnvoll.
Grundsätzlich können auch fischpathogene Bakterien im Biofilm auf Haut, Chitinpanzer oder im Darm von Wirbellosen vorkommen und somit über Wirbellose in Aquarien eingeschleppt werden. Da gut konditionierte Fische selten an bakteriellen Infektionen erkranken und für eine Infektion oftmals eine große Zahl von Bakterien notwendig ist, wäre die Gefahr des Einschleppens einer Erkrankung nur dann gegeben, wenn Wirbellose aus einem Becken umgesetzt werden, in dem kranke Fische leben.
4. Sollten Wirbellose evtl. auch eine Quarantäne durchlaufen?
Um das Einschleppen von Vermehrungsstadien von Fischparasiten, wie Ichthyophthirius multifiliis, Costia, Oodinium oder von Eiern von Kiemenwürmern zu vermeiden, ist eine Quarantäne für Wirbellose ebenfalls sinnvoll. Zeitlich sollten Wirbellose etwa 1- 2 Wochen gesondert vom Gesellschaftsbecken gehalten werden.
5. Können Fische einen Schlaganfall bekommen und wenn ja, was gibt es an Behandlungsmöglichkeiten ?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Mangel von Sauerstoff oder anderen Substanzen bei Nervenzellen im Gehirn, so dass die Funktion dieser Nervenzellen ausfällt. Eine häufige Ursache liegt in der mangelnden Durchblutung des fraglichen Gehirnbereichs z. Bsp. indem Blutgefäße durch ein Blutgerinnsel verstopft sind. Ursachen hierfür sind Schäden an den normalerweise elastischen Wänden der Blutgefäße (Arteriosklerose). Beim Menschen gelten unter anderem Bluthochdruck, Störung des Fettstoffwechsels, erhöhter Blutzuckerspiegel, Rauchen oder erhöhter Alkoholgenuss als wichtige Risikofaktoren für Arteriosklerose und für Schlaganfall. Faktoren wie Rauchen oder Alkoholgenuss treten bei Fischen natürlich nicht auf und über die Folgen langjähriger Fehlernährung durch unzureichendes Futter liegen im Hinblick auf Arteriosklerose keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Allerdings haben Forscher aus Nimwegen vor einigen Jahren beobachtet, dass Fische, die chronischem Stress durch Abwasser ausgesetzt waren, verdickte Gefäßwände in herznahen Blutgefäßen aufwiesen. Diese Befunde ließen vermuten, dass die chronische Stressbelastung bei den Fischen erhöhten Blutdruck verursachte - mit den aus der Medizin des Menschen bekannten Folgen. In die gleiche Richtung weisen Beobachtungen von Wissenschaftlern aus Australien, die Lachsen mit der Erkrankung "Amoebic Gill Disease (AGD) " untersuchten. Bei diesen Fischen haben sich Amöben auf den Kiemenblättchen angesiedelt und behindern die Sauerstoffaufnahme der Fische. Zur Verblüffung der Wissenschaftler starben an AGD erkrankte Lachse nicht, wie zu vermuten war an Sauerstoffmangel sondern an Herzversagen. Die Lachse wiesen einen gesteigerten Blutdruck, verengte Blutgefäße und Veränderungen am Herzen auf. Diese Arbeiten zeigen, dass Fische "Bluthochdruck" erleiden können, welche Konsequenzen sich hieraus ergeben, und welche Faktoren den "Bluthochdruck" auslösen können, ist bisher noch unklar. Ebenso ist unklar, ob es im Zusammenhang mit den "Bluthochdruck" zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen kann.
Die Durchblutung von Geweben und damit auch dem Gehirn kann zudem im Laufe einer "Gasblasenkrankheit" eingeschränkt sein. Fische können von der Gasblasenkrankheit betroffen sein, wenn sie in Wasser schwimmen, das mit Gas übersättigt ist, zu Bespiel wenn in einem Warmwasser-Aquarium ein Wasserwechsel mit kalten Leitungswasser vorgenommen wurde. Kenntlich ist eine Gasübersättigung daran, dass sich Gasblasen an der Scheibe des Aquariums, an Wasserpflanzen oder Einrichtungsgegenständen bilden (Sprudelflaschen-Effekt). Solche Gasblasen können sich dann auch in den Blutgefäßen von Fischen bilden und den Blutfluss in Gewebebereichen, wie in Bereichen des Gehirns unterbrechen.
Eine gezielte Behandlung von Durchblutungsstörungen ist bei Fischen nicht möglich.
TEIL 1 :
1. Sollten neue Fische vor dem Einsetzen in ein Gesellschaftsbecken immer eine Quarantäne durchlaufen?
Der Zukauf von Fischen stellt eine große Gefahr für das Einschleppen von Infektionserregern in eine Fischgruppe dar, die gesund ist. Dieses hat für den Komplex "Koiteich" eine kürzlich in unserem Haus angefertigte Dissertation noch einmal deutlich gezeigt. Fischhalter, die bei Einkauf von Fischen sorglos waren, erlitten die höchsten Verluste.
Neu erworbene Fische werden gefangen, transportiert und anschließend in eine für sie fremde Umgebung eingesetzt. Dass diese mit dem Komplex "Transport" verbundenen Maßnahmen für Fische eine große Belastung darstellen, ist durch Untersuchungen an verschiedenen Fischarten sehr gut belegt. Dies bedeutet, dass durch neu erworbene Fische das Risiko eines Krankheitsausbruchs erhöht wird, weil die neu erworbenen Fische in ihrer Widerstandskraft gegenüber Infektionserregern sehr stark geschwächt sind. Parasiten oder Bakterien, die bei gut konditionierten Fischen keine Erkrankungen auslösen, können sich unter diesen Umständen stark vermehren und zu einer Erkrankung führen. Dabei können sowohl die neu erworbenen Fische Ausgangspunkt der Infektion sein, aber auch die Fische im Gesellschaftsbecken können Parasiten in geringer Zahl tragen ohne daran zu erkranken. Diese Parasiten können sich bei den neu erworbenen Fischen vermehren und dann bei ihnen eine Erkrankung verursachen. Im weiteren kommt es dann sogar zu einem Krankheitsausbruch auch bei den alteingesessenen Fischen im Gesellschaftsbecken.
Um das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu vermeiden, empfehlen wir bei jedem Neuzugang eine Quarantäne von mindestens 2, besser 3 Wochen. In dieser Zeit können die neuen Fische den Stress durch den Transport abbauen und sich an die neuen Wasserverhältnisse adaptieren. Sollten sie Infektionserreger mitbringen, kommt üblicherweise eine Erkrankung in dieser Zeit zum Ausbruch und die Fische im Gesellschaftsbecken sind nicht gefährdet. In der Quarantäne können neu erworbene Fische genauer beobachtet werden, so dass Krankheitsanzeichen meist auch früher bemerkt werden als im Gesellschaftsbecken. Erst nach dieser Zeit der Eingewöhnung sollten sie in das Gesellschaftsbecken umgesetzt werden. Die Liste, in denen Erkrankungen in stabilen Fischpopulationen durch das Zusetzen eines kleinen neu zugekauften Fisches ausgelöst wurde, ist leider sehr lang.
2. Wie lange sollte eine Quarantäne andauern?
Die Quarantäne - oder Eingewöhnungszeit - sollte bei Aquarienfischen mindestens 2, besser jedoch 3 bis 4 Wochen betragen. Akute Auswirkungen des Transports, wie erhöhte Spiegel von Stresshormonen im Blut und eine erhöhte Atemfrequenz sind bei den meisten Fischarten nach wenigen Tagen abgeklungen. Bringen Fische pathogene Infektionserreger mit, treten Krankheitssymptome zumeist innerhalb der ersten Woche auf. Während dieser Zeit geht dann von den erkrankten Fischen ein hohes Risiko zur Ansteckung anderer, gesunder Fische aus.
Während der Quarantäne- oder Eingewöhnungszeit sollten die Neuzugänge in einem sauberen, gut eingefahrenen Aquarium mit guten und stabilen Wasserverhältnissen gehalten werden. In diesem Aquarium sollten sich keine anderen Fische befinden. Da die meisten Infektionserreger ohne Fisch nur kurze Zeit überleben, sollte das Quarantänebecken vor den Einsatz der Neuzugänge über einige Zeit fischfrei gewesen sein oder es sollte neu befüllt werden. Das Aquarium sollte den Fischen ein großzügiges Wasservolumen zur Verfügung stellen, Versteckmöglichkeiten bieten, die Fische sollten jedoch gut beobachtet werden können. Während der Eingewöhnungsphase sollten Sie der Wasserqualität hohe Aufmerksamkeit widmen und lieber einmal öfter einen Wasserwechsel vornehmen, als die Intervalle zu lang werden zu lassen. Wasserwechsel sollten etwa 25 bis 30 % des Beckeninhalts betragen. Um keine Infektionserreger von Becken zu Becken zu verschleppen, sollte das Quarantänebecken vom Wasserkreislauf der übrigen Becken getrennt sein, es vermieden werden, dass Spritzwasser in die übrigen Becken gelangt und für das Quatantänebecken eigene Netze, Thermometer, Scheibenreiniger und Schläuche verwendet werden.
Desinfektion: Die Anwendung von Desinfektionsmittel stellt immer eine Gefahr für den Anwender (Formalin) oder für Fische dar. Da meisten Krankheitserreger von Fischen hohe Salzgehalte im Wasser und eine Austrocknungsphase nicht vertragen, ist die Anwendung von Desinfektionsmitteln in der Regel nicht nötig. Statt dessen können Netze, Schläuche, Thermometer etc. über Nacht in eine Lösung von ca. 350 g Kochsalz (NaCl) pro Liter Wasser eingetaucht, anschließend gespült und an der Luft getrocknet werden. Sobald die Gegenstände trocken sind, können sie wieder verwendet werden. Muss desinfiziert werden, sollten solche Mittel verwendet werden, die keine waschaktiven Substanzen (Tenside) enthalten, weil Tenside in Spuren bereits Kiemen von Fischen schädigen können. Somit ist der Einsatz aller üblicherweise im Haushalt verwendeten Desinfektionsmittel nicht zu empfehlen. Im Aquarium eingesetzt werden können Substanzen, die nach der Anwendung keine Rückstände hinterlassen, die Fische schädigen können. Dieses wären Mittel, die als Wirkstoffe Wasserstoffperoxid oder Peressigsäure enthalten. Auch die Anwendung dieser Mittel sollte vorsichtig unter Beachtung der Vorschriften zum Arbeitsschutz erfolgen und nach der Anwendung müssen alle desinfizierten Geräte ausgiebig gespült werden, bevor sie wieder mit Fischen in Kontakt kommen. An Fischen sollten Desinfektionsmittel nicht angewendet werden, weil dies schwere Schäden von Haut und Kiemen verursachen kann.
3. Gibt es Krankheiten, die von Wirbellosen auf Fische übertragen werden?
Einige Wirbellose können als Zwischenwirte für Fischparasiten fungieren: Tubifex, Bachflohkrebse (Gammariden) oder Hüpferlinge (Copepoden) können Larvenstadien von Bandwürmern tragen. Copepoden können als Zwischenwirte des Bandwurms Bothriocephalus acheilognathi fungieren, einem Bandwurm aus Karpfen, der allerdings auch in Diskusfischen, Barben und Salmlern bereits gefunden wurde. Schnecken können als Zwischenwirte des ektoparasitischen Saugwurms Transversotrema fungieren.
Infektionen von Wirbellosen mit solchen Fischparasiten, die im Aquarium große Probleme verursachen, wie Ichthyobodo (Costia), Ichthyophthirius multifiliis, Oodinium, Haut- oder Kiemenwürmern, sind nicht bekannt. Allerdings können Schwärmer dieser Infektionserreger oder Eier von Kiemenwürmern an Wirbellosen "kleben" wenn sie aus einem Becken mit Fischen, die von diesen Parasiten befallen sind, in ein anderes Becken eingesetzt werden. Deshalb ist eine Quarantänezeit von ca. ein bis 2 Wochen auch für Wirbellose sinnvoll.
Grundsätzlich können auch fischpathogene Bakterien im Biofilm auf Haut, Chitinpanzer oder im Darm von Wirbellosen vorkommen und somit über Wirbellose in Aquarien eingeschleppt werden. Da gut konditionierte Fische selten an bakteriellen Infektionen erkranken und für eine Infektion oftmals eine große Zahl von Bakterien notwendig ist, wäre die Gefahr des Einschleppens einer Erkrankung nur dann gegeben, wenn Wirbellose aus einem Becken umgesetzt werden, in dem kranke Fische leben.
4. Sollten Wirbellose evtl. auch eine Quarantäne durchlaufen?
Um das Einschleppen von Vermehrungsstadien von Fischparasiten, wie Ichthyophthirius multifiliis, Costia, Oodinium oder von Eiern von Kiemenwürmern zu vermeiden, ist eine Quarantäne für Wirbellose ebenfalls sinnvoll. Zeitlich sollten Wirbellose etwa 1- 2 Wochen gesondert vom Gesellschaftsbecken gehalten werden.
5. Können Fische einen Schlaganfall bekommen und wenn ja, was gibt es an Behandlungsmöglichkeiten ?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Mangel von Sauerstoff oder anderen Substanzen bei Nervenzellen im Gehirn, so dass die Funktion dieser Nervenzellen ausfällt. Eine häufige Ursache liegt in der mangelnden Durchblutung des fraglichen Gehirnbereichs z. Bsp. indem Blutgefäße durch ein Blutgerinnsel verstopft sind. Ursachen hierfür sind Schäden an den normalerweise elastischen Wänden der Blutgefäße (Arteriosklerose). Beim Menschen gelten unter anderem Bluthochdruck, Störung des Fettstoffwechsels, erhöhter Blutzuckerspiegel, Rauchen oder erhöhter Alkoholgenuss als wichtige Risikofaktoren für Arteriosklerose und für Schlaganfall. Faktoren wie Rauchen oder Alkoholgenuss treten bei Fischen natürlich nicht auf und über die Folgen langjähriger Fehlernährung durch unzureichendes Futter liegen im Hinblick auf Arteriosklerose keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Allerdings haben Forscher aus Nimwegen vor einigen Jahren beobachtet, dass Fische, die chronischem Stress durch Abwasser ausgesetzt waren, verdickte Gefäßwände in herznahen Blutgefäßen aufwiesen. Diese Befunde ließen vermuten, dass die chronische Stressbelastung bei den Fischen erhöhten Blutdruck verursachte - mit den aus der Medizin des Menschen bekannten Folgen. In die gleiche Richtung weisen Beobachtungen von Wissenschaftlern aus Australien, die Lachsen mit der Erkrankung "Amoebic Gill Disease (AGD) " untersuchten. Bei diesen Fischen haben sich Amöben auf den Kiemenblättchen angesiedelt und behindern die Sauerstoffaufnahme der Fische. Zur Verblüffung der Wissenschaftler starben an AGD erkrankte Lachse nicht, wie zu vermuten war an Sauerstoffmangel sondern an Herzversagen. Die Lachse wiesen einen gesteigerten Blutdruck, verengte Blutgefäße und Veränderungen am Herzen auf. Diese Arbeiten zeigen, dass Fische "Bluthochdruck" erleiden können, welche Konsequenzen sich hieraus ergeben, und welche Faktoren den "Bluthochdruck" auslösen können, ist bisher noch unklar. Ebenso ist unklar, ob es im Zusammenhang mit den "Bluthochdruck" zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen kann.
Die Durchblutung von Geweben und damit auch dem Gehirn kann zudem im Laufe einer "Gasblasenkrankheit" eingeschränkt sein. Fische können von der Gasblasenkrankheit betroffen sein, wenn sie in Wasser schwimmen, das mit Gas übersättigt ist, zu Bespiel wenn in einem Warmwasser-Aquarium ein Wasserwechsel mit kalten Leitungswasser vorgenommen wurde. Kenntlich ist eine Gasübersättigung daran, dass sich Gasblasen an der Scheibe des Aquariums, an Wasserpflanzen oder Einrichtungsgegenständen bilden (Sprudelflaschen-Effekt). Solche Gasblasen können sich dann auch in den Blutgefäßen von Fischen bilden und den Blutfluss in Gewebebereichen, wie in Bereichen des Gehirns unterbrechen.
Eine gezielte Behandlung von Durchblutungsstörungen ist bei Fischen nicht möglich.
Gruß Jens - Olaf
24-7-365 -- das ist nicht meine Telefonnummer.
Das ist die Einsatzbereitschaft der
Freiwilligen Feuerwehr.
Ich bin dabei! Und DU ?
24-7-365 -- das ist nicht meine Telefonnummer.
Das ist die Einsatzbereitschaft der
Freiwilligen Feuerwehr.
Ich bin dabei! Und DU ?