Angepinnt Fachinterview mit Herrn Dieter Steinhagen von der TiHo Hannover


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  • Fachinterview mit Herrn Dieter Steinhagen von der TiHo Hannover

    Ein herzlicher Dank geht an Herrn Dr. rer. nat. Dieter Steinhagen und seinem Team von der Tierärztlichen Hochschule Hannover ( TiHo) für dieses ausführliche Interview:


    TEIL 1 :

    1. Sollten neue Fische vor dem Einsetzen in ein Gesellschaftsbecken immer eine Quarantäne durchlaufen?

    Der Zukauf von Fischen stellt eine große Gefahr für das Einschleppen von Infektionserregern in eine Fischgruppe dar, die gesund ist. Dieses hat für den Komplex "Koiteich" eine kürzlich in unserem Haus angefertigte Dissertation noch einmal deutlich gezeigt. Fischhalter, die bei Einkauf von Fischen sorglos waren, erlitten die höchsten Verluste.
    Neu erworbene Fische werden gefangen, transportiert und anschließend in eine für sie fremde Umgebung eingesetzt. Dass diese mit dem Komplex "Transport" verbundenen Maßnahmen für Fische eine große Belastung darstellen, ist durch Untersuchungen an verschiedenen Fischarten sehr gut belegt. Dies bedeutet, dass durch neu erworbene Fische das Risiko eines Krankheitsausbruchs erhöht wird, weil die neu erworbenen Fische in ihrer Widerstandskraft gegenüber Infektionserregern sehr stark geschwächt sind. Parasiten oder Bakterien, die bei gut konditionierten Fischen keine Erkrankungen auslösen, können sich unter diesen Umständen stark vermehren und zu einer Erkrankung führen. Dabei können sowohl die neu erworbenen Fische Ausgangspunkt der Infektion sein, aber auch die Fische im Gesellschaftsbecken können Parasiten in geringer Zahl tragen ohne daran zu erkranken. Diese Parasiten können sich bei den neu erworbenen Fischen vermehren und dann bei ihnen eine Erkrankung verursachen. Im weiteren kommt es dann sogar zu einem Krankheitsausbruch auch bei den alteingesessenen Fischen im Gesellschaftsbecken.
    Um das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu vermeiden, empfehlen wir bei jedem Neuzugang eine Quarantäne von mindestens 2, besser 3 Wochen. In dieser Zeit können die neuen Fische den Stress durch den Transport abbauen und sich an die neuen Wasserverhältnisse adaptieren. Sollten sie Infektionserreger mitbringen, kommt üblicherweise eine Erkrankung in dieser Zeit zum Ausbruch und die Fische im Gesellschaftsbecken sind nicht gefährdet. In der Quarantäne können neu erworbene Fische genauer beobachtet werden, so dass Krankheitsanzeichen meist auch früher bemerkt werden als im Gesellschaftsbecken. Erst nach dieser Zeit der Eingewöhnung sollten sie in das Gesellschaftsbecken umgesetzt werden. Die Liste, in denen Erkrankungen in stabilen Fischpopulationen durch das Zusetzen eines kleinen neu zugekauften Fisches ausgelöst wurde, ist leider sehr lang.

    2. Wie lange sollte eine Quarantäne andauern?

    Die Quarantäne - oder Eingewöhnungszeit - sollte bei Aquarienfischen mindestens 2, besser jedoch 3 bis 4 Wochen betragen. Akute Auswirkungen des Transports, wie erhöhte Spiegel von Stresshormonen im Blut und eine erhöhte Atemfrequenz sind bei den meisten Fischarten nach wenigen Tagen abgeklungen. Bringen Fische pathogene Infektionserreger mit, treten Krankheitssymptome zumeist innerhalb der ersten Woche auf. Während dieser Zeit geht dann von den erkrankten Fischen ein hohes Risiko zur Ansteckung anderer, gesunder Fische aus.
    Während der Quarantäne- oder Eingewöhnungszeit sollten die Neuzugänge in einem sauberen, gut eingefahrenen Aquarium mit guten und stabilen Wasserverhältnissen gehalten werden. In diesem Aquarium sollten sich keine anderen Fische befinden. Da die meisten Infektionserreger ohne Fisch nur kurze Zeit überleben, sollte das Quarantänebecken vor den Einsatz der Neuzugänge über einige Zeit fischfrei gewesen sein oder es sollte neu befüllt werden. Das Aquarium sollte den Fischen ein großzügiges Wasservolumen zur Verfügung stellen, Versteckmöglichkeiten bieten, die Fische sollten jedoch gut beobachtet werden können. Während der Eingewöhnungsphase sollten Sie der Wasserqualität hohe Aufmerksamkeit widmen und lieber einmal öfter einen Wasserwechsel vornehmen, als die Intervalle zu lang werden zu lassen. Wasserwechsel sollten etwa 25 bis 30 % des Beckeninhalts betragen. Um keine Infektionserreger von Becken zu Becken zu verschleppen, sollte das Quarantänebecken vom Wasserkreislauf der übrigen Becken getrennt sein, es vermieden werden, dass Spritzwasser in die übrigen Becken gelangt und für das Quatantänebecken eigene Netze, Thermometer, Scheibenreiniger und Schläuche verwendet werden.
    Desinfektion: Die Anwendung von Desinfektionsmittel stellt immer eine Gefahr für den Anwender (Formalin) oder für Fische dar. Da meisten Krankheitserreger von Fischen hohe Salzgehalte im Wasser und eine Austrocknungsphase nicht vertragen, ist die Anwendung von Desinfektionsmitteln in der Regel nicht nötig. Statt dessen können Netze, Schläuche, Thermometer etc. über Nacht in eine Lösung von ca. 350 g Kochsalz (NaCl) pro Liter Wasser eingetaucht, anschließend gespült und an der Luft getrocknet werden. Sobald die Gegenstände trocken sind, können sie wieder verwendet werden. Muss desinfiziert werden, sollten solche Mittel verwendet werden, die keine waschaktiven Substanzen (Tenside) enthalten, weil Tenside in Spuren bereits Kiemen von Fischen schädigen können. Somit ist der Einsatz aller üblicherweise im Haushalt verwendeten Desinfektionsmittel nicht zu empfehlen. Im Aquarium eingesetzt werden können Substanzen, die nach der Anwendung keine Rückstände hinterlassen, die Fische schädigen können. Dieses wären Mittel, die als Wirkstoffe Wasserstoffperoxid oder Peressigsäure enthalten. Auch die Anwendung dieser Mittel sollte vorsichtig unter Beachtung der Vorschriften zum Arbeitsschutz erfolgen und nach der Anwendung müssen alle desinfizierten Geräte ausgiebig gespült werden, bevor sie wieder mit Fischen in Kontakt kommen. An Fischen sollten Desinfektionsmittel nicht angewendet werden, weil dies schwere Schäden von Haut und Kiemen verursachen kann.

    3. Gibt es Krankheiten, die von Wirbellosen auf Fische übertragen werden?

    Einige Wirbellose können als Zwischenwirte für Fischparasiten fungieren: Tubifex, Bachflohkrebse (Gammariden) oder Hüpferlinge (Copepoden) können Larvenstadien von Bandwürmern tragen. Copepoden können als Zwischenwirte des Bandwurms Bothriocephalus acheilognathi fungieren, einem Bandwurm aus Karpfen, der allerdings auch in Diskusfischen, Barben und Salmlern bereits gefunden wurde. Schnecken können als Zwischenwirte des ektoparasitischen Saugwurms Transversotrema fungieren.
    Infektionen von Wirbellosen mit solchen Fischparasiten, die im Aquarium große Probleme verursachen, wie Ichthyobodo (Costia), Ichthyophthirius multifiliis, Oodinium, Haut- oder Kiemenwürmern, sind nicht bekannt. Allerdings können Schwärmer dieser Infektionserreger oder Eier von Kiemenwürmern an Wirbellosen "kleben" wenn sie aus einem Becken mit Fischen, die von diesen Parasiten befallen sind, in ein anderes Becken eingesetzt werden. Deshalb ist eine Quarantänezeit von ca. ein bis 2 Wochen auch für Wirbellose sinnvoll.
    Grundsätzlich können auch fischpathogene Bakterien im Biofilm auf Haut, Chitinpanzer oder im Darm von Wirbellosen vorkommen und somit über Wirbellose in Aquarien eingeschleppt werden. Da gut konditionierte Fische selten an bakteriellen Infektionen erkranken und für eine Infektion oftmals eine große Zahl von Bakterien notwendig ist, wäre die Gefahr des Einschleppens einer Erkrankung nur dann gegeben, wenn Wirbellose aus einem Becken umgesetzt werden, in dem kranke Fische leben.

    4. Sollten Wirbellose evtl. auch eine Quarantäne durchlaufen?

    Um das Einschleppen von Vermehrungsstadien von Fischparasiten, wie Ichthyophthirius multifiliis, Costia, Oodinium oder von Eiern von Kiemenwürmern zu vermeiden, ist eine Quarantäne für Wirbellose ebenfalls sinnvoll. Zeitlich sollten Wirbellose etwa 1- 2 Wochen gesondert vom Gesellschaftsbecken gehalten werden.

    5. Können Fische einen Schlaganfall bekommen und wenn ja, was gibt es an Behandlungsmöglichkeiten ?

    Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Mangel von Sauerstoff oder anderen Substanzen bei Nervenzellen im Gehirn, so dass die Funktion dieser Nervenzellen ausfällt. Eine häufige Ursache liegt in der mangelnden Durchblutung des fraglichen Gehirnbereichs z. Bsp. indem Blutgefäße durch ein Blutgerinnsel verstopft sind. Ursachen hierfür sind Schäden an den normalerweise elastischen Wänden der Blutgefäße (Arteriosklerose). Beim Menschen gelten unter anderem Bluthochdruck, Störung des Fettstoffwechsels, erhöhter Blutzuckerspiegel, Rauchen oder erhöhter Alkoholgenuss als wichtige Risikofaktoren für Arteriosklerose und für Schlaganfall. Faktoren wie Rauchen oder Alkoholgenuss treten bei Fischen natürlich nicht auf und über die Folgen langjähriger Fehlernährung durch unzureichendes Futter liegen im Hinblick auf Arteriosklerose keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Allerdings haben Forscher aus Nimwegen vor einigen Jahren beobachtet, dass Fische, die chronischem Stress durch Abwasser ausgesetzt waren, verdickte Gefäßwände in herznahen Blutgefäßen aufwiesen. Diese Befunde ließen vermuten, dass die chronische Stressbelastung bei den Fischen erhöhten Blutdruck verursachte - mit den aus der Medizin des Menschen bekannten Folgen. In die gleiche Richtung weisen Beobachtungen von Wissenschaftlern aus Australien, die Lachsen mit der Erkrankung "Amoebic Gill Disease (AGD) " untersuchten. Bei diesen Fischen haben sich Amöben auf den Kiemenblättchen angesiedelt und behindern die Sauerstoffaufnahme der Fische. Zur Verblüffung der Wissenschaftler starben an AGD erkrankte Lachse nicht, wie zu vermuten war an Sauerstoffmangel sondern an Herzversagen. Die Lachse wiesen einen gesteigerten Blutdruck, verengte Blutgefäße und Veränderungen am Herzen auf. Diese Arbeiten zeigen, dass Fische "Bluthochdruck" erleiden können, welche Konsequenzen sich hieraus ergeben, und welche Faktoren den "Bluthochdruck" auslösen können, ist bisher noch unklar. Ebenso ist unklar, ob es im Zusammenhang mit den "Bluthochdruck" zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen kann.
    Die Durchblutung von Geweben und damit auch dem Gehirn kann zudem im Laufe einer "Gasblasenkrankheit" eingeschränkt sein. Fische können von der Gasblasenkrankheit betroffen sein, wenn sie in Wasser schwimmen, das mit Gas übersättigt ist, zu Bespiel wenn in einem Warmwasser-Aquarium ein Wasserwechsel mit kalten Leitungswasser vorgenommen wurde. Kenntlich ist eine Gasübersättigung daran, dass sich Gasblasen an der Scheibe des Aquariums, an Wasserpflanzen oder Einrichtungsgegenständen bilden (Sprudelflaschen-Effekt). Solche Gasblasen können sich dann auch in den Blutgefäßen von Fischen bilden und den Blutfluss in Gewebebereichen, wie in Bereichen des Gehirns unterbrechen.
    Eine gezielte Behandlung von Durchblutungsstörungen ist bei Fischen nicht möglich.
    Gruß Jens - Olaf


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  • Wichtig : Teil 2 Fachinterview mit Herrn Dr. Dieter Steinhagen von der TiHo Hannover

    6. Wie sieht Ihr Arbeitsfeld in der Abteilung "Fischkrankheiten" aus und wer kann sich an Sie wenden?

    Das Arbeitsfeld der Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung der Tierärztlichen Hochschule Hannover liegt in Forschung, Lehre und Dienstleistung auf dem Gebiet von Erkrankungen bei Fischen.
    Gegenstand unserer Forschungsarbeiten sind Untersuchungen an Infektionserkrankungen bei Fischen: wie gelangen Infektionserreger aus dem Wasser über Schleimhaut, Kiemen oder Darm in den Körper von Fischen und wie verhindern Fische das Eindringen von Infektionserregern. Wir untersuchen, über welche Abwehrreaktionen Fische verfügen, wie sie diese Reaktionen gegen Krankheitserreger einsetzten und wie Infektionserreger die Aktivierung der Abwehrreaktionen unterlaufen. Wir untersuchen zudem die Verbreitung von Viren in den Aalbeständen in den Gewässern Norddeutschlands, die Ausbreitung des Koi-Herpesvirus über ablaufendes Wasser in Teichwirtschaften, die Auswirkung von veränderten Wasserparametern auf die Gesundheit von Fischen und die Frage, ob Speisefische vor dem Schlachten so weit betäubt werden können, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Diese Forschungsarbeiten werden von der Europäischen Union, sowie von Förderinstitutionen des Bundes und der Länder finanziert.
    Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist Dienstleistung auf dem Gebiet der Fischkrankheiten und die Ausbildung von Studierenden der Veterinärmedizin im Bereich "Fischkrankheiten" zu sachkundigen "Fischtierärzten". Um diese Aufgabe möglichst praxisnah zu erfüllen, halten wir eine Sprechstunde ab, in der kranke Fische vorgestellt werden können. In dieser Sprechstunde können erkrankte Fische aus tropischen Süßwasser- oder Seewasser- Aquarien vorgestellt werden, Fische aus Gartenteichen und natürlich auch Speisefische aus Teichwirtschaften oder Aquakultur. Auf diese Weise möchten wir Fisch-Liebhabern und Fischfarmern kompetente Hilfe bei Erkrankungen ihrer Fische anbieten. Erfahrene Tierärztinnen oder Tierärzte untersuchen die vorgestellten Patienten, stellen eine Krankheitsdiagnose und geben eine Behandlungsempfehlung. Zusammen mit den erfahrenen "Fischtierärzten" arbeiten Studierende und Tierärzte in der Fach-Ausbildung und erhalten so die Möglichkeit, in der Praxis unter Anleitung Fertigkeiten und Kenntnisse zu erlernen, die für eine fundierte Gesundheitsversorgung von Fischen nötig sind. Unsere Sprechstunden sind zur Zeit Montags, Donnerstags und Freitags von 9 bis 12 h sowie zusätzlich weitere Termine an diesen Tagen nach telefonischer Vereinbarung. Eine telefonischen Voranmeldung sollte möglichst erfolgen, damit lange Wartezeiten vermieden werden. Unsere Sprechzeiten richten sich nicht an eine spezielle Gruppe von Klienten sondern an alle Fischbesitzer mit erkrankten Fischen oder Fragen zur Fischgesundheit.

    7. Können Sie alternative Mittel zur Unterstützung von Krankheiten, z.B. den Einsatz von Salz bei Krankheitszeichen empfehlen?

    Das Auftreten von Erkrankungen bei Fischen ist vielfach ein sehr vielschichtiges Geschehen. Oft lassen sich Erkrankungen bei Fischen bestimmten Ereignissen, wie Transport, Neuzugängen, nicht optimale Sauerstoffversorgung/ Wasserpflege wegen Urlaub oder ähnlichem in Verbindung bringen. Deshalb können bereits Maßnahmen zur verbesserten Pflege, wie kürzere Intervalle für einen Wasserwechsel, eine verbesserte Belüftung oder verbesserte Filterung des Wassers Krankheitssymptome verschwinden lassen. Hier ist eine gute Beobachtungsgabe und die Erfahrung der Aquarianerin oder des Aquarianers gefragt: Je frühzeitiger Krankheitsanzeichen bemerkt werden, desto günstiger sind die Heilungschancen. Werden Verhaltensänderungen, wie geringere Schwimmaktivität, reduzierte Futteraufnahme oder Veränderungen an Haut und Flossen beobachtet, wären Maßnahmen wie Wasserwechsel, oder Überprüfen der Belüftung und Filterung anzuraten. Wenn sich dadurch keine Besserung einstellt, sollte der Sache mit einer gezielten Diagnostik auf den Grund gegangen werden.
    Der Einsatz von Kochsalz kann z. Bsp. sehr gut nach anstrengendem Transport über einen Zeitraum von wenigen Tagen sinnvoll sein, um Stress-Auswirkungen entgegenzuwirken. Aber auch bei einigen Erkrankungen an Haut, Flossen oder Kiemen kann durch Kochsalz im Frühstadium eine gute Wirkung erzielt werden. Die positive Wirkung ist nach wenigen Tagen erschöpft, dann muss das Kochsalz durch Wasserwechsel aus dem Aquarium entfernt werden. In jeden Fall muss eine gute Durchlüftung einem Sauerstoffmangel entgegenwirken. Bei der Anwendung sind Fischart, Wasserhärte, Temperatur und Kondition der Fische mit zu berücksichtigen. Außerdem ist zu bedenken, dass viele Wasserpflanzen auf Kochsalzgaben im Konzentrationsbereich von 1 bis 3 Gramm pro Liter, die hier zur Diskussion stehen, bereits empfindlich reagieren.
    Auch andere alternative Mittel beeinflussen die Wasserchemie und die Fischphysiologie günstig und können im Frühstadium von Erkrankungen z. Bsp. zum Abbau von Stressfolgen erfolgreich eingesetzt werden. Bei akuten Erkrankungen können sie allerdings kein Ersatz für eine gezielte Therapie darstellen. Dann muss gezielt und entschlossen gehandelt werden.

    8. Im Forum ist vor einiger Zeit die Frage aufgekommen, ob es einen
    "Schwarzen Ichthyo- Erreger" gibt. Liegen Ihnen diesbezüglich Informationen vor?

    Die als "Weißpünktchen-Erkrankung" bezeichnete Infektion von Fischen wird von einem Ciliaten, der Wimpern tragende Einzeller Ichthyophthirius multifiliis hervorgerufen. Dieser Einzeller parasitiert in der Haut von Fischen und schädigt die Haut, indem Hautzellen zerstört werden. Ein Organismus mit einer vergleichbaren Lebensweise wie Ichthyophthirius parasitiert an Seefischen. Bei Seefischen sind zudem in den letzten Jahren verstärkt Infektionen mit weiteren Ciliaten beobachtet worden, die erst die Haut befallen und dann in Muskulatur und innere Organe eindringen. Diese Scuticociliaten wurden zunächst als harmlose Verwerter von Mulm und organischem Material angesehen, ihre Bedeutung als Pathogene von Fischen in Aquakultur und Aquarium wird zunehmend deutlicher. Allerdings sind alle bekannten Ciliaten weißlich oder gelb-braun gefärbt und verursachen keine schwarz gefärbte Veränderungen auf der Haut von Fischen. Schwarze Flecken sind als Reaktion der Haut eines infizierten Fisches zu betrachten: In die Haut eingedrungene Parasiten oder Fremdkörper werden durch eine Kapsel von Hautzellen "eingemauert", und in die Kapsel werden Pigmentzellen eingelagert. Typisch hierfür ist die "Schwarzflecken-Krankheit": In Haut und Flossen befallener Fische sind kleine, etwa Stecknadelkopf große, schwarze Flecken zu erkennen. Werden diese Flecken unter der Stereolupe aufpräpariert, kommt die Larve eines Saugwurms (Trematode) zu Tage. Der Fisch wird von dem Parasiten als "Warteschleife" benutzt, um in den eigentlichen Endwirt, einem Fisch fressenden Vogel zu gelangen. Eier des Parasiten gelangen über den Kot infizierter Vögel ins Wasser, dort schlüpfen erste Larvenstadien, die in Schnecken eindringen und nach einer Vermehrungsphase sich aktiv in die Haut von Fischen einbohren. Schwarze Flecken lassen sich bei Wildfänge unterschiedlicher Arten, besonders bei Welsen, immer wieder beobachten. Da die Schwarzfärbung durch die Einlagerung von Pigmenten in die Kapsel erfolgt, mit der die Haut des Fisches den Parasiten eingemauert hat, können die schwarzen Flecken auch einige Zeit nach dem Erwerb der Fische noch auftreten. Da im Aquarium jedoch infizierte Schnecken als erste Zwischenwirte und vor allem Vögel als Endwirte fehlen, breitet sich die Infektion in der Regel nicht aus.
    Des weiteren können schwarze Flecken auf Stoffwechselstörungen beruhen. Eine dem Ichthyophthirius vergleichbare Infektionskrankheit, bei der schwarze Flecken auftreten, ist uns bisher noch nicht vorgestellt worden. Sollten Sie Fische pflegen, die an einer derartigen Erkrankung leiden, können Sie uns diese Fische gern zur weitergehenden Diagnostik vorstellen.

    9. Medikamentenresistenzen beim Ichthyo-Erreger: Was soll man tun ?
    Wurde bei den Fischen eine Infektion mit Ichthyophthirius sicher diagnostiziert, also durch Vorliegen der klassischen klinischen Symptome einer Erkrankung wie weiße Punkte, Scheuern, beschleunigte Atmung etc, sowie durch das Auffinden von Ciliaten- Stadien im Abstrich von Haut und/ oder Kiemen, dann muss konsequent therapiert werden. Führt die angewendete Therapie nicht zum Erfolg, muss die Dosierung geprüft werden (stimmt die Konzentration des Medikaments? Ist das Wasservolumen von Aquarium oder Teich richtig berechnet? Ist die Haltbarkeit des Medikaments/ des Wirkstoffs noch gegeben? Wurde ausreichend lange und mit entsprechenden Wiederholungen therapiert?), ev. eine höhere Dosierung des Medikaments zunächst an einzelnen Fischen unter Aufsicht geprüft werden, oder es sollte das Medikament gewechselt werden. Üblicherweise werden zur Therapie von Ichthyophthirius im Aquarium Medikamente auf der Basis von Malachitgrün eingesetzt. Diese Substanz (eingesetzt werden sollte Malachitgrün- Oxalat, denn andere Malachitgrün-Salze, wie -chlorid können sich als giftig für Fische erweisen) hat bisher das beste Wirkspektrum und die beste "therapeutische Breite", es kommt beim Einsatz der richtigen Konzentration selten zu Unverträglichkeiten. Alternativ können Substanzen, wie Acriflavin oder Wasserstoff-Peroxid eingesetzt werden. Diese Substanzen sind jedoch schlechter kontrollierbar als Malachitgrün und sollten erst nach ausführlicher Probebehandlung zum Einsatz kommen.
    Um ein Wiederaufflammen der Infektion zu vermeiden, muss bei der Therapie von Ichthyo in Abhängigkeit von der Wassertemperatur in jedem Fall die Medikamentengabe im Abstand von jeweils 3 bis 5 Tagen zweimal wiederholt werden. Nur so kann vermieden werden, dass die Fische von Schwärmern infiziert werden, die aus Cysten ausschlüpfen und erneut eine Erkrankung auslösen.

    10. Ab dem kommenden Jahr soll es ja so sein, dass viele Wirkstoffe nicht mehr frei verkäuflich sind. Was würden Sie empfehlen, wenn ein Aquarianer Krankheitszeichen bei seinen Tieren entdeckt, aber keinen Tierarzt in seiner Nähe hat?

    Um erkrankte Fische erfolgreich zu therapieren, muss eine fundierte Diagnostik der Krankheitsursache erfolgen. Neben der Beobachtung von Krankheitssymptomen, wie Scheuern, Flossenfäule, Flossenklemmen, Weiße Punkte, etc. ist dafür fast immer die mikroskopische Untersuchung von z. Bsp. Haut- und Kiemenproben sowie eine Wasseranalyse notwendig. In einigen Fällen - je nach Krankheitssymptomen - ist auch eine mikrobiologische Untersuchung von Haut- oder Kiemenproben notwendig. Erst auf Basis der Krankheitssymptome und der Befunde der Zusatzuntersuchungen kann eine gute Therapie erfolgen. Die mikroskopische Untersuchung von Haut- und Kiemenproben könnten versierte Aquarianer selbst vornehmen. Für sehr viele Erkrankungen stehen auch ab 2010 gut wirkende frei verkäufliche Medikamente zur Verfügung. Ist die Anwendung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels notwendig, führt kein Weg am Tierarzt vorbei. Aquarianer sollten zwecks Diagnose und Therapie Kontakt mit einer Tierarztpraxis aufnehmen, von sie bei Erkrankungen von anderen Haustieren gut und kompetent beraten wurden. Mit den Ärzten dieser Praxis können Sie Diagnose und Therapie besprechen. Wenn Ärzte sich über das Vorgehen vergewissern wollen, können sie sich an uns wenden. Im Rahmen unserer Sprechstunde können sich Tierarztpraxen zur Unterstützung in Einzelfällen über Diagnose und Therapiemaßnahmen bei uns vergewissern.

    11. In wie weit stehen "falsche" Wasserwerte im Zusammenhang mit dem Ausbruch von Krankheiten?

    Wasserparameter bestimmen die Lebensverhältnisse von Fischen in sehr viel stärkerem Maße, als bei Tieren an Land die Klimabedingungen im Stall. Vor allem der Sauerstoffgehalt des Wassers, aber auch der pH-Wert, sowie die Gehalte an Ammoniak/ Ammonium und Nitrit wirken sich direkt auf Fische aus. Dabei sind nicht nur solche Situationen zu bedenken, wo diese Wasserparameter so weit verändert sind, dass Fische direkt Schaden nehmen, sondern auch länger andauernde, relativ leichte Abweichungen aus dem Normbereich können Fischen langfristig zu schaffen machen. Dieses sei am Bespiel der Sauerstoffkonzentration im Wasser erklärt: bei einer Sauerstoffkonzentration von 0,5 mg pro Liter strecken Karpfen den Kopf aus dem Wasser um durch Notatmung die Kiemen mit einem Gemisch von Wasser und Luft zu versorgen. Sie sind der Gefahr des Erstickens ausgesetzt. Ab einer Konzentration von weniger 3-3,5 mg/ltr. stellen Karpfen die Futteraufnahme ein und zeigen durch ihr Verhalten eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens an. Der Sauerstoffbedarf aktiver Karpfen (Schwimmen, Fressen) ist bei 20 °C Wassertemperatur allerdings erst ab einer Konzentration von mehr 4,5 mg/ ltr. ausreichend gedeckt. Bei einer Wassertemperatur von 20 °C entspricht dies einer Sauerstoffsättigung von ca. 51 %. Und das bei einer Fischart, von der landläufig angenommen wird, dass sie nur einen geringen Sauerstoffbedarf hat! Weiterhin ergaben Studien an Forellen, dass Fische, die in Wasser mit einer Sauerstoffsättigung von 70 % lebten, nach dem Einfangen im Netz doppelt so hohe Cortisonspiegel im Blut aufwiesen und doppelt so viel Energie verloren hatten, wie Forellen, die im Wasser mit 90 % Sauerstoffsättigung lebten. Geringe Sauerstoffkonzentrationen im Wasser bewirkten also eine stärkere Stressreaktion und damit verbunden einen hohen Energieverlust. "Falsche" Wasserwerte sind dann besonders belastend für Fische, wenn sie die Sauerstoffaufnahme behindern, oder die Abgabe von Kohlendioxid und Ammoniak aus dem Blut, oder wenn sie, wie eine chronische Nitritbelastung, den Sauerstofftransport in den roten Blutkörperchen beeinträchtigen. Wie die Untersuchung an den Forellen zeigt, belasten "falsche" Wasserwerte letztendlich die Kondition der Fische und begünstigen so den Ausbruch von Infektionskrankheiten.
    Gruß Jens - Olaf


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    12. Wie lassen sich am besten Krankheiten vermeiden?

    Beim Auftreten von Krankheiten in einem Aquarium oder Gartenteich handelt es sich immer um einen "Unfall". So etwas lässt sich nicht vollständig vermeiden, aber mit etwas Vorsicht lässt sich die Häufigkeit oder die Schwere des Verlaufs reduzieren:
    Sorgfalt ist beim Einkauf neuer Fische, bei der Eingewöhnung und bei der täglichen Pflege geboten. Beim Einkauf sollte unbedingt auf Qualität geachtet werden: nur gut konditionierte Fische aus einer gut bekannten, gesunden Quelle sollten gekauft werden. Wenn Sie Fische dauerhaft pflegen möchten, vermeiden Sie auch "Mitleidskäufe": "Der Fisch sah so schlecht aus, den wollte ich retten." Derartige Fische müssen zunächst in einem gesonderten Becken "aufgepäppelt" werden, bevor sie in das Gesellschaftsbecken dürfen. Eine sorgfältig überwachte und gut geplante Eingewöhnungsphase sollte eingehalten werden.
    Beim Besatz des Aquariums sollte mit Augenmaß verfahren werden. "Je unvernünftiger der Fischbesatz, desto aufwendiger muss die Technik sein, und desto instabiler ist das System" - diesem Satz eines Kollegen ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
    Die Pflege sollte so erfolgen, dass den Fischen optimale Lebensbedingungen geboten werden: ausreichendes, gut gegliedertes Platzangebot, gute Wasserbedingungen, regelmäßige Pflegemaßnahmen, gute Fütterung. Dann sollten sich Ausbrüche von Krankheiten auf seltene Unfälle beschränken und die Fische kurzzeitige Belastungen auch mal "verzeihen".

    13. Welches Medikament wendet man bei der Diskusseuche an?

    Das Krankheitsbild bei Diskusfischen, das mit Dunkelfärbung der Haut, Ablösen der Schleimhaut und Unwohlsein der Fische einhergeht, ist leider wissenschaftlich nicht untersucht. Aufgrund der Berichte aus der Praxis ist ein infektiöses Geschehen naheliegend, aber bisher konnte der Infektionserreger nicht dingfest gemacht werden. Dieses macht auch Therapievorschläge schwierig. Aus der Praxis werden Erfolge nach Antibiotika- Gaben berichtet, was eine bakterielle Ursache der Erkrankung vermuten lässt. Da immer die Schleimhaut der Fische betroffen ist, könnten auch Bakterien aus dem Wasser über die geschädigte Schleimhaut in den Fisch eindringen und für einen Großteil der Verluste verantwortlich sein. Und mit den Antibiotika- Gaben werden dann diese "Sekundärerreger" erfolgreich bekämpft. Einer wissenschaftlichen Erforschung hat sich diese Erkrankung bisher entzogen, so dass wir die Ursache dieses Krankheitsbildes bisher nicht erklären können und auch keine gut wirksame Behandlungsempfehlung geben können.

    14. Aufbrüche und Geschwüre bei süd-/mittelamjustizianischen Cichliden, gibt es Erkenntnisse wodurch diese ausgelöst sein können ?

    Fische sind im Wasser einer sehr großen Zahl von Bakterien ausgesetzt, die in Biofilmen auf Steinen, Pflanzen etc. leben. Die Schleimschicht der Haut und die Haut selbst schützt Fische vor dem Eindringen von Bakterien aus dem Wasser in ihren Körper. So lässt sich beobachten, dass die Schleimschicht von Fischen kompakter und zäher wird, wenn sich die Bakterienzahl im Wasser erhöht. Damit wird die Schleimschicht für Bakterien eine schwieriger zu überwindende Barriere. Cichiliden aus Südamerika leben in relativ sauberem, keimarmem Wasser. In unseren Aquarien können Situationen entstehen, in denen deutlich höhere Bakterienzahlen im Wasser vorliegen, als die Fischarten in ihren Heimatgewässern gewohnt sind. Unter diesen Umständen können Bakterien die Schleimschicht überwinden und Fische infizieren. Bei unseren Patienten wurden aus solchen Geschwüren oder Aufbrüchen typische bakterielle Wasserbewohner isoliert, die für Erkrankungen bei vielen Fischarten verantwortlich sind, also Aeromonas-Arten, Arten der Gattung Pseudomonas, oder auch Cytophagaceen.

    15. Wie kann man das Immunsystem bei älteren Tieren stärken?

    Um Fische gesund zu erhalten, werden zahlreiche Inhaltsstoffe für das Futter geprüft. Einige Substanzen, von denen bekannt ist, dass sie positive Auswirkungen auf die Krankheitsabwehr bei Fischen haben, werden von einigen Herstellern dem Fischfutter für Zierfische bereits zugemischt. Zu nennen sind hier z. Bsp. Beta-Glucane aus der Zellwand von Hefezellen. Sie unterstützen das Immunsystem von Fischen bei der Infektionsabwehr und sind bereits im Futter einiger Anbieter enthalten. Weiterhin spielt die Versorgung der Fische mit essentiellen Aminosäuren, Fettsäuren und Vitaminen eine große Rolle. Deshalb sollte der Fütterung von Fischen große Aufmerksamkeit gewidmet werden: Verwendung finden sollte ein hochwertiges Futter mit einer für Fische gut verdaulichen Zusammensetzung. Am besten können Fische Aminosäuren, Fettsäuren und Vitamine verdauen, die von natürlichen Futtertieren (Wirbellosen, Krebstieren etc) oder von Fischen gewonnen wurden. Bestandteile dieser Organismen sollten einen wichtigen Anteil an der Zusammensetzung des Futters haben. Daneben können insbesondere ältere Fische gezielt mit Vitaminmischungen gefüttert werden, oder ihnen kann zusätzlich gelegentlich Lebendfutter angeboten werden.

    16. Kennen Sie Sofortmaßnahmen bei Laichverhärtung?

    Laichverhärtung tritt bei solchen Fischarten auf, bei denen die Ovulation, also die Freisetzung der unbefruchteten Eizellen aus dem Ovar, durch Hormone ausgelöst wird. Diese Hormone werden vom weiblichen Tier häufig erst während des Paarungsspiels mit dem männlichen Tier ausgeschüttet. Ein Beispiele hierfür sind Karpfen/ Koi oder Goldfische. Außerdem müssen bei Karpfen/ Koi für die Abgabe von Eier durch das Weibchen flache mit Pflanzen bestandene Bereiche im Teich vorhanden sein, die Ähnlichkeit mit überschwemmten Wiesen, den natürlichen Laichgebieten der Karpfen haben. Ersatzweise legen weibliche Karpfen/ Koi ihre Eier auch an künstlichen Laichsubstraten (Laichbürsten) ab, die ein Abstreifen der Eier ermöglichen. Fehlt ein geeigneter Paarungspartner, oder fehlt eine geeignete Stelle zur Ablage der Eier, unterbleibt die Abgabe der unbefruchteten Eier durch das weibliche Tier und die Eier müssen resorbiert werden. Dieser Prozess kann zu einer Laichverhärtung führen. Liegt eine Verhärtung des Laiches vor, ist der Prozess bereits sehr weit fortgeschritten und lässt sich unter Umständen nicht mehr rückgängig machen. Handeln kann man zu einem früheren Stadium: Wenn die Eier ein Reifestadium erlangt haben, in dem sie befruchtungsfähig sind, kann die Ovulation durch die Gabe von Hormonen ausgelöst werden. Die Eier können dann mit der Hand aus dem Fisch ausgestreift werden. Für eine derartige Behandlung ist die Bebachtung des Reifegrades der Eier notwendig, um den richtigen Zeitpunkt für die Hormongabe festzulegen. Wird der Zeitpunkt verpasst und die Eier sind bereits "überreif", kann eine Hormongabe unter Umständen keine Ovulation mehr auslösen.

    17. Was ist dran, dass Lebendgebärende resistente Bakterienstämme haben sollen ?

    In einigen Büchern zur Aquaristik werden Lebendgebärende als ideale "Anfängerfische" dargestellt. Fische aus vielen Arten sind erstaunlich robust, allerdings gibt es auch immer wieder Schwierigkeiten mit Lebendgebärenden, deren Ursache oft nicht klar eingegrenzt werden kann. Zum einen ist die Herkunft vieler Fische nicht klar: Viele Lebendgebärende werden importiert. Bei einigen Herkünften lässt sich der Züchter nicht zurück verfolgen, weil sehr viele kleine Zuchtbetriebe ihre Fische an Zwischenhändler oder Exporteure verkaufen, die dann Bestände von unterschiedlichen Züchtern mischen und dem Großhandelsbetrieb oder importierende Aquariengeschäft die gewünschten Fische verkaufen. Die Einkaufspolitik der Exporteure kann dazu führen, dass die Bakterienflora aus unterschiedlichen Herkünften gemischt wird und so bakterielle Erkrankungen auftreten, die nur sehr schwer mit Antibiotika zu therapieren sind. Des weiteren ist vielfach die Anwendung von Antibiotika in den Herkunftsländern nicht so streng reguliert wie in Europa, so dass Antibiotika teilweise ungezielt oder auch unwissentlich zu Einsatz kommen. Dies erklärt, dass auch bei Lebendgebärenden Bakterienstämme gefunden werden, die gegenüber der Wirkung vieler Antibiotika resistent sind. Des weiteren sind Lebendgebärende sehr empfindlich gegenüber nicht angepassten Transportbedingungen. Insbesondere wenn Transporte länger dauern oder sorglos durchgeführt werden, kann es zu Belastungen kommen, die die Fische nicht mehr verkraften und dann nach und nach versterben: Faktoren können sein: zu kühl, zu warm, Transportbeutel zu lange in der Sonne gelegen oder im Winter in einer ungeheizten Halle gestanden, Sauerstoffmangel, hohe Ammoniakspiegel oder zu hohe CO2 Gehalte im Transportwasser, und vieles mehr. Viele Zierfisch-Importbetriebe wissen, dass die Vorbereitung der Fische auf den Transport und die Durchführung des Transports einen entscheidenden Einfluss auf das Überleben der Fische in unseren Aquarien haben und führen deshalb den Transport mit großer Sorgfalt durch. Hierzu gehört neben der Vorbereitung auch eine Eingewöhnungsphase nach dem Transport, während der die Fische einer genauen Beobachtung unterworfen sind. Während dieser Phase können sich die Fische vom Transport während des Imports erholen und können an die Wasser- und Futterverhältnisse in unseren Aquarien adaptiert werden bevor sie in den Verkauf kommen.
    Gruß Jens - Olaf


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    18. Macht es für tiermedizinische Laien Sinn, eine "Hausapotheke" für Fischkrankheiten vorrätig zu halten? Wenn ja, welche Mittel sollten auf jeden Fall enthalten sein? (Gemeint sind damit jetzt nicht unbedingt irgendwelche Produktnamen, die der Wissenschaftler wohl kaum nennen wird, sondern die Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen.)

    Wie bereits oben ausgeführt sollte beim Auftreten von Erkrankungen möglichst frühzeitig eine gründliche Ursachenforschung (medizinisch gesprochen: Diagnose) betrieben werden, um den Grund der Erkrankung zu kennen und ihn abstellen zu können. Viele Krankheitssymptome, wie Scheuern oder Flossenklemmen können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Von daher kann die Anwendung eines Medikaments ohne eine eingehende Diagnose zwar zufällig die richtige Maßnahme darstellen, sie kann aber auch keinen Effekt haben und man verliert wertvolle Zeit für die richtige Behandlung. Entscheidend ist also, die Fische gut zu beobachten, um frühzeitig Veränderungen feststellen zu können.
    Neben der Notwendigkeit einer guten Diagnostik kommt bei der Beantwortung dieser Frage noch ein weiterer Punkt hinzu: Eine gut bestückte "Hausapotheke" mit Medikamenten, die verschiedene Wirkstoffe gegen Parasiten und/ oder Antibiotika enthält, muss regelmäßig auf Haltbarkeit überprüft werden. Überlagerte Substanzen verlieren ihre Wirksamkeit und können unter Umständen sogar giftig für Fische werden. Somit sollte sich die Hausapotheke auf wenige Produkte beschränken, die eine lange Haltbarkeit haben, und die ein breites Wirkspektrum gegen Infektionserreger aufweisen. Diese Kriterien erfüllen einzig Medikamente zur Behandlung von einzelligen Außenparasiten auf der Basis von Malachitgrün. Diese können dann in die "Hausapotheke" aufgenommen werden, andere Medikamente sollten bei Bedarf angeschafft werden. Hier noch ein Wort zur Anwendung: Wenden Sie Medikamente nur an wenn es notwendig wird, und dann in der vorgeschriebenen Konzentration und über die vorgeschriebene Dauer. Zu geringe Konzentrationen ("ich möchte die Fische nicht so "scharf" behandeln") oder ein Abbrechen der Behandlung sobald eine Besserung der Symptome eintritt und obwohl ein Wiederholen der Medikamentengabe vorgesehen ist, führt nur dazu, dass Krankheitserreger überleben, die weniger empfindlich auf das Medikament reagieren. Die "empfindlichen" Erreger haben Sie ja mit der Therapie getötet. Die "unempfindlichen" Erreger bleiben allein übrig und beim nächsten Krankheitsausbruch haben Sie es dann nur noch mit diesen unempfindlichen Erregern zu tun und bekommen unter Umständen Schwierigkeiten bei der Behandlung!

    19. Können Sie ein Fachbuch empfehlen, was dem Aquarianer bei der Bestimmung einer Zierfischkrankheit behilflich sein kann ?

    Leider ist des Erkennen und das Behandeln von Erkrankungen bei Zierfischen nicht einfacher als bei anderen Heimtieren, auch wenn der Preis vieler Fische z. T deutlich günstiger ist, als die Anschaffung eines Hamsters oder eines Kaninchens. Zudem werden Fischkrankheiten leider von vielen Tierärzten sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis ignoriert, so dass Aquarianer mit kranken Fischen oftmals auf sich gestellt sind. Für das Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten ist immer einiges biologisches und medizinisches Interesse und Wissen nötig, kein noch so gutes Buch kann also einfache Lösungen für das Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten anbieten. Es sind verschiedene Bücher über Fischkrankheiten erhältlich, die oft auch nur in kurzer Form Erkrankungen und deren Ursachen vorstellen. Diese sind vielleicht für den Anfänger hilfreich, aber in vielen Fällen kommt man damit nicht weiter. Das sind dann Bücher, die zunächst als kompliziert erscheinen, besser geeignet. In den meisten Büchern wird versucht, auf fachlich gutem Niveau dem Aquarianer möglichst weit bei der komplizierten Materie zu helfen. Einige Beispiele dieser Bücher sind:

    - Barron Benno ter Höfte, Peter Arend: Frickhingers Gesund wie der Fisch im Wasser? 14. Auflage, Tetra Verlag, 2005
    In diesem Buch werden grundlegende Lebensverhältnisse im Aquarium und Gartenteich beschrieben, wichtige Krankheitssymptome im Bild gezeigt, Ursache(n) und Behandlungsmöglichkeiten beschrieben.

    - Dieter Untergasser: Krankheiten der Aquarienfische. 2.Auflage, Kosmos Verlag 2006.
    Das Buch enthält ausführliche Diagnosetafeln, eine ausführliche Beschreibung zur eigenen Untersuchung von Fischen sowie eine ausführliche Darstellung unterschiedlicher Erkrankungen mit sehr guten Bildern. Zudem enthält es eine sehr detaillierte Medikamentenliste. Es richtet sich an ambitionierte Aquarianer, die sich zutrauen, kranke Fische selbst zu untersuchen und selbst eine Diagnose zu stellen.

    - Sandra Lechleiter, Dirk Willem Kleingeld: Krankheiten der Koi und anderer Gartenteichfische. 3. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, 2005.
    Wie aus dem Titel ersichtlich konzentriert sich die Darstellung des Buches auf Fische im Gartenteich. Es werden grundlegende Lebensverhältnisse von Fischen im Gartenteich sowie die wichtigsten Erkrankungen beschrieben. Das Buch enthält ebenfalls eine gute Medikamentenliste. Auch in diesem Buch wird das grundsätzlich Vorgehen bei der Untersuchung von kranken Fischen beschrieben, um die Ursache von Krankheitssymptomen erkennen zu können.

    20. Finden in Ihrem Hause Workshops zum Thema "Zierfischkrankheiten richtig erkennen" statt?
    Wir führen jährlich Fortbildungsveranstaltungen zum Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten durch. Diese Veranstaltungen haben wir seit einigen Jahren auf die Bedürfnisse von Tierärzten ausgerichtet, um im Beruf arbeitenden Kollegen die Möglichkeit zu geben, Kenntnisse über Fischkrankheiten zu erwerben und damit die Gesundheitsbetreuung von Zierfischen zu verbessern.
    Gruß Jens - Olaf


    24-7-365 -- das ist nicht meine Telefonnummer.
    Das ist die Einsatzbereitschaft der
    Freiwilligen Feuerwehr.
    Ich bin dabei! Und DU ?