Cambarellus patzcuarensis sp. orange - CPO


    • Schmerli
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    • Cambarellus patzcuarensis sp. orange - CPO

      Hallo zusammen,

      da immer wieder Fragen zu den Cambarellus patzcuarensis sp. orange (CPO - orange Zwergflusskrebse) aufkommen, gibt es hier mal meine Erfahrungswerte zu den kleinen Krebsen. Hier wird es sicherlich, wie bei vielen anderen Dingen auch, unterschiedliche Erfahrungen geben, daher würde ich mich über zusätzliche Beiträge von euch allen freuen.

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      Das Männchen erreicht eine Größe von ca. 3 cm, Weibchen ca. 4 - 5 cm. Wobei es sich bei den 5 cm, meiner Ansicht nach, schon um recht große Exemplare handelt.

      Die Krebse haben eine Lebenserwartung von ca. 18 Monaten. Aufgrund der geringen Lebenserwartung sind die Krebse recht früh geschlechtsreif - in der Regel zwischen dem 3 - 4 Lebensmonat (1,5 - 2,0 cm). Die Geschlechter sind recht einfach zu unterscheiden. Die Männchen besitzen Gonopoden (Begattungsgriffel).

      Männchen:
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      Weibchen:
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      Nach der Häutung des Weibchens, wird dieses vom Männchen - oftmals mit Gewalt - auf den Rücken gelegt und es positioniert mit den Begattungsgriffeln ein Sperma-Paket nahe der weiblichen Geschlechtsöffnung.

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      Da die Tiere nicht gerade freundlich miteinander umgehen, kann es beim Paarungsakt zu Verlusten von Gliedmaßen kommen. Diese dürften sich jedoch nach den nächsten 2 Häutungen wieder vollständig nachgebildet haben, soweit es sich um junge Tiere handelt. Bei älteren Tieren erreicht z. B. die Schere nicht mehr die vollständige Größe.

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      Ab diesem Zeitpunkt kann es bis zur Eiabgabe des Weibchens bis zu 30 Tage dauern. Die Eiabgabe selbst (die meist in der Nacht stattfindet) - kann mehrere Stunden dauern. Die Eier werden an die Schwimmfüßen (Pleopoden) geklebt.

      Eiabgabe:

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      Die Eier (je nach Größe des Weibchens 20 - 60 Stück) werden von ihr ständig mit Sauerstoff versorgt, dies erkennt man an der ständigen Bewegung der Schwimmfüße. Unbefruchtete und abgestorbene Eier werden von dem Weibchen entfernt.

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      Nach ca. 3 - 5 Wochen schlüpfen die Larven, die sich bis zu einer Größe von ca. 3 mm am Hinterleib der Mutter “festhalten”.

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      Da die Elterntiere ihrem Nachwuchs nachstellen, gibt es unterschiedliche Meinungen, was das Umsetzen der Jungtiere bzw. der eiertragenden Mutter angeht. Ich selbst habe weder das Muttertier noch die Larven in ein separates Becken umgesetzt. Meine Becken habe ich zu diesem Zeitpunkt mit einer ordentlichen Portion Laub ausgestattet. Weiterhin leisten kleine Filtertonröhrchen (innen hohl) in den ersten Lebenswochen gute Dienste als Versteck.

      Aufgrund ihrer recht kleinen Größe, sind die Tiere schon in kleinen Becken zu halten. Hier würde ich aber schon auf Aquarien zurückgreifen, die ein Volumen von mindestens 25 Liter beinhalten. Ich selbst habe eine Gruppe von ca. 10 Tieren in einem 54er Becken gehalten und denke, das ist schon optimaler für eine Gruppe dieser Größe, zumal die Vermehrung nicht lange auf sich warten lässt.

      Man sollte sich hier auch immer vor Augen halten, die Tiere vermehren sich, bei entsprechenden Haltungsbedingungen, recht gut und ein 25er Becken wird da auf Dauer schnell zu klein, wenn man nicht ständig den Nachwuchs abgeben möchte. Zudem gehören die orangenen Krabbler zu den etwas aggressiveren Zwergflusskrebsarten, die meiner Ansicht nach im Verhalten nicht mit Cambarellus shufeldtii oder puer zu vergleichen sind. Hier kann es bei zu kleinen Becken schnell zu Verlusten von Tieren kommen oder diverse Gliedmaßen bleiben auf der Strecke.

      Viele halten eine sehr gute Sauerstoffversorgung auf jeden Fall für unabdinglich, da es hier unter Umständen ansonsten wohl zu Häutungsproblemen kommen kann. Meine Becken werden mittlerweile alle mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt (Sprudelsteine). Ich hatte aber eine lange Zeit einige filterlose Becken ohne weitere Sauerstoffzugabe, hier auch die CPO's und konnte in diesem Zeitraum keine Häutungsprobleme oder sonstige negative Auswirkungen auf die Tiere beobachten.

      Bei der Filterung gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man nimmt einen handelsüblichen Innen- oder Außenfilter, wobei man hier beachten sollte, den Filter entsprechend zu sichern (z. B. Nylonstrumpf), damit sich der Nachwuchs nicht darin verlaufen kann. Viele nutzen einen HMF (Hamburger Mattenfilter) oder halt einen der diversen Schaumstoff-Filter aus dem Handel. Wer etwas geschickt ist, kann hier sicherlich auch selbst seinen Filter entwerfen.

      Die Auswahl des Bodengrundes ist jedem selbst überlassen, ob nun Sand oder Kies, den kleinen Krabblern dürfte dies egal sein. Hier aber noch der Hinweis auf kunststoffummantelten Farbkies. Einiger dieser Kiesarten stehen im Verdacht, „Giftstoffe“ an das Wasser abzugeben, viele Wirbellosenhalter hatten hier enorme Ausfälle zu verzeichnen.

      Ein Heizstab ist nicht notwendig, Zimmertemperatur (17 - 21 Grad) reicht vollkommen aus. Ich selbst habe in so gut wie keinen meiner Becken einen Heizstab.

      Zu den Wasserwerten ist noch zu sagen, ich habe einige der Tiere bei sehr weichem Wasser gehalten und andere bei sehr hartem Wasser. Ich konnte keine Unterschiede feststellen. Es gab bei weicherem Wasser keinerlei Probleme.

      Den benötigten Kalk zur Aushärtung des Panzers nehmen die Krebse über die Kiemen (in kalkreichem - hartem Wasser) oder über die Nahrung auf. Flusskrebse haben ein Kalkdepot (Magenstein - Gastrolith). Diese werden in sauren, kalkarmen Wasser genutzt.

      In hartem (kalkhaltigem) Wasser findet man ab und zu nach der Häutung diese "Magensteinchen" - da sie nicht benötigt wurden, die Tiere würgen diese aus.


      Die Bepflanzung kann auch nach eigenem Gefallen ausgewählt werden, hier sollte meiner Ansicht nach aber auch eine höhere Anzahl von feinfiedrigen Pflanzen eingesetzt werden. Die CPO’s klettern gerne auf diesen rum und suchen vor allem nach einer Häutung auf diesen Schutz. Neu gekaufte Pflanzen sollten eine längere Zeit - außerhalb des Beckens - gewässert werden, da diese Pestizide (z. B. Schneckenbekämpfung) an das Wasser abgeben könnten. Ich wässere meine Pflanzen immer 1 Woche lang und mache in diesem separaten Becken täglich einen größeren Wasserwechsel.

      Weiterhin sollten bei der Beckeneinrichtung kleine Welshöhlen o. ä. nicht fehlen. Die Höhlen sollten gerade so groß sein, dass die Krebse hinein passen. Bei mir wurden Höhlen, die lediglich auf einer Seite geöffnet sind, viel besser angenommen. Beim Einbringen von Wurzeln, würde ich persönlich von Mopani-Wurzeln abraten. Einige dieser Wurzeln stehen im Verdacht, durch Schwermetalleinschlüsse „Giftstoffe“ an das Wasser abzugeben, die unsere kleinen wirbellosen Freunde überhaupt nicht vertragen.

      Die Auswahl der Beleuchtung sollte nach den Bedürfnissen der Pflanzen gewählt werden. Bei nicht so sehr anspruchsvollen Pflanzen und kleineren Becken, reicht hier sicherlich eine Schreibtischlampe oder Aquarienaufsatzlampe aus.

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      Füttern sollte man recht abwechslungsreich und es sollte immer nur so viel gefüttert werden, wie auch in relativ kurzer Zeit von den Tieren gefressen werden kann. Nicht aufgefressenes Futter sollte auf jeden Fall aus dem Becken entfernt werden. Bei kleinen Becken sollte man besonders vorsichtig sein und auf keinen Fall übermäßig füttern.

      Hier einige Futterbeispiele:

      Laub (Eiche, Buche, Seemandelbaum), getrocknete Brennnessel, Salatgurke, Möhren, Erbsen, Mais, rohe Nudeln, gekochter Reis, Paprika, Zucchini, Kiwi, Hokkaido-Kürbis (getrocknet), Spargel, Kartoffeln, Frostfutter, Lebendfutter, Kaninchenpellets (ohne Zugabe von Kupfer), Flockenfutter.

      Bei stärkehaltigem Futter sollte man besonders vorsichtig sein, da dieses das Wasser enorm belasten kann. Also, nicht zu lange drin lassen. Ansonsten findet ihr auch hier noch einige Vorschläge und ein Rezept für die Spirulina-Sticks.

      Meine Tiere haben viel Laub im Becken und werden in der Regel so zwischen 2 – 3 mal die Woche gefüttert. Hier sollte man auch nicht übermäßig nahrhaftes Futter und auch nicht viel tier. Eiweiß reichen. Dieses kann auf Dauer zu Häutungsproblemen führen. Aufgrund dessen habe ich das Reichen von Lebendfutter enorm reduziert.

      Oftmals kommt die Frage auf, wie es mit der Vergesellschaftung von CPO's und Garnelen aussieht. Ich selbst hatte eine lange Zeit CPO's mit Red Fire und Crystal Reds jeweils in einem 54er Becken vergesellschaftet. Während dieses Zeitraumes (gut ein Jahr) konnte ich keine Ausfälle verzeichnen. Jedoch kann ich bei der hohen Vermehrungsrate der Garnelen nicht meine Hand ins Feuer legen, dass hier nicht doch ab und zu ein Tier gefehlt hat. Bei einigen Haltern hat sich der Garnelenbestand durch die Krebse auf fast "Null" reduziert. Ich würde Garnelenarten wie z. B. Red Bee, blaue Tigergarnelen vielleicht nicht unbedingt mit dieser Krebsart vergesellschaften.

      © crusta.de

      Edit by Fischfee auf Wunsch von Schmerli
    • Hallo Kerstin;

      Toller Beitrag und die Bilder erst :respekt: :respekt: :respekt:

      Ich hoffe wir bekommen noch mehr solcher interressanten Beiträge zu lesen.

      Danke sehr dass du dein Wissen mit uns teilst und mir und wahrscheinlich anderen auch Lust auf die Krabbler machst:
    • Hallo Kerstin,

      ein wirklich guter Bericht, da bleiben nicht viele Fragen offen :respekt: .

      Was ich noch für erwähneswert halte, ist die Temperatur im CPO Becken.
      Aus meiner Erfahrung und den Berichten verschiedener Halter heraus, denke ich, dass die Temperatur die 25°C nicht überschreiten sollte.
      Die Tiere werden dann deutlich aggressiver, was ev. auch mit dem Sauerstoffgehalt des Wassers in Verbindung stehen könnte.

      Zur Vergesellschaftung.
      Meine CPO halte ich zusammen mit Red Fire und konnte schon beobachten, wie Garnelen zum Lebendfutter wurden.
      Dies passiert aber nur, wenn die Garnele dem Krebs quasi in die Schere schwimmt. Um Garnelen aktiv zu jagen sind die CPO zu langsam.
      Kleinere Schnecken sehen meine CPO als Speiseplanerweiterung.

      Grüße

      Micha
    • Hallo Micha :-)

      Stimmt! Den nicht notwendigen Heizstab habe ich nicht erwähnt! Leider kann ich den Beitrag nicht mehr abändern. Aber vielleicht kann einer der Mods dieses hier noch hinter die Beleuchtung einfügen:

      Ein Heizstab ist nicht notwendig, Zimmertemperatur (17 - 21 Grad) reicht vollkommen aus. Ich selbst habe in so gut wie keinen meiner Becken einen Heizstab.

      Zu den Wasserwerten ist noch zu sagen, ich habe einige der Tiere bei sehr weichem Wasser gehalten und andere bei sehr hartem Wasser. Ich konnte keine Unterschiede feststellen. Es gab bei weicherem Wasser keinerlei Probleme.

      Den benötigten Kalk zur Aushärtung des Panzers nehmen die Krebse über die Kiemen (in kalkreichem - hartem Wasser) oder über die Nahrung auf. Flusskrebse haben ein Kalkdepot (Magenstein - Gastrolith). Diese werden in sauren, kalkarmen Wasser genutzt.

      In hartem (kalkhaltigem) Wasser findet man ab und zu nach der Häutung diese "Magensteinchen" - da sie nicht benötigt wurden, die Tiere würgen diese aus.

      EDIT@Micha: Ich hab das mit den 25 Grad erstmal nicht geschrieben, da ich meine auf anderen Seiten schon andere Dinge gelesen zu haben, hier aber keine eigenen Erfahrungswerte hab. Ich such gleich nochmals!

      Danke!
      LG
      Kerstin
    • Hallo Kerstin,

      einfach ganz große Klasse, dein Beitrag - DANKE!

      Ich denke, ich werde den Tipp mit dem Laub am Boden mal aufnehmen, denn es kommen in den letzten Wochen keine kleinen Krebse mehr durch.
      Zuerst hatte ich eine Jungtier-Schwemme und nun.... vielleicht haben sie doch noch zuwenig Versteckmöglichkeiten.

      Danke für die hilfreichen Tipps.
      Liebe Grüße
      Marlis
      ____________________________
      Es gibt nichts, was eine Mutter glücklicher macht, als zu wissen, dass ihr Kind gesund ist und es ihm gut geht
    • Hi Marlis,

      etwas ähnliches beobachte ich bei mir auch.
      Trotz Versteckmöglichkeiten und reichlich Platz im 360l Becken habe ich Verluste.
      Viele Tiere haben nur noch eine Schere. Ich denke das es an meinen älteren Männchen liegt. Warum die (einst friedlichen) Tiere sich so verhalten weiß ich leider nicht.

      Grüße

      Micha
    • Hallo zusammen,
      seit einiger Zeit ziehe ich meinen CPO Nachwuchs getrennt von den Eltern in einem 25 l Becken groß.

      Nun würde mich mal interessieren ab welcher Größe der Tiere ein gefahrloses Umsetzen zu den Alttieren erfolgen kann bzw. wie ihr das so händelt.

      Hat jemand da Erfahrungswerte? Der Nachwuchs liegt grad so bei einem guten cm.


      Ein beschauliches Osterfest wünsche ich euch.


      Gruß Tim
    • Hossa ;)

      Yep, bzgl. Aggressivität kann ich ergänzen, dass sie in einem 25L-Becken Invasionsgarnelen fix minimiert haben, Jung-Guppys erjagten, Bachflohkrebse sehr fix auslöschten und auch Krabben angreifen (letztere Erfahrungen stammen natürlich nicht aus einem 25L-Becken) – wogegen sie natürlich keine Chance haben.

      Auch fünf Shuffels haben in einem 30L-Sechseck Blaue Tigergarnelen binnen weniger Tage ausgelöscht (wir hatten wieder einmal den Fehler begangen, das mit dem "die sind sooo friedlich, die tun keinem was" zu glauben)…
    • Hallo Beasti,

      das mit dem "die sind sooo friedlich, die tun keinem was" zu glauben)…


      ich denke die Aussage liegt darin begründet, dass die CPO zumindest zeitweise wirklich friedlich sind.

      In meinem 3 KammerFilterBecken halte ich CPO, Red Fire, Zwergkärpflinge, Bachflohkrebse, TDS und Posthörner und kann über Verluste nicht viel berichten.
      Ich sehe Red Fire auf den CPO surfen usw..

      Warum und wieso die Krebse dann aktiv gegen Mitbewohner vorgehen ist mir noch nicht ganz klar.

      Grüße

      Micha
    • Hi Gotcha,

      ja, es gibt äußerst unterschiedliche Berichte – gar nicht aggressiv oder hoch aggresiv, allerdings eigentlich kaum etwas dazwischen.

      Möglicherweise gibt es unterschiedlich ausgeprägte Stämme, vielleicht schauen manche Halter auch nicht so oft in ihre Becken (und bemerken darum die Verluste nicht), vielleicht gibt es auch noch äußere Einflüsse, die uns noch nicht bekannt sind.
    • Jepp,
      stimme ich dir zu Micha,
      hab auch mal als kleinen Versuch ne Gruppe Red Fire zu meinen CPO´s gesetzt, da sehe ich nix an besonderen Verlusten, die Red Fire vermehren sich munter draus los. Meine C.Puer im anderen Becken hauen vor den Red Fire Garnis sogar ab wenn ihnen ein größerer Trupp auf den Leib rückt.

      Wenn es überhaupt Verluste gibt, dann des nächtens, tagsüber habe ich schon oft beobachtet wie die Garnis meinen CPO´s einfach ausweichen wenn die mal mit Scheren hoch angerannt kommen.

      gruß Tim
    • Ich kann es nur nochmal wiederholen:-)

      Bin echt froh dieses Forum gefunden zu haben, naja meine beste Freundin hat es empfolen lach

      Ich glaube ich habe seit langem nicht mehr so viel gelesen und so viel Info´s verarbeitet :grinz:

      Mich hat die CPO manie gepackt ab dieser Seite:
      garnelenzucht.de/patzcuarensis.htm

      Die Ausführen hier noch dazu haben mir den Rest gegeben :respekt:

      Echt klasse Info.

      Danke Alex