Hallo zusammen,
nachdem ich nun einige Zeit Erfahrungen mit der "Problemart" Messerfisch gesammelt habe, möchte ich hier ein Paar Tipps zur Haltung loswerden.
Trivialname: Amerikanischer-Weißstirn-Messerfisch
lat. Name: Apteronotus albifrons
Herkunft: Amazonas, Rio Paraguay, Brasilien, Venezuela, Peru, Guyana
Größe: bis 50cm
Beckenlänge: ab 150cm
pH: 6 - 7,5
KH: 5-8°
Temperatur: 23-28°C
Allgemein
Weißstirn-Messerfische sind in der Aquaristik schon lange bekannt. Als kleine Jungtiere mit ca 15cm Länge sieht man sie recht häufig im Handel. Aufgrund der zu erwartenden Endgröße der Tiere sollte ein Kauf aber wohlüberlegt sein, die weitaus meisten Tiere werden in zu kleinen Aquarien gehalten und zeigen entsprechende Wachstums- und Verhaltensstörungen.
Die Messerfische haben keine Bauch- und Rückenflossen, die Schwanzflosse ist extrem klein. Zur Fortbewegung nutzen sie die stark vergrößerte Afterflosse, die zu einem bis zum Kopf reichenden Saum ausgeprägt ist. Durch die wellenförmige Bewegung dieser Flosse sind die Fische extrem wendig. Schnelle Wechsel zwischen Vor- und Rückwärtsbewegung und sehr geschickte Jagdmanöver im Kopfstand machen diese Tiere zu perfekten Räubern.
Messerfische sind vorrangig dämmerungs- bzw. nachtaktiv. Sie orten ihre Beute über ein elektrisches Organ (Elektroplax), womit sich ihre enge Verwandschaft zum Zitteraal zeigt. Über entsprechende Schaltungen lässt sich dieses "Peilorgan" sogar hörbar machen. Jeder der Fische hat dabei ein individuelles Klangschema.
Beckengestaltung
Zunächst muss das Aquarium ausreichend groß sein. 150cm Kantenlänge sind hier ein absolutes Minimum, da die Fische sehr groß werden und recht schwimmfreudig sind. Das Becken sollte sehr abwechslungsreich gestaltet sein. Durch dichte Bepflanzung und Dekoration mit Steinen oder Wurzeln schafft man den Tieren strukturierte Reviere und Rückzugsmöglichkeiten. Tagsüber sieht man die Messerfische oft unter überstehenden Blättern oder unter Wurzeln "dösen". Es sollten auf jeden Fall Dämmerzonen im becken vorhanden sein - entweder durch dichten Pflanzenwuchs oder durch Schwimmpflanzen. So bekommt man die Fische auch sehr oft tagsüber zu sehen. In dicht bepflanzten Aquarien zeigen sie ihre meisterhaften Schwimm-Manöver am eindrucksvollsten.
Futter
Messerfische sind Jäger, entsprechend benötigen Sie proteinreiche Nahrung. Neben Lebendfutter aller Art eignen sich als Futter auch gefriergetrocknete Tubifex oder Mückenlarven. Auch Flocken- oder Granulatfutter wird gern gefressen. Überhaupt zeigen sich die Tiere wenig wählerisch. Zu beachten ist, dass auch kleine Fische, Fischlaich, kleine Schnecken und Garnelen gerne gefressen werden. Wer solche Tiere hat, sollte von der Haltung von Messerfischen absehen.
Die Fische lernen extrem schnell, wer zu welcher Zeit füttert und warten schon auf die ersten Happen, bevor man selbst am Aquarium ist. Sie werden nach anfänglicher Scheu auch schnell zutraulich und lassen sich aus der Hand füttern.
Sozialverhalten
Entgegen einigen Berichten sind Weißstirn-Messerfische keine wirklichen Gruppentiere. Solange sie jung und klein sind, sind sie noch recht friedlich untereinander. Irgendwann jedoch werden sie ausgesprochen territorial und gehen aufeinander los. Deshalb sollte man die Tiere einzeln halten oder das Aquarium so strukturieren, dass ausreichend Möglichkeiten zur Revierbildung bestehen.
Anderen Arten gegenüber sind die Fische recht friedlich, solange sie nicht als Nahrung angesehen werden. Lediglich der "Schlafunterstand" wird gegen Eindringlinge vehement verteidigt. Gelegentlich hört man Berichte darüber, dass Messerfische anderen Arten nachts die Augen ausbeißen. Dies konnte ich bisher nicht beobachten.
Zucht
Die Nachzucht der Messerfische gelingt fast ausschließlich in großen Zuchtteichen. Im Aquarium sind Zuchtberichte noch sehr selten. Meine Messerfische haben zwar bereits zweimal gelaicht, Nachwuchs konnte ich allerdings noch nicht finden.
Zum Laichen zieht sich das Zuchtpaar in eine Höhle zurück und verteidigt diese gegen jeden Eindringling. Die Eier werden an die Wäde der Höhle geklebt und sind nicht beschädigungsfrei zu lösen (leider). Zur Schlupfdauer und Jungfischaufzucht kann ich aus den o. g. Gründen leider noch keine Angaben machen.
Vergesellschaftung
Messerfische lassen sich prinzipiell mit allen Fischen vergesellschaften, die nicht ins Maul passen. Die Haltung mit Garnelen oder Krebsen ist kritisch, da diese - wenn sie nicht im Ganzen gefressen werden können - zumindest angeknabbert und so ihrer Antennen und Gliedmaßen entledigt werden. Auch Apfelschnecken werden gerne tyrannisiert.
Wachstum und Alterserwartung
Die Messerfische wachsen relativ langsam, können jedoch nachweislich bis zu 15 Jahre alt werden. Dies ist unter Umständen eine Erklärung für die falsche Annahme, diese Tiere seien in kleinen Aquarien zu halten, da sie ihr mögliches Höchstalter nie erreicht haben und bereits nach drei oder vier Jahren mit gerade einmal 20cm eingegangen sind.
Weißstirn-Messerfische sind faszinierende Aquarienbewohner. Ihre ungewöhnliche Fortbewegungsart und das Füttern von Hand können fast jeden fesseln. Aufgrund der zu erwartenden Größe der Fische sind sie aber nur für wenige Aquarianer geeignet. Kann den Tieren aber ein ausreichend großes Becken geboten werden, kann man an den Jägern sehr lange Freude haben.
---Bilder nicht mehr vorhanden---
Gruß,
Christian
nachdem ich nun einige Zeit Erfahrungen mit der "Problemart" Messerfisch gesammelt habe, möchte ich hier ein Paar Tipps zur Haltung loswerden.
Trivialname: Amerikanischer-Weißstirn-Messerfisch
lat. Name: Apteronotus albifrons
Herkunft: Amazonas, Rio Paraguay, Brasilien, Venezuela, Peru, Guyana
Größe: bis 50cm
Beckenlänge: ab 150cm
pH: 6 - 7,5
KH: 5-8°
Temperatur: 23-28°C
Allgemein
Weißstirn-Messerfische sind in der Aquaristik schon lange bekannt. Als kleine Jungtiere mit ca 15cm Länge sieht man sie recht häufig im Handel. Aufgrund der zu erwartenden Endgröße der Tiere sollte ein Kauf aber wohlüberlegt sein, die weitaus meisten Tiere werden in zu kleinen Aquarien gehalten und zeigen entsprechende Wachstums- und Verhaltensstörungen.
Die Messerfische haben keine Bauch- und Rückenflossen, die Schwanzflosse ist extrem klein. Zur Fortbewegung nutzen sie die stark vergrößerte Afterflosse, die zu einem bis zum Kopf reichenden Saum ausgeprägt ist. Durch die wellenförmige Bewegung dieser Flosse sind die Fische extrem wendig. Schnelle Wechsel zwischen Vor- und Rückwärtsbewegung und sehr geschickte Jagdmanöver im Kopfstand machen diese Tiere zu perfekten Räubern.
Messerfische sind vorrangig dämmerungs- bzw. nachtaktiv. Sie orten ihre Beute über ein elektrisches Organ (Elektroplax), womit sich ihre enge Verwandschaft zum Zitteraal zeigt. Über entsprechende Schaltungen lässt sich dieses "Peilorgan" sogar hörbar machen. Jeder der Fische hat dabei ein individuelles Klangschema.
Beckengestaltung
Zunächst muss das Aquarium ausreichend groß sein. 150cm Kantenlänge sind hier ein absolutes Minimum, da die Fische sehr groß werden und recht schwimmfreudig sind. Das Becken sollte sehr abwechslungsreich gestaltet sein. Durch dichte Bepflanzung und Dekoration mit Steinen oder Wurzeln schafft man den Tieren strukturierte Reviere und Rückzugsmöglichkeiten. Tagsüber sieht man die Messerfische oft unter überstehenden Blättern oder unter Wurzeln "dösen". Es sollten auf jeden Fall Dämmerzonen im becken vorhanden sein - entweder durch dichten Pflanzenwuchs oder durch Schwimmpflanzen. So bekommt man die Fische auch sehr oft tagsüber zu sehen. In dicht bepflanzten Aquarien zeigen sie ihre meisterhaften Schwimm-Manöver am eindrucksvollsten.
Futter
Messerfische sind Jäger, entsprechend benötigen Sie proteinreiche Nahrung. Neben Lebendfutter aller Art eignen sich als Futter auch gefriergetrocknete Tubifex oder Mückenlarven. Auch Flocken- oder Granulatfutter wird gern gefressen. Überhaupt zeigen sich die Tiere wenig wählerisch. Zu beachten ist, dass auch kleine Fische, Fischlaich, kleine Schnecken und Garnelen gerne gefressen werden. Wer solche Tiere hat, sollte von der Haltung von Messerfischen absehen.
Die Fische lernen extrem schnell, wer zu welcher Zeit füttert und warten schon auf die ersten Happen, bevor man selbst am Aquarium ist. Sie werden nach anfänglicher Scheu auch schnell zutraulich und lassen sich aus der Hand füttern.
Sozialverhalten
Entgegen einigen Berichten sind Weißstirn-Messerfische keine wirklichen Gruppentiere. Solange sie jung und klein sind, sind sie noch recht friedlich untereinander. Irgendwann jedoch werden sie ausgesprochen territorial und gehen aufeinander los. Deshalb sollte man die Tiere einzeln halten oder das Aquarium so strukturieren, dass ausreichend Möglichkeiten zur Revierbildung bestehen.
Anderen Arten gegenüber sind die Fische recht friedlich, solange sie nicht als Nahrung angesehen werden. Lediglich der "Schlafunterstand" wird gegen Eindringlinge vehement verteidigt. Gelegentlich hört man Berichte darüber, dass Messerfische anderen Arten nachts die Augen ausbeißen. Dies konnte ich bisher nicht beobachten.
Zucht
Die Nachzucht der Messerfische gelingt fast ausschließlich in großen Zuchtteichen. Im Aquarium sind Zuchtberichte noch sehr selten. Meine Messerfische haben zwar bereits zweimal gelaicht, Nachwuchs konnte ich allerdings noch nicht finden.
Zum Laichen zieht sich das Zuchtpaar in eine Höhle zurück und verteidigt diese gegen jeden Eindringling. Die Eier werden an die Wäde der Höhle geklebt und sind nicht beschädigungsfrei zu lösen (leider). Zur Schlupfdauer und Jungfischaufzucht kann ich aus den o. g. Gründen leider noch keine Angaben machen.
Vergesellschaftung
Messerfische lassen sich prinzipiell mit allen Fischen vergesellschaften, die nicht ins Maul passen. Die Haltung mit Garnelen oder Krebsen ist kritisch, da diese - wenn sie nicht im Ganzen gefressen werden können - zumindest angeknabbert und so ihrer Antennen und Gliedmaßen entledigt werden. Auch Apfelschnecken werden gerne tyrannisiert.
Wachstum und Alterserwartung
Die Messerfische wachsen relativ langsam, können jedoch nachweislich bis zu 15 Jahre alt werden. Dies ist unter Umständen eine Erklärung für die falsche Annahme, diese Tiere seien in kleinen Aquarien zu halten, da sie ihr mögliches Höchstalter nie erreicht haben und bereits nach drei oder vier Jahren mit gerade einmal 20cm eingegangen sind.
Weißstirn-Messerfische sind faszinierende Aquarienbewohner. Ihre ungewöhnliche Fortbewegungsart und das Füttern von Hand können fast jeden fesseln. Aufgrund der zu erwartenden Größe der Fische sind sie aber nur für wenige Aquarianer geeignet. Kann den Tieren aber ein ausreichend großes Becken geboten werden, kann man an den Jägern sehr lange Freude haben.
---Bilder nicht mehr vorhanden---
Gruß,
Christian