Chytridiomykose auch bei im Handel erhältlichen Zwergkrallenfröschen


    • Urmel
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    • Chytridiomykose auch bei im Handel erhältlichen Zwergkrallenfröschen

      Hallo Amphibienfans und Interessierte,

      einige von Euch haben vielleicht in den letzten Monaten aus den Medien etwas von einem mysteriöses Froschsterben weltweit gehört, welches durch einen Pilz ausgelöst wird.

      Seit einiger Zeit ist es erwiesen, daß zumindest in den USA nachweislich dieser Fisch für den Tod von Zwergkrallenfröschen verantwortlich war.

      Es ist durchaus möglich, da sicher oft genug noch Wildfänge im Handel erhältlich sind oder deren Nachzuchten und mit den Pilzen infiziert sein könnten.

      Ich habe mit Ygra pn'nt, wir halten dieses Thema für sehr wichtig und wollten die Amphibienfans - insbesondere die Froschhalter unter Euch - ein bißchen dafür sensibilisieren.

      Die Originialquelle ist hier nachzulesen: Diagnosis of Chytridiomycosis in Commercially Purchased African Dwarf Frogs (---Link nicht mehr verfügbar---)

      Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob diese Quelle seriös ist oder die dort beschriebenen Untersuchungen authentisch. Es hört sich aber alles ziemlich gut recherchiert an.

      Nachfolgend meine deutsche Übersetzung. Ich habs mit Englisch in der naturwissenschaftlichen Fachsprache nicht so ganz ;). Wer Fehler findet, bitte mir mitteilen, damit ichs korrigieren kann :grinz: .

      Im wesentlichen enhält der folgende Wiki-Artikel (und die dort weiterführenden Links) über den Chytridpilz das meiste was auch schon in dem Bericht aus o. a. Link steht:

      Chytridpilz


      Diagnose der Chytridiomykose bei im Handel erhältlichen Zwergkrallenfröschen

      Der kürzlich identifizierte Chytrid Pilz der Gattung Batrachochytrium infiziert Amphibien Populationen in Australien, Zentral- und Südamerika, den Vereinigten Staten und Kanada in einem alarmierenden Ausmaß.
      Chytridiomykose verursacht Tod und führte zum Rückgang vieler amphibischen Spezies. Als Moderatoren eines Internet Forums für Aquariumfische und Frösche, haben wir mehrere Fälle beobachten können, bei denen viele Afrikanische Zwergkrallenfrösche in einem Aquarium an ähnlichen Krankheiten verstorben sind. Wir vermuten, daß eine Chytrid Infektion damit zu tun haben könnte.
      So weit wir wissen ist dies der erste Bericht zur Identifizierung des tödlichen Chytrid Pilz bei im Handel erhältlichen Zwergkrallenfröschen in den USA.

      Der Zwergkrallenfrosch ist ein beliebter Aquariumbewohner aus der Familie der Pipidae und der Gattung Hymenochirus. Dieser aquatile, zungenlose Frosch mit Schwimmhäuten zwischen Zehen, erreicht ausgewachsen eine Länge von 3 – 5 cm von der Schnauze bis zur Schwanzspitze.
      Bei guter Pflege kann ein Zwergkrallenfrosch zwischen vier und sieben Jahre alt werden. Sie kommen zu uns in den Handel über lokale und große kommerzielle Züchter und als Wildfänge.

      Eine andere Froschspezies, welche gerne in Aquarien gehalten wird ist der Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis), er kann Träger des Chytrid Pilzes sein, erkrankt aber weder daran noch stirbt er. Glücklicherweise erkranken Fische ebenfalls nicht.

      Ein Autor dieses Berichtes kaufte einen augenscheinlich gesunden, ausgewachsenen, weiblichen Zwergkrallenfrosch, der vermutlich die Infektionsquelle war, von einem großen Zoohandel.
      Nach einer 3-wöchigen Quarantäne wurde der immernoch scheinbar gesunde Frosch in das 88L Aquarium des Autors übergesiedelt, welches bereits 10 gesunde Frösche enthielt, die dort schon seit 7 Monaten lebten.

      Eine Woche später erkrankte der verdächtige Frosch und zeigte Appetitlosigkeit, Lethargie und eine rauhe, geflockte Oberfläche.
      Die Wasserwerte waren ausgesprochen gut (Ammonium = 0, Nitrit = 0, Nitrat = 7 mg/l). Der verdächtige Frsoch wurde wieder in Quarantäne gesetzt und mit einem handelsüblichen Fungizid und einem Antibiotikum behandelt, überlebte aber nicht.

      In den nächsten zwie Wochen, erkrankte ein Frosch nach dem anderen im Aquarium mit den selben Symptomen inkl. den Versuchen aus dem Wasser zu klettern.
      5 weitere Frösche starben, vier davon wurden unmittelbar nach ihrem Tod für eine spätere histologische Untersuchung in 10 %igem Formalin eingelegt (Februar 2006).

      Der Chytrid Pilz dringt nur in die obersten Schichten der Epidermis (stratum corneum und stratum granulosum, siehe Epidermis) ein.
      Aus diesem Grund wird nur die Haut als einziges Organ für eine Diagnose benötigt.
      Der Pilz wird meistens in der obersten Hornschicht (stratum corneum) am Bauch des Frosches (dort mehr als auf dem Rücken) gefunden.
      Dementsprechend wurden Objekträger mit vertikalen Streifen der Bauchhaut von 3 der konservierten Frösche erstellt.
      Für die Probe aus dem vierten Frosch wurde dieser 24 Stunden bei Raumtemperatur in „Bowen’s Solution“ (Anm. von Urmel: konnte auf die Schnelle nicht rausfinden, was das ist) eingelegt um alle Knochen vollständig zu entfernen.
      Danach wurde er in Scheiben geschnitten (Anm. v. Urmel: falls das "cross-sectioned" bedeutet). Alle Proben wurden mit Hämatoxylin und Eosin eingefärbt.

      Unter dem Microskop wurden in allen Proben Sporangien (siehe auch Sporangium) mit Sporen entdeckt. Somit wurde die Existenz einer Chytrid Infektion nachgewiesen.
      Die Sporen sind kleine, runde oder ovale und basophile (blaufärbende) Körper.
      Die Sporangien sind eosinophile (rot färbende) bis leicht basophile, kugelförmige Strukturen, welche die Sporen enthalten.
      Sie besitzen Abflußöffnungen, welche mikroskopisch nicht leicht sichtbar gemacht werden können, durch welche die Sporen entweichen.
      Leere Sporangien werden in der Histologie sehr oft gefunden, dennoch fanden wir bei unserer Untersuchung eine große Anzahl an Sporangien randvoll mit Sporen. Chytridiomycose kann auch mittels PCR (Polymerase Kettenreaktion) diagnostiziert werden, aber das ist für einen Aquarianer etwas zu kostspielig.

      Chytrid Infektionen können im Anfangsstadium mit Benzalkoniumchlorid (ein leicht zu beschaffendes Desinfektionsmittel) oder mit Itraconazole, welches im Medikament Sporonox (verschreibungspflichtig) enthalten ist behandelt werden. (Anm. v. Urmel: Für Deutschland könnte sich evtl. dieses Medikament eignen Septo-Spray ad us. vet. - falls es in Deutschland zugelassen ist)
      Einige Quellen besagen, daß Chitridiomykose nicht erfolgreich mit Benzalkoniumchlorid behandelbar wäre. Wie auch immer, bei Groff (Anm. v. Urmel: wer auch immer das ist) und anderswo (et. al. – et alibi) wird es als effektive Behandlungsmethode für Hymenochiros Frösche empfohlen, welches die Sterberate auf 3 % im Gegensatz zur 74 % Sterberate der unbehandelten Kontrollgruppe reduzierte.

      Die verbliebenen, überlebenden Frösche im Aquarium des Autors wurden zwei Wochen nach der Entdeckung der Infektion in einem 2 mg/l Benzalkoniumchlorid Bad behandelt. Einmal alle 3 Tage in insgesamt 6 Behandlungen. Keiner der so behandelten Frösche erlag der Chytrid Infektion und 12 Monate später sind alle noch am Leben und gesund.

      Ein Frosch kann mit dem Chytridpilz infiziert sein und noch keine sichtbaren Symptome zeigen, bis es für eine erfolgreiche Behandlung zu spät ist. Deshalb ist es wichtig, alle Frösche im Aquarium mit Benzalkoniumchlorid zu behandeln und nicht nur die, die offensichtlich Symptome zeigen.
      Es ist darüber hinaus wichtig, das Aquarium, die Einrichtung und das Wasser mit Bleiche zu reinigen um sowohl alle verbliebenen Sporen im Aquarium zu töten als auch zu verhindern, daß der Chytridpilz in die Wasserversorgung und die Umwelt gelangt.
      Aquariumwasser sollte mit 200mg/l Chlorbleichlauge (Natriumhypochlorit) 15 Minuten behandelt werden, bevor man es ins Abwassersystem oder die Natur gibt.
      Bodengrund und Pflanzen sollten eingetütet und weggeworfen werden. Das infizierte Aquarium und die Technik sollten mit einer 10 prozentigen Bleich Lösung (1 Teil Bleiche, 9 Teile Leitungswasser) gereinigt werden. Plexiglas Aquarien sollten mit 1 Teil Bleiche und 19 Teilen Leitungswasser gereinigt werden. Danach den Tank gut ausspülen mit einem Wasseraufbereitungsmittel in 10facher Dosierung um alle Bleichreste (Chlor) zu neutralisieren. Alle Gegenstände sollten an der Luft trocknen.
      Um eine erneute Infektion zu verhindern, dürfen die Frösche nicht eher in das Becken zurück bis die Behandlung (6 Behandlungen, einmal alle 3 Tage) abgeschlossen ist und das Becken vollständig gereinigt ist. (Anm. v. Urmel: wobei ich der Meinung bin, daß hier unter „europäischen Gesichtspunkten“ ein fabrikneues Becken mit neuen Gegenständen während der 6 Behandlungen einlaufen sollte, anstatt das „gebleichte“ Becken wieder zu verwenden.)
      Für weitere Informationen und einer Beschreibung der Behandlung mit Benzalkoniumchlorid kontaktiert bitte die Autoren auf flippersandfins.net.

      Chytridiomykose ist eine gefährliche und tödliche Infektion. Dennoch können sorgfältige Quarantäne Prozeduren sowohl bei Züchtern als auch Aquarianern die Verbreitung der Infektion in der Aquaristik einschränken ja sogar stoppen.
      Der Chytridpilz hat eine Inkubationszeit von zwei Monaten, welche eine mindestens so lange Quarantänezeit für Zwergkrallenfrösche erforderlich macht.
      Darüber hinaus ist der Chytridpilz drei oder vier Wochen lang in Leitungswasser lebensfähig, dies macht es wichtig, daß Zoohandlungen und Aquarianer anfangen diese Infektion ernst zu nehmen um die Verschleppung des Pilzes in die Umwelt zu stoppen.
      Wir möchten uns bei Dr. Sylvan Cohen bedanken für die Präparierung der Proben und für seine Hilfe bei den histologischen Untersuchungen.


      Unseres Erachtens wäre es wichtig, bei unerklärlichem Froschsterben eine verbreitung des Pilzes zu verhindern, wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, daß die Tiere daran verendet sind.

      Wie steht Ihr dazu?

      LG
      Simone