Fischzucht, Gendefekte und Aussortierung von Zuchttieren


    • Duras
    • 3420 Aufrufe 13 Antworten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Fischzucht, Gendefekte und Aussortierung von Zuchttieren

      Hi,

      Da hab ich doch mal ein Thema gefunden, was mich jetzt mal interessiert.
      Ich ärgere mich zur Zeit über 2 Dinge. Erstmal scheint es so zu sein, dass der Millionenfisch Guppy kein Millionenfisch mehr ist. Ich seh das hier bei uns seid Jahren, dass Guppys sterben wie die Fliegen, wenn sie ins Aquarium gesetzt werden. Viele Käufer müssen sich mit recht vielen Tieren eindecken (und diese sollten im besten Falle vom selben Händler/Züchter sein), um einen Stamm aufzubauen, der lebensfähig ist. Klar, es gibt die eine oder andere Hilfe, womit man es den Guppys einfacher machen kann. Aber jetzt mal ernsthaft. In meiner Jugendzeit hab ich 10 Guppys von 3 verschiedenen Händlern ins Becken geschmissen und nach wenigen Wochen 100 Stück gehabt. Das kann man heute vergessen.
      Die zweite Sache ist der M. ramirezi. Die Tiere werden mit einer Lebenserwartung von 2 Jahren angegeben. Wildfänge werden aber oft 3 Jahre alt. Dazu kommt, dass die Tiere oft mehrmals ablaichen müssen, bis sie mal wirklich Jungtiere rausbringen.
      Dazu noch ein weiteres Beispiel:
      Meine Apistogramma macmasteri haben zusammen bestimmt 10 mal abgelaicht und kein einziges mal sind Junge rumgeschwommen. Beim letzten mal, wo sie zusammen abgelaicht haben, hab ich die Tiere abgegeben und die Eier sind ohne weiteres Zutun geschlüpft. Zuerst dachte ich, es liegt an den Wasserwerten oder die Eier sind verpilzt. Aber das war es wohl nicht.

      Naja, mittlerweile lese und höre ich des öfteren, dass die Züchter schuld daran sind. Zum Teil kann ich das auch durchaus nachvollziehen. Nehmen wir mal den Guppy. Wer hat das anfangs nicht gemacht und dicke Weibchen in einen Brutkasten gepackt? Ich hab das gemacht. Aber macht man das nicht, kommen nur die stärksten Tiere durch. Mit Brutkasten bekommen auch Tiere eine Chance ihre Gene weiterzugeben, die es normal garnicht geschafft hätten. Macht man das immer wieder, so erhält man irgendwann Tiere, die unheimlich anfällig sind oder sogar Missbildungen hervorbringen können. Auch dazu hab ich ein Beispiel aus meiner Jugendzeit. Dort hatte ich mal einen Guppywurf, bei dem alle Jungen keine Schwanzflossen hatten. Naja, die waren sowieso nicht lebensfähig und wurden verfüttert. Aber immer wieder mal hatte in bei Würfen einige Junge dabei, die keine Schwanzflosse hatten.

      Ich weiss nicht, wer hier alles gezielt züchtet, würd mich aber mal interessieren, wie ihr mit euren Nachzuchten umgeht.
      Zur Zeit versuche ich ja meinen Stamm Betta albimarginata und channoides aufzubauen und versuche natürlich soviele Junge wie möglich durchzubringen. Allerdings hätte ich auch kein Problem damit, Tiere auszusortieren, sollte ich irgendwelche Defekte erkennen. Auch wenn die Fische sonst lebensfähig wären, so würden sie bestenfalls in Einzelhaft kommen, damit dieser Fisch keine Möglichkeit hat, sich weiter zu vermehren.

      Bei der einen oder anderen Fischart hab ich da doch mittlerweile meine Bedenken, ob man wirklich versuchen sollte, soviele Junge wie möglich durchzubringen. Schwächen wir damit nicht auf Dauer unsere Fische?

      Gruss
      Sascha
    • Hallo Sascha,
      gezielt gezüchtet hab ich noch nichts, immer mal probiert, aber nichts draus geworden wie beim M. ramirezi und A. cacatuoides. Das keine Jungen raus gekommen sind lag immer an den Eltern, welche selber früh von den Eltern getrennt wurden und so das Brutpflegeverhalten nicht richtig lernen konnten. Auch meine Diskus wollte ich zur Zucht ansetzten da ich mehr fach von Bekannten gefragt würde ob die sich schnell vermehren und ob welche zu haben sind. Und nach nun bestimmt 25 Versuchen ist einmal einer raus gekommen der dann wie schon die Eier immer gefressen würden. Ich möchte im Moment mein 60er besetzten und suche mir extra seltenere Arten und/oder Wildfänge aus damit ich ich genau dieses Problem nicht wieder hab und auch deine Probleme mit Geneneffekten. Damit wirklich nur die stärksten Jungtiere durchkommen werde ich einen gefräßigen Beifisch besorgen :popcorn: damit ich genau den Problemen aus den Weg gehen kann.Ins Geheim möchte ich mich mit Zwergbuntbarscharten und deren Zucht befassen.

      Grüße
      ernie
    • Hallo Sascha,

      ein sehr interessantes Thema, da hast du Recht.
      Mit gezielter Zucht beschäftige ich mich nicht, aber meine Gedanken mache ich mir dazu natürlich trotzdem.

      Ich sehe das ähnlich wie du. Nicht auf Teufel komm raus jedes Jungtier großziehen, sondern gerade bei Fische, mit denen man gerne weiterzüchten möchte, grob aussortieren. Sobald ich bei Guppys, Reisfischen usw. einen Defekt entdecke, gehen sie über die Wupper.

      Dass sich der Millionenfisch bald nicht mehr als Millionenfisch schimpfen darf, kann ich nicht beurteilen. Dazu hab ich überhaupt zu wenig Guppys gehalten. Aber vorstellen kann ich es mir schon. In den großen Anlagen zählt ja nur die Menge der Fische und ihre äußerliche Erscheinung, also der Phänotyp, damit sie für den Handel attraktiv sind. Natürlich werden kranke Jungfische mit krummen Wirbelsäulen, fehlenden Flossen usw. auch aussortiert (auch auf natürliche Weise, weil sie sich neben Hunderten ihrer Artgenossen einfach nicht durchsetzen können - selbst wenn sie lebensfähig wären), aber ob ein junger Fisch langlebig, paarungsbereit oder brutpflegebereit ist, das sind Eigenschaften, die für den gewöhnlichen Handel erstmal uninteressant sind und die sich in den großen Zuchtanlagen auch nicht erkennbar machen können, weil die Fische künstlich aufgezogen werden. Wie gesagt, dort geht es nur um den Phänotyp. Es werden also auch Fische verkauft, die weniger oder kaum brutpflegebereit sind. In Bezug auf diese Eigenschaften fehlt in dieser Form der künstlichen Nachzucht die Selektion.
      In natürlichen Habitaten gibt es sicher auch Jungfische, die weniger brutpflegebereit sind als andere Fische, aber gleichzeitig ihre negativen Eigenschaften eben nicht weitergeben können, WEIL sie sich nicht um ihre Gelege kümmern können und keine Nachkommen haben.

      Ich glaube übrigens auch nicht - wie Ernie schrieb -, dass die Fische ihr Brutpflegeverhalten lernen müssen und sich deswegen teilweise nicht um ihre Gelege kümmern können, weil sie künstlich aufgezogen worden sind. Ich möchte nicht sagen, dass die Aussage falsch ist, widerlegen kann ich sie nicht, aber dennoch denke ich eher, dass die schlechte Brutpflege in den Genen verankert ist und über fehlende Selektion zu der heutigen Brutpflegeproblematik bei den Barschen geführt hat.
    • Hi,

      Deine These, dass einige Zwergbuntbarsche nicht fähig sind, sich um Gelege zu kümmern und durch Zuchtstationen diese negativen Gene weitergeben können, was sie in der Natur ja nicht können, find ich sehr interessant. Bisher wurde ja überall geschrieben, dass sie es erst wieder lernen müssen, was mich nicht sehr überzeugt hat. Hab auch schon öfters gehört, dass sie erstmal ein paar Versuche brauchen, bis es klappt, aber mir ist es jetzt bei 2 von 3 Zwergbuntbarschartenen nicht geglückt, dass sich die Fische vermehrt haben, obwohl sie sich mehrmals gepaart haben.
      Meine Apistogramma cacatuoides waren von einem Privatzüchter (allerdings auch eine Aufzucht ohne Eltern). Die haben 5-6 Versuche gebraucht, bis Jungfische da waren, die ich auch grossziehen konnte (mit Elterntiere).
      Meine M. ramirezi waren aus dem Zoogeschäft. Gepaart haben sie sich öfters, aber die Eier haben nie einen Tag überstanden, obwohl das Pärchen ein 54l Aquarium ganz alleine hatten. Interessant war dabei, dass sich nach jeder fehlgeschlagenen Paarung das Pärchen immer schlimmer zoffte. Am Ende musste das Weibchen entfernt werden.
      Ganz extrem hab ich es dann bei den Apistogramma macmasteri gesehen, wo ich die Nachzucht dann aufgegeben habe und das letzte Gelege ohne Eltern im Becken verblieb. Nach bestimmt über 10 Versuchen ist das letzte Gelege ohne Eltern ganz von allein geschlüpft und ich habe 11 Jungtiere aufziehen können. Vorher hat das Weibchen jedesmal die Eier oder die Jungen gefressen.

      Schlimm finde ich auch, wenn Hobbyzüchter verschiedene Arten miteinander verkreuzen. Das sind Sachen, die unvorsehbar sind. Die Zuchtform Dragon oder Copper bei Betta-Hochzuchten ist so ein Beispiel. Zwar sieht das wirklich hübsch aus, aber für mich sind das keine Betta splendens mehr, weil dort (wahrscheinlich) Betta mahachaiensis oder smaragdina mit reingezüchtet wurden. Von einem Versuch eines Züchters hab ich mal erfahren, dass Junge aus dieser Verpaarung nicht fähig waren, sich zu paaren. Aber es soll auch Fälle geben, wo Junge aus so einer Verpaarung ein sehr viel höheres Risiko haben, an Tumoren und Geschwüren zu erkranken.
      Leider ist es so, dass solche Artenmischungen nicht gekennzeichnet werden und der Käufer dann später schon blöd reinschauen kann, wenn er mit diesen Tieren weiterzüchtet. Deswegen ist es auch garnicht sicher, wie Copper oder Dragon bei den Betta splendens Hochzuchten entstanden ist. Die Züchter, denen das geglückt ist, verraten nicht, wie sie es gemacht haben. Sicher ist nur, dass diese Zuchtform noch nicht so alt ist. Mittlerweile geht der Trend der Thais ja auch nicht mehr in Richtung Kampf, sondern mehr in Richtung Aussehen, was ja eigentlich auch eine gute Sache ist. Nur scheinen die Asiaten da ab und an völlig andere Vorstellungen zu haben, wie wir Europäer (siehe auch Papagaienbuntbarsch und Co).

      Auf alle Fälle muss jeder, ob Hobbyzüchter, Zufallszüchter oder Profizüchter, sich um seine Nachzuchten kümmern und hat eine gewisse Verantwortung.

      Gruss
      Sascha
    • HiHi Sascha,

      das ist für mich der interessanteste Satz. Den würde ich gerne kommentieren:

      Duras schrieb:

      Nur scheinen die Asiaten da ab und an völlig andere Vorstellungen zu haben, wie wir Europäer (siehe auch Papagaienbuntbarsch und Co).


      Ja, die Asiaten erstaunen einen alten Mann wie mich auch immer! In Erinnerung an die Zeiten, in denen mantra-artig immer suggeriert wurde, WIR (Europäer/Nordamerikaner) seien die Kreativen, die Vorwärtsstürmenden, die Asiaten dagegen seien nur Kopisten und Abkupferer.

      Wenn wir die Situation in der Aquaristik betrachten, dann finden wir mittlerweile das exakte Gegenteil vor! Wir Deutschen sind von einem extrem konservativen Natur(schutz)gedanken erfüllt. Wir haben uns der generellen Erhaltung von natürlichen Arten verschrieben, Hybriden / Bastarde zwischen den Spezies sind uns ein Graus! Mehr noch: Wir wollen Natur nicht als dynamischen Prozess, sondern als statisch zu erhaltenden Status quo.

      Das ist vielen asiatischen Kulturen fremd, sei es den Garnelenzüchtern in Japan, sei es den Fischzüchtern in Thailand. Dort gelten neue Hybriden-Bildungen, kreierte Spezies als besondere, bewundernswürdige Leistungen. Dafür erntet man dort Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg. Man hat etwas Besonderes geschaffen, bereichert.

      Was ich aus diesen Mentalitätsunterschieden ableite? Gar nichts. Ich stelle sie nur fest.

      Aber wenn ich zufällig mal ein Gehirn frei habe, werde ich darüber nachdenken, wieweit das nicht vielleicht gar ein Spiegel größerer, umfassenderer Verhältnisse ist...

      Gruß,
      Stefan
    • Hi,

      Da hast du natürlich recht. Ich möchte nicht sagen, dass der eine oder andere Versuch der Asiaten nicht auch was schönes hervorgebracht hätte. Besondere Farbschläge usw. sind ja nun so gesehen auch nicht ohne weiteres entstanden (wenn auch nicht allein von den Asiaten und nicht durch das Mischen verschiedener Fischarten). Auch die Zuchtform "Dragon" oder " Copper" der Betta-Hochzuchten sind schon schön anzuschauen, obwohl ich nicht wissen möchte, welche extremen Fehlschläge es benötigt hat, um so eine Zuchtform hinzubekommen. Zumindest sind diese Fische lebensfähig.

      Wenn man nie etwas probiert, kommt auch nie etwas neues raus. Hybriden sind nicht in jedem Fall eine miese, gemeine Sache, aber man muss verantwortungsvoll damit umgehen, was ich vielen Züchtern (Vor allem im europäischen Raum) nicht zutraue. Da lockt das Geld doch eher.

      Beispiel:
      Jemand hält braune und blaue Antennenwelse zusammen und diese paaren sich untereinander. Wenn jetzt einige Jungen aussehen wie blaue Antennenwelse, liegt es an dieser Person, diese Tiere als Hybriden zu deklarieren. Gibt er diese Tiere für wenig Geld oder sogar umsonst weiter mit dem Hinweis, dass es Hybriden sind, ist das ja in Ordnung. Nun nimmt einer ein paar dieser Welse ab und merkt: "Hey, die gehen auch als blaue Antennenwelse durch und dafür bekomm ich 30 Euro das Stück", dann wird es viele geben, die diese Tiere einfach weitergeben (für viel Geld). Hat man sich blaue Antennenwelse gekauft, weil man sie züchten will, kann man dann schon eine böse Überraschung erleben, wenn die Jungen schlüpfen.

      Deswegen sind Hybriden eine ganz, ganz heikle Sache, auch wenn der Züchter verantworungsvoll damit umgeht. Alle anderen, die irgendetwas mit den Hybriden zu tun haben, müssen aber ebenfalls verantwortungsvoll damit umgehen. Und wie gesagt reden wir hier von Hybriden, die durch eine natürliche Paarung zwischen zwei Fischarten entstanden ist. Nicht dieser unnatürliche Vorgang, mit denen Qualzuchten, wie der Papageibuntbarsch geschaffen wurde.
      Aber aus diesem Grund sind Hybriden wahrscheinlich auch so verschrien, genauso die böse Überraschung von einigen Leuten, wenn sie gewisse Fische nachziehen wollen und Hybriden aufgebrummt bekommen.

      Viel Text, wenig Worte: Ich habe nicht unbedingt etwas gegen Hybriden, wenn man ungefähr weiss was man da tut. Ausserdem soll das nicht heissen, dass alle Asiaten so verantwortungslos sind. Es gibt unter den asiatischen Züchtern Leute, vor denen ich den grössten Respekt habe, weil die wirklich was auf die Beine stellen (und nicht kopieren).

      Gruss
      Sascha
    • Moin,

      ich gehöre nun zu den Leuten, die gezielt züchten. Wenn auch nicht gerade Apistogramma oder Disketten. Aber auch aus der Grundelzucht, oder Blauaugen oder auch Guppies (ja, auch die ziehe ich manchmal gezielt) kann man seine Schlüsse ziehen.

      Zunächst mal zur Guppysterblichkeit: das liegt weniger an der fehlenden Selektion, als an der Dampfzucht, die in Asien betrieben wird. UND an der Geiz-ist-geil-Mentalität der Deutschen! Denn diese Tiere werden in Asien zu 100 000en in einem Behälter gezogen, um die Kosteneffizienz beizubehalten. Und damit die Viecher unter solchen Umständen (hohe Fischdichte, wenig Wasserwechsel etc.) überhaupt groß werden, werden dort viele Medikamente eingesetzt. Auf diese Weise entstehen Bakterienunverträglichkeiten, die die Fische beim kleinsten Hauch einer fremden Bakterie einfach umkippen lässt.

      Dem kann man ganz einfach entgegen wirken: kauft keine hochbunten, billigen Guppies in Baumärkten oder bei Discountern wie Freßnapf. Gebt mal nen Euro mehr für einen Fisch aus und dann gibt es auch wieder gesunde Tiere.

      Mein Händler nimmt mir furchtbar gern meine Tigerendler ab. Weil er weiß, daß die bei mir unter sehr robusten Umständen gezogen werden (Temperatur- und Wasserwertschwankungen, Konfrontation mit Bakterien aus den anderen 40 Becken) und so auch eine hohe Lebenserwartung haben. Der zahlt mir dann auch einen guten Preis für die Tiere, den er natürlich auch an die Kunden weiter gibt. Allerdings zahlen die Kunden den auch gern, weil sie von den Tieren auch die behalten, die sie gekauft haben....


      Zu den Apistogramma: das sind doch auch alles Hybriden und Zuchtformen, die so nicht in der Natur vorkommen. Und wie bei allen Hybriden, besteht die Gefahr, daß gewisse Erbinformationen auf der Strecke bleiben.
      Hybridisierung ist im Prinzip nichts anderes als natürliche Mutation. Dumm ist nur, daß hier der Mensch eingreift und gezielt auf äusserliche Merkmale züchtet, ohne die überlebensnotwendigen Merkmale zu beachten. In der Natur würden diese quietschbunten, der Brutpflege nicht mächtigen Tiere nicht überleben. Bei der Zucht wird mit allen Mitteln dafür gesorgt, daß sie überleben, mit der Folge, daß man mit schlechter Vermehrung zu kämpfen hat.

      Das schönste Beispiel dafür ist die Diskus-Zucht. Durch diese Farbmutationen wird den Tieren die "Sprache" weggezüchtet. Fische kommunizieren ja in vielen Fällen über Farb- und Musterveränderungen. Das führt zu Paarungsverhalten, Brutpflege, Abwehrhaltung ohne Aggression etc. Bei den Disketten hat diese Farbzucht vielfach dazu geführt, daß die Tiere nicht mehr miteinander kommunizieren können, daß die Jungtiere kein Erstfutter (Schleimhaut der Eltern) mehr bekommen u.s.w.

      Was lehrt uns dieser ganze Scheiß? Ein Aquarianer sollte sich möglichst nicht so sehr dafür interessieren, ob die Fische farblich zur Tapete passen.... (überspitzt!), sondern sich eben doch etwas mehr an der Natur orientieren und Hybridisierungen vermeiden. Die Aquaristik lehrt uns deutlich, daß der Mensch mit seiner Herumpfuscherei an der Natur, nicht in der Lage ist, alle Folgen abzusehen, die dadurch entstehen.
    • Duras schrieb:

      Hi, Meine M. ramirezi waren aus dem Zoogeschäft. Gepaart haben sie sich öfters, aber die Eier haben nie einen Tag überstanden, obwohl das Pärchen ein 54l Aquarium ganz alleine hatten. Interessant war dabei, dass sich nach jeder fehlgeschlagenen Paarung das Pärchen immer schlimmer zoffte. Am Ende musste das Weibchen entfernt werden. Ganz extrem hab ich es dann bei den Apistogramma macmasteri gesehen, wo ich die Nachzucht dann aufgegeben habe und das letzte Gelege ohne Eltern im Becken verblieb. Nach bestimmt über 10 Versuchen ist das letzte Gelege ohne Eltern ganz von allein geschlüpft und ich habe 11 Jungtiere aufziehen können. Vorher hat das Weibchen jedesmal die Eier oder die Jungen gefressen. Sascha
      54 Liter sind zu klein. Mindestens 120 L für ein harmonisches Pärchen damit es sein Aufzuchtverhalten einigermassen erlernen und ausleben kann (1 Pärchen und max 8 Neons, kein Gesellschaftsbecken), das sind zumindest meine Erfahrungen, in einem 60L Becken kann ich erhöhtes Gezanke bestätigen. Ist für Ramis einfach zu klein. Aber ja, darüberhinaus es gibt natürlich auch eine qualitative Streuung bei Händlertieren. Wer ernsthaft züchten will kommt deshalb sowieso nicht drum rum seine Exemplare vom privaten Züchtern zu beziehen, dann passt auch das Ergebnis und es gibt weniger böse Überraschungen. Wenn die Eier zu faulen beginnen liegt das an zu hoher Keimdichte bzw. nicht geeigneter oder schlechter Wasserqualität oder Temperatur => Pilze, Bakterien. Das ist meiner Meinung nach die größte Herausforderung für den Aquarianer dafür zu sorgen, vielmehr als eben das und die Beckengröße kann man neben der richtigen Fütterung und Temperatur eh nicht wirklich tun. Seemandelbaumblätter helfen sehr. Die richtige Fütterung ist bei Ramis (egal ob Zucht oder nicht) fast das Wichtigste um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten, da hängt das meiste davon ab ob jemand weiss wie man diesen Raubfisch richtig füttert; ungewolltes Beifüttern von Redfire Garnelen hat z.B. zu einem beeindruckenden Größenwachstumsvorsprung bei derselben Generation geführt :grinz:
    • Hi,

      Zu den SBB fehlt mir die Erfahrung. Ich hab nur ein Pärchen gehabt und hab da entnervt aufgegeben. So ein extremes Verhalten hab ich bisher noch bei keiner Zwergbuntbarschart erlebt. Selbst in einem 112l Becken hat sich das nicht mehr beruhigt. Im 54l war es anfangs allerdings kein Thema. Die Streitereien haben erst angefangen, als das Weibchen nicht mehr so recht wollte. Ich kann natürlich nicht sagen, warum es bei den Paarungen geblieben ist und nichts drauss geworden ist. Wie gesagt kann ich bei den A. macmasteri nur sagen, dass die Aufzucht der Jungen erst geklappt hat, als die Eier von dem Weibchen getrennt wurden. Das ist natürlich nicht normal und ich hätte gern gewusst, warum das so ist. Aber eine klare Antwort wirds darauf wohl auch nicht geben. Da kann man nur vermuten.

      Ich habe bis jetzt Betta simplex, smaragdina, mahachaiensis, albimarginata, channoides und Apistogramma cacatuoides ohne Probleme nachgezogen. Die Apistogramma macmasteri lass ich mal weg, weil es eher eine Zufallszucht war. Auch die Kap Lopez und Fundulopanchax gardneri hatte ich keine Probleme. Von allen meinen Fischen, die ich bisher gezielt nachgezogen habe, haben mir die kleinen Zwergbuntbarsche die grössten Probleme bereitet. Dabei aber nicht die Aufzucht der Jungen, sondern wirklich die Eiablage. Und alle Zwergbuntbarsche waren in Artenbecken und wurden mit Frost- und Lebendfutter gefüttert. Junge bekommen bei mir nur Lebendfutter.

      Von einer Vermischung der Apistogramma-Arten wusste ich bisher nichts. Könnte ich mir allerdings auch vorstellen. Die naturfarbenden Fische bekommt man ja auch nur noch recht selten. Hatte mich damals bei den A. cacatuoides in naturfarbend umgeschaut. Keine Chance. Da gabs nur die roten oder doppelroten und eventuell noch die gelben.
      Bei den Guppys habe ich gute Erfahrung mit den Endlern gemacht. Die haben bei mir, bei normaler Fütterung, nichtmal ihre Jungen angelangt. Ansonsten stammen alle meine Fische aus Privatzuchten und machen keine Probleme. Die A. macmasteri und M. ramirezi waren die einzigen Fische aus dem Zoogeschäft. Ich möchte daraus keine Schlüsse ziehen, da ich zuwenig Fische aus dem Handel gezielt nachgezogen habe (oder es versucht habe). Aber ein wenig zum Nachdenken bringt mich das schon.

      Gruss
      Sascha
    • Hallo zusammen,

      danke für die ausführlichen Berichte. Ich habe in meiner damaligen Süßwasserzeit das gleiche erlebt, allerdings nicht mit Zwergbuntbarschen, sondern mit den wunderschönen Zwergfadenfischen, Colisa lalia. Egal, welche Variante es nur war, ob rot, blau oder die Wildform, alle von mir im Handel erstandenen Tiere sind innerhalb kürzester Zeit an der gefürchteten Lochkrankheit oder sonstigem verendet.

      Weiß jemand, ob sich das mittlerweile geändert hat und ob mittlerweile robustere Tiere auf dem Markt sind? zu privaten Züchtern habe ich hier in meiner Gegend leider keine Kontakte aufbauen können, der nächste ist einfach zu weit weg, um "mal eben" ein paar Tiere dort zu erstehen, also geht es hauptsächlich um die derzeit im Handel befindlichen Tiere.

      Sollte jemand da positive Erfahrungen haben, würde ich vielleicht noch einmal den Versuch eines mittelgroßen Artenbeckens starten...
      Gruß - Ingo
    • Hi,

      Ich hab mir ca. 10 Knurrende Zwergguramis (T. pumila) geholt und kann nur sagen, alle Tiere sind innerhalb weniger Wochen, bzw. Monate gestorben. Die erste Sterbewelle war so nach ca. 4-6 Wochen. Da sind die Hälfte der Tiere innerhalb von 2-3 Tagen gestorben. Dem Rest gings gut. Dann kam einige Wochen später die zweite Sterbewelle, wo der Rest der Tiere, ebenfalls innerhalb weniger Tage, gestorben ist. Die Tiere haben durchgehend ihre volle Farbenpracht gezeigt, Reviere besetzt und es gab auch erste Verpaarungen. Sie haben alles an Futter genommen, was ich angeboten habe. Das Futter schliesse ich als Ursache aus, da auch andere Fische vom selben Futter etwas abbekamen. Übrigens lebten die Guramis in einem Artenbecken. In dem Becken wohnten zuvor Kap Lopez, bei den es keine Schwierigkeiten gab. Bei der ersten Sterbewelle dachte ich noch an eine Keimunverträglichkeit. Was es aber am Ende wirklich war, kann ich nicht sagen. Bin auch nur auf die Berichte gestossen, wonach Fadenfisch- und Gurmami-Nachzuchten wohl auch nicht mehr so fit sind.
      Geschwüre sollen bei diesen Fischen wohl auch nicht so selten sein.

      Gruss
      Sascha
    • Hi Ingo und Sascha,

      diese sogenannte "Zwergfadenfischkrankheit", die wohl in Wirklichkeit eine Abart der Tuberkulose ist, hatte sich immens fortgepflanzt, so daß am Ende auch die großen Fadenfische davon betroffen waren.

      Inzwischen gibt es einige, auch kommerzielle, Züchter, die wieder saubere Tiere haben. Wenn man solche Tiere erstehen möchte, braucht man wirklich einen Händler seines Vertrauens, der sich mit den Lieferanten auseinander setzt und diese kennt.

      Bei meinem Händler in BS (das Aquarium) gibt es inzwischen wieder saubere Stämme, die am Leben bleiben. Die sehen auch gleich ganz anders aus, sind muskulös, vital, gut gebaut und kein bisschen mager. Man sieht ihnen ihre Gesundheit förmlich an. Mit denen macht die Zucht auch wieder Spaß.