Wasserwechsel im Wandel der Zeiten


    • Prestutnik12
    • 6552 Aufrufe 33 Antworten

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    • HiHi zusammen

      Jepp, an diese Zeit der pechschwarzen Becken erinnere ich mich auch noch. Bodenbedecker gleich Null und Stängelpflanzen hatten riesige Internodien. Egal, was für Fische drinnen waren, Hauptsache mystisches Schwarz-Wasser als Lifestyle-Element...

      Nee, der Zeolith-Hype ist lange, lange vorbei! Als wir vor einiger Zeit mal eine Zeolith-Frage hier im Stammtisch diskutiert hatten, waren wir richtig froh, dass mit Klaus (Gibbyceps) noch ein alter Hase an Bord war, der wusste, wie das Zeugs zu behandeln ist. Aber wieso Siporax-Hype? Der ging an mir vorbei. Ich habe diese Röhrchen zwar auch in einem Außenfilter, dort tun sie das - seit 13 Jahren unterbrochen und nie ausgetauscht - , was sie sollen...

      Noch ne irre Mode war der "Flower-Horn-Boom". Erinnert Ihr Euch? Diese quietschbunten Barsch-Hybriden mit ihren extrem großen Stirnbuckeln. Vor Jahren wurden sie mal quer durch die AQ-Magazin-Landschaft enorm gehypt, jetzt liest und hört man nichts mehr von ihnen...

      Grüße,
      Stefan
    • Hallo,

      Prestutnik12 schrieb:


      Ich will mal gerne die richtig alten Hasen der Aquaristik, die seit zig Jahrzehnten dabei sind, hier fragen: Ab wann setzte eigentlich diese Mode und dieser Trend zu Wasserwechseln überhaupt ein? Was wären denn vor - sagen wir mal: 40 Jahren - die Mainstream-Empfehlungen gewesen?


      ja, die 40 Jahre kann ich vorweisen.

      Das als Schatz gepflegte "bernsteinfarbene" Altwasser war zu der Zeit schon aus der Mode. Man hatte durchaus schon Eheim-Außenfilter. Wasserwechsel wurde auch vollzogen. Das wichtige Altwasser war eher was in der Vorkriegszeit bis hin zu den Anfängen der Aquaristik. Man hatte keine Luftpumpen, Beleuchtungen und Heizsstäbe und kämpfte noch mit ganz rudimentären Problemen. Im Winter (weniger Sonnenlicht) kippten die Pflanzen weg und das Wasser konnte faulig werden. Daher war man stolz auf "bernsteinfarbenes" Wasser, weil es das nur in eingefahrenen Aquarien gab und die waren ja belastbarer.

      Wie war die Mode vor 50 Jahren? Wie haben die Lehrväter/mütter der heutigen Aquarianer es damals gehalten?


      Mein Lehrmeister war Gerd Kassebeer. Der ist nicht unbedingt der Maßstab, weil er a) ein überzeugter Intensivaquarianer war und b) gerne mal gegen den Strom bzw. abseits des Stromes schwamm. Er war einerseits überzeugte Wasserwechsler, andererseits wusste er auch um die Eigenschaften des Altwassers. Angst davor hatte er nicht, eher war es für ihn faszinierend.

      Man arbeitete seinerzeit nach der Methode "was funktioniert ist ok" und heftete sich weniger an vorgegebene Richtlinien wie was zu sein hat. Grundsätzlich unterschied sich die Aquaristik nicht von der heutigen Praxis. Es gab weniger Fischarten, aber es gab welche die man heute kaum noch sieht. Ebenso mit den Pflanzen. Pflanzenaquarien waren nicht "gescaped", sondern es waren "Holländische Becken". Auch die wirkten toll und waren anspruchsvoll. Diese heutigen "Scapes" sind nur anders, aber nicht besser. Auch bezüglich kleiner Aquarien und der Wasserwerte war man sehr viel toleranter.

      Eigentlich ist man es auch heute noch, außerhalb des Internet. Grenzwertig bis übel wurde es erst mit Aufkommen des Internet bzw. der Diskussionen und dann auch nur für Leute die dabei waren. Ab da wurden etliche Säue durchs Dorf getrieben und alles wurde an moralinsauren Idealen gemessen, die meistens von Leuten definiert wurden, die selber nur wenig Aquaristik betrieben und daher viel Meinung bei nur wenig Ahnung hatten. Wer in und mit seinem Verein seine Fische macht, macht das mit den gleichen Herangehensweisen wie vor x Jahren. Nur die "belesenen Internetaquarianer" haben Probleme, Probleme, Probleme....

      Daher muss man bei der Frage ganz klar zwischen "belesenen Internetaquarianern" und den althergebrachten Aquarianern unterscheiden.
      Regionalgruppe Nord der DKG: www.killi.org/RG-Nord/
      22.10.2016: Dr. Frank Strozyk, Aachen: "anspruchsvolle Labyrinthfische vermehren" - Vom Großmaul-Kampffisch bis zum Zwergschokoladengurami
    • Hi,

      Das Problem ist aber ja, dass das Internet das wichtigste Medium ist. Wer das Medium nicht nutzt wird nicht mithalten können.
      Ich habe mich ja auch mit einigen Leuten unterhalten, die sehr intensiv Aquaristik betreiben. Die gehen Vollzeit arbeiten und brauchen nach der Arbeit noch gut 3 Stunden für ihre Aquarien. Da bleibt dann noch etwas Zeit für die Frau, aber dann wird es schon eng. Wenn sich diese Leute jetzt noch 'ne Stunde vorm PC hocken und versuchen ihr Wissen weiterzugeben, dann ist das schon wirklich viel, was diese Leute leisten müssen. Sich dann aber noch mit anderen auseinandersetzen zu müssen, die z.B. kleine Becken verteufeln, obwohl sie keine Erfahrungen damit haben, na da könnte ich meine Freizeit auch anders verbringen.
      Das ist ein Teufelskreis. Wissen kann man heute kaum noch von Person zu Person vermitteln. Ich habe selber meine Erfahrungen mit Aquaristiktreffen gemacht und war absolut begeistert, einige dieser Hardcore-Aquarianer kennenzulernen. Aber so leicht ist es leider nicht auf jedes Treffen zu fahren. Teilweise liegen diese Treffen sehr weit von meinem Wohnort weg und auch ich muss ein wenig auf mein Geld achten. Aber solange ich mit einem Bayernticket hinkomme, werde ich auch hinfahren. Schön wäre es wirklich, wenn man sich im Internet mit diesen Leuten unterhalten könnte.
      Gerd Kassebeer habe ich leider persönlich nicht gekannt, aber ich habe einige Berichte von ihm gelesen (unter anderem zu Altwasser). Seinen Namen nenne ich eigentlich immer als erstes, wenn sich jemand über zuwenig oder garkeine Wasserwechsel aufregt. Gerd Kassebeer hat es ausprobiert und dabei mit Wassertests auch nachgewiesen, was sich am Wasser verändert und das auch schön erklärt.

      Ich wünschte, ich könnte die Grössen in der Aquaristik dazu bringen das Internet mehr zu nutzen. Aber ich verstehe auch, wenn das einige Leute zeitlich nicht können oder auch nicht die Geduldt haben, auf Standartfragen zu antworten. So bleibt einem nichts anderes übrig, als für Aquaristiktreffen zu werben. Da knüpft man Kontakte, die man über das Internet einfach nicht bekommt. Man kommt an Fische, an die man sonst nicht kommt und man erfährt Dinge, die nirgends im Internet stehen.
      Wenn es mir möglich ist, geh ich auf diese Treffen. Alleine schon, weil die Leute dort einfach sehr sympatisch sind.

      Gruss
      Sascha
    • Prestutnik12 schrieb:


      Anderes Beispiel: Nehmen wir mal CO2. In den Achtzigern und Neunzigern als nicht tolerables „Fischgift“ total verteufelt. Man baute Kaskaten hinter der Filterung auf, um jedwedes CO2 aus dem Becken zu treiben. Heute gilt eine HighTech-CO2-Anlage – beispielsweise im Aquascaping – als absolutes „Must have“! What’s done?


      verteufelt wurde es in den 80ern nicht, eher etablierte es sich in den 80ern, nachdem Hilena es in den 70ern (?) auf den Markt brachte. Verteufelt wurde es erst Ende der 90er bis Anfang der 2000er, als auch wieder in Foren (damals das Grüne Brett) darüber debattiert wurde. Damals wurde zu viel CO2 als "böse" erachtet, was natürlich auch stimmt. Man einigte sich auf 20 mg/ltr als Grenzwert, was aber wirklich nur ein Kompromisswert ist und nichts nachgewiesenes. Der Wert liegt m.E. im sinnvollen Bereich.

      Heute mag man es im Bereich Aquascaping wieder etwas anders sehen.

      - - - Aktualisiert - - -

      Hallo,

      Duras schrieb:



      Das Problem ist aber ja, dass das Internet das wichtigste Medium ist. Wer das Medium nicht nutzt wird nicht mithalten können.


      in der Aquaristik? - Durchaus. Auch heute gibt es noch sehr viele Leute, die kaum mal ihre EMail abrufen, aber den Keller voll tollster Fische haben.

      Ich habe mich ja auch mit einigen Leuten unterhalten, die sehr intensiv Aquaristik betreiben. Die gehen Vollzeit arbeiten und brauchen nach der Arbeit noch gut 3 Stunden für ihre Aquarien. Da bleibt dann noch etwas Zeit für die Frau, aber dann wird es schon eng. Wenn sich diese Leute jetzt noch 'ne Stunde vorm PC hocken und versuchen ihr Wissen weiterzugeben, dann ist das schon wirklich viel, was diese Leute leisten müssen.


      "leisten wollen".

      Und es geht auch gar nicht um "Wissen weitergeben", die suchen eher den einfachen Austausch mit Gleichgesinnten.

      Sich dann aber noch mit anderen auseinandersetzen zu müssen, die z.B. kleine Becken verteufeln, obwohl sie keine Erfahrungen damit haben, na da könnte ich meine Freizeit auch anders verbringen.


      genau.

      Das ist ein Teufelskreis. Wissen kann man heute kaum noch von Person zu Person vermitteln. Ich habe selber meine Erfahrungen mit Aquaristiktreffen gemacht und war absolut begeistert, einige dieser Hardcore-Aquarianer kennenzulernen. Aber so leicht ist es leider nicht auf jedes Treffen zu fahren. Teilweise liegen diese Treffen sehr weit von meinem Wohnort weg und auch ich muss ein wenig auf mein Geld achten. Aber solange ich mit einem Bayernticket hinkomme, werde ich auch hinfahren. Schön wäre es wirklich, wenn man sich im Internet mit diesen Leuten unterhalten könnte.


      Das wird via EMail ohne weiteres möglich sein, wenn es etwas zu bereden gibt. In Foren wirst Du die Leute aus guten Gründen kaum bekommen.

      Gerd Kassebeer habe ich leider persönlich nicht gekannt, aber ich habe einige Berichte von ihm gelesen (unter anderem zu Altwasser). Seinen Namen nenne ich eigentlich immer als erstes, wenn sich jemand über zuwenig oder garkeine Wasserwechsel aufregt. Gerd Kassebeer hat es ausprobiert und dabei mit Wassertests auch nachgewiesen, was sich am Wasser verändert und das auch schön erklärt.


      Ein Aquarium ohne Wasserwechsel zu betreiben ist keine Kunst. Es kann sogar viele Pflanzen einer Art enthalten und dabei sehr gut und natürlich aussehen. Schwierig wird es, wenn man in so einem Becken viele verschiedene Pflanzen haben will. Gerd hat es irgendwie auf die Reihe bekommen, er wusste nicht einmal selber warum es ihm gelang.

      Ab ca. 1995 wurde vermehrt online diskutiert. Man ging Fragen nach, die bis dahin eher nicht wirklich behandelt wurde. Es geschah damit, dass viele eher allgemeine Themen und Randthemen eine Wertigkeit erlangten, die sie aus praktischer Sicht gar nicht hatten. Daraus entstanden dann die neuen Ansichten.

      Ich habe lange gebracht bis ich es verstanden habe, aber meine Erklärung dafür ist folgende:

      Ich z.B. habe als Killianer mit Welsaquaristik oder Malawibecken ziemlich nichts gemeinsam. Ich könnte mich mit Wels- und Cichlidenleuten gar nicht unterhalten, weil die eine ganz andere Aquaristik betreiben. Und so ist das querfeldein über alle Bereich hinweg, inkl. der Pflanzenleute. Nur mit Aquariengröße, Bodengrund, Wasserchemie, Ethik & Moral, Wasserwechsel, Technik usw. haben alle zu tun und genau darum konnten alle miteinander reden und debattierten los. Im Endergebnis erschienen diese Themen deshalb so wichtig und der lesende Neuaquarianer sah das dann auch so.
      Wenn die Szenenmitglieder wieder für sich waren, kamen wieder die eigentlichen Kernthemen auf den Tisch. Da geht es immer um die Hauptdarsteller, die Fische, ihre Fische.

      Diese ganzen Debatten um Aquariengrößen, Moral und Besatz, Wasserchemie und Technik ... sind also nichts weiter als eine Notlösung um mit anderen Leruten überhaupt reden zu können. Leider verselbstständigte sich das dann mit den Jahren und die nachfolgenden Leute glaubten von innen her, dass die Kenntnis um die Wasserchemie wichtig für Erfolg in der Aquaristik sei. Quatsch, war es nie und ist es nicht.
      Regionalgruppe Nord der DKG: www.killi.org/RG-Nord/
      22.10.2016: Dr. Frank Strozyk, Aachen: "anspruchsvolle Labyrinthfische vermehren" - Vom Großmaul-Kampffisch bis zum Zwergschokoladengurami
    • Duras schrieb:

      So bleibt einem nichts anderes übrig, als für Aquaristiktreffen zu werben. Da knüpft man Kontakte, die man über das Internet einfach nicht bekommt. Man kommt an Fische, an die man sonst nicht kommt ...


      ....Und deshalb möcht ich gleich mal für eines der Nächsten in Falkenberg/Elster die Werbetrommel rühren...
      12. Aquaristik- Terraristik- Tage Falkenberg


      12. Aquaristik- Terraristik-Tage
      der ELBE /ELSTER- Region
      25.- 26. Oktober
      Samstag von 13.00- 18.00 Uhr
      Sonntag von 10.00- 17.00 Uhr

      größte Zierfisch- und Wasserpflanzenbörse Ostdeutschlands


      www.aquaristik-falkenberg-elster.de
      Veranstaltungsort:
      Haus des Gastes
      Linderstr. 6
      04895 Falkenberg/Elster
      (bequem auch mit der Bahn von Berlin zu erreichen)


      Vorträge:
      Sa.: 14.00 Holm Arndt “Labyrinthfische“
      15.30 Andreas Tanke „Harnischwelsbiotope am Rio Xingu“

      So. 10.15 Dr. Rainer Hoyer „Brasilien – einmal rund herum
      14.00 Bodo Kühn „Aquarioten in der Großstadt“
      bleibt mir alle schön gesund, common

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von common () aus folgendem Grund: oh doppelt, macht nichts, oder?

    • Tom, Tom, Tom,

      jetzt wirste aber philosphisch! Kausalität und Korrelation? Scholastik, Statistik und das Induktionsproblem? Da kann ich Dir nur mit meinem guten alten Kumpel Ludwig Wittgenstein antworten - er würde Dir gefallen, denn er ist gleich Dir auch ein gut getarnter Mystiker - Tractatus: 5.1361 "Der Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube."

      Der Rest Deiner Analyse basiert - alter Freund, verzeih mir die Wahrheit! - wie so oft bei Euch Naturwissenschaftlern, auf einem Kategorienfehler. Du verwechseltst gerade "Sein" und "Evidenz", das Vorhandensein von Dummheit mit ihrer Dokumentation. Im Internet ist dummes Gelabere gut und lange gespeichert und nachvollziehbar. (Das macht seinen schlechten Ruf aus.) Das Gelabere und der Stuß bei direkten Aquarianer-Treffen verfliegt eben wieder mit den nächsten Bier... Keiner erinnert sich. Wohlwollen bleibt zurück.

      Ich hoffe, geholfen zu haben,
      Stefan :cool:
    • Hallo,

      Tito schrieb:

      Ich würde mal behaupten, der Intensiv-Aquarianer sucht nach Kausalitäten, der Feld-Wald-und-Wiesen Aquarianer gibt sich mit Korrelationen zufrieden.
      Das Problem liegt dann darin, dass einige diese Korrelationen im Internet (mit Vehemenz) als Kausalität vertreten.


      wenn ich Dich richtig verstanden habe, wird es wohl eher umgekehrt sein.

      Der Intensivaquarianer denkt ergebnisorientiert. Warum und wie etwas funktioniert, ist zweitrangig. Der "Internetaquarianer" begrübelt alles und versucht alles in Regeln zu bringen. Was sich nicht an diese Regeln hält ist im höchsten Maße suspekt und zweifelhaft.
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    • Hi,

      ich hatte dabei die endlose NO2-Diskussion vor Augen. Eine Korrelation, NO2 hoch/ Fische tot, scheint es zu geben. Kausal gibt es da wohl weniger einen Zusammenhang, da berichtet wird, dass sich Fische auch in stark Nitrit-haltigem Wasser recht wohl fühlen können.
      Tatsächlich wird aber immer wieder Nitrit, quer durch die Foren, als Killer postuliert. Ebenso das Wasserwechseln. "Du musst mehr Wasser wechseln", ist häufig die Antwort auf die Frage warum im Becken etwas schief läuft. Das mag ja Abhilfe schaffen, ist aber nicht der auslösende Grund.

      Gruß
      Thomas

      Edit: Aber Du hast schon recht, so generell wie ich schrieb kann man das sicher nicht anwenden, war wohl ein wenig früh am Morgen...
    • Hallo,

      Tito schrieb:

      ich hatte dabei die endlose NO2-Diskussion vor Augen. Eine Korrelation, NO2 hoch/ Fische tot, scheint es zu geben. Kausal gibt es da wohl weniger einen Zusammenhang, da berichtet wird, dass sich Fische auch in stark Nitrit-haltigem Wasser recht wohl fühlen können.


      an der Stelle spielen noch Wahrscheinlichkeit und Zufall hinein. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich zufällig gewisse Konstellationen einstellen, in denen das Nitrit nicht toxisch wirkt.

      Tatsächlich wird aber immer wieder Nitrit, quer durch die Foren, als Killer postuliert.


      was ich für nicht unbedingt zutreffend halte. Bei höheren pH-Werten könnten es auch Ammoniak-Peaks sein, die mindestens genauso letal sind und nur von kruzer Dauer. Abends kräftig Futter, nächtens NH3 und am nächsten Morgen ein paar (halb)tote Fische und das NH3 ist schon zum NO2 verstoffwechselt worden. Das wird dann beschimpft. Das ist im Ergebnis aber egal, weil ein paar Fische sind platt.

      Ebenso das Wasserwechseln. "Du musst mehr Wasser wechseln", ist häufig die Antwort auf die Frage warum im Becken etwas schief läuft.


      Ja, der "Intensivaquarianer" wird einen möglichst einfachen Weg suchen, mit dem er die toten Fische umgehen kann. In der Regel mehr Wasserwechsel und frischen Müll absaugen. Füttern wird er eher nicht weniger, da sich die Futtermenge ja an der Aufnahmefähigkeit der Fische bemisst und nicht anhand einzuhaltender chemischer Grenzwerte.

      Das mag ja Abhilfe schaffen, ist aber nicht der auslösende Grund.


      reicht ja auch.
      Regionalgruppe Nord der DKG: www.killi.org/RG-Nord/
      22.10.2016: Dr. Frank Strozyk, Aachen: "anspruchsvolle Labyrinthfische vermehren" - Vom Großmaul-Kampffisch bis zum Zwergschokoladengurami
    • Hi,

      ganz allgemein: man muss auch mal schauen, wem man insbesondere in den Foren (wobei ich da ja jetzt hauptsächlich nur hier über den Stammtisch sprechen kann) zu viel oder größeren Wasserwechseln rät. Das sind doch zu einem sehr großen Anteil Aquaristikeinsteiger, die noch kein wirkliches Händchen oder auch Verständnis für das gesamte System Aquarium haben.

      Oft sind es da Dinge wie zu schnell besetzt, zu viel besetzt, zu viel Futter, ein paar Fische benehmen sich auffällig, 1-2 sind viell. schon gestorben usw.
      Bevor man groß analysiert, ist der Wasserwechsel da einfach die schnellste und beste Variante, zu der man so aus der Ferne erstmal ohne schlechtem Gewissen raten kann.

      Mal Hand auf's Herz: Wieviel Wasserwechsel macht ihr "erfahrenen" Aquarianer denn nun wirklich in der Realität?
      Ich fahr meine Becken seit langer Zeit auch eher nach dem Prinzip: wenig Besatz, wenig Arbeit. Klappt wunderbar (der letze große Wasserwechsel erfolgte bei mir mit dem Umzug vor knapp 4 Wochen).
      Das funzt halt nur leider nicht, bei einem Neu-Aquarianer, der sich sein 3 Wochen stehendes 54l Becken mit 10 Neons, 10 Guppies und 5 Antennenwelsen vollstopft...
      Und da es halt meist die Neu-Aquarianer sind, die (zumindest in einem Einsteiger-Forum, wie wir es nunmal sind) mit oben genannten Problemen ankommen, wird der Ratschlag "mach mal mehr Wasserwechsel" eben doch etwas öfter ausgesprochen.

      Viele Grüße, Kati
    • Hi Kati,

      da ich kein erfahrener Aquarianer bin, nur ein Gedanke zum ersten Teil...

      Sobald Probleme im Becken sind, wird das Wasser gewechselt. Im besten Falle hilft es, im schlechtesten passiert gar nichts. Daher gehe ich mit der Empfehlung völlig d'accord. Was man aber auch sieht (nicht unbedingt hier, sondern generell in den Foren), ist dann bei Problemen die Frage nach Anzahl und Menge des Wasserwechsels pro Woche, und dass das so nicht geht, man muss mindestens 50% Wasser wechseln, usw usw.
      Und das ist dann der Moment, wo eine Korrelation zur Kausalität umgedeutet wird. Anstatt sich dem Problem (soweit möglich) anzunähern, wird der arme Fragesteller zum Problem erkoren, da zu faul zum Wasserschleppen.

      Viele Grüße
      Thomas

      P.S. ich bastle gerade an einer Steuerung zum Bewässern einiger Pflanzen im Garten und erhoffe mir in Zukunft im Gemeinschaftsbecken auf mindestens 200% Frischwasser pro Woche zu kommen. Zumindest im Sommer :grinz:
      Mal schauen, was die Pflanzen draußen vom Aquarienwasser halten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Tito ()

    • Hallo,

      in der Tat macht man mit Wasserwechsel nichts verkehrt. Punkt. Aber eben auch nicht zwingend besser.

      Die Abfolge in den Foren ist doch folgende:

      1. Problemmeldung: "Heul, Jammer! ....."
      2. Nachfrage bzgl. der Wasserwechseleigenschaften.
      3. die Antwort kommt, ist evtl. sogar geschönt.
      4. egal, die Diagnose lautet: Zu wenig WW, mehr machen!

      Damit wird postuliert, dass die Ursache der Probleme bei dem zu geringen WW zu suchen sind. Es setzt sich die Einsicht fest, dass es ohne Wasserwechsel nicht ginge. Klapp, die Falle ist zu.

      Wenn man mal von der sich einstellenden Monokultur absieht, kann ein gutes Aquarium durchaus gänzlich ohne WW auskommen. Wie gesagt, eine bunte Pflanzenmischung dürfte ohne WW schwer werden, aber bzgl. der Fische und Algen sollte es keine Probleme geben.

      "Früher" hat man oft Aquarien gehabt, in denen es Javamoos, Javafarn und Cryptocorynen gab. Die Beleuchtung war auch eher mäßig. Wenn in solchen Becken der Fischbestand auch moderat ist, braucht es tatsächlich kaum WW und die Becken sehen trotzdem gut aus und halten auch lange. Eigentlich ideal, täglich etwas Futter und das war es.
      Der WW wird erst dann wichtiger, wenn man mit heftig Licht drauf geht und viele verschiedene Pflanzen darin hat und natürlich auch viele Fische. Dann muss man auch düngen. Solche "schnellen" Becken sind geschätzt etwa mit den 70ern in die Aquaristik gekommen, so mit Aufkommen von HQI und CO2.

      Inzwischen sind die "langsamen" Becken so weit in Vergessenheit geraten, dass viele Leute diese gar nicht mehr kennen und ihnen deshalb Altwasser höchst suspekt ist und das kommunizieren sie dann auch entsprechend.

      ergänzend.
      in bestimmten Bereichen macht man bewusst längere Zeit keinen WW um widerspenstige Fische dann mit richtig frischem (teilweise sehr kaltem) Wasser aufzuwecken auf das sie ablaichen. Dazu gehören z.B. Corydoras, diese kleinen roten Bettas von Sascha und meine Killis.
      Man sagt "das Wasser müsse eindicken". Es soll zwar nicht wie Honig vom Löffel tropfen, aber es hat am Ende der Ignoranz eine ziemlich intensive Farbe und wenn man es mal aufschüttelt ist auch mal Schaum drauf. Gefüttert wird auch in der Zeit. Das muss man sich natürlich trauen, aber man lernt es.
      Regionalgruppe Nord der DKG: www.killi.org/RG-Nord/
      22.10.2016: Dr. Frank Strozyk, Aachen: "anspruchsvolle Labyrinthfische vermehren" - Vom Großmaul-Kampffisch bis zum Zwergschokoladengurami