Ganz ehrlich, Sandra, ich bin mir nicht sicher, was ich an Deiner Stelle machen würde. Die Cyano-Bakterien finden in Deinem Becken nicht die optimalen Bedingungen, denn sonst wäre ihr Siegeszug längst beendet. Aber sie finden suboptimale Bedingungen, die es ihnen ermöglichen, hartnäckig immer wieder aufzutreten.

Natürlich kannst Du versuchen, Becken-Parameter zu verändern, in der Hoffnung, dass sie dann verschwinden. Temperatur rauf oder runter, Licht, Mikrodüngung, Makronährstoffe etc. pp. Aber da keiner von uns weiß, welche der vielen Cyano-Spezies es ist, noch was deren Ausbreitungsbedingungen definiert, ist das alles nur ein Stochern im Nebel. Kannst einen Glückstreffer landen – oder auch nicht.

Ist eben die Entscheidungsfrage: Wie lange willst Du Dich damit beschäftigen? Das Verändern der einzelnen Becken-Bedingungen ist sportlich-elegant, braucht aber eine lange Zeit. Und ist natürlich unsicher. Auch, wenn du es mit unterstützenden Mitteln wie Aspirin oder Easycarbo unterstützt.

Wenn Du es schnell und effizient haben willst, musst Du die Photosynthese der Cyanos unterbinden: also radikale Dunkelkur… (wie das geht, siehst Du hier: aquarium-stammtisch.de/Forum/s…lgen-%28Cyanobakterien%29

Viel Glück,
Stefan

Hallo Sandra,

ich pflege ein großes Aquarium in einem privaten Haushalt. Ich bekomme es ca. alle 5 - 6 Wochen zu sehen und mache dann große Wasserwechsel und schneide Pflanzen zurück.
In diesem Becken hatten sich zum Ende des letzten Jahres Blaualgen gebildet. Da diese sich dann auch ziemlich schnell ausbreiteten musste eine Dunkelkur durchgeführt werden. Ich habe das Aquarium 10 Tage lang komplett abgedunkelt und hatte, genau wie du, große Angst um die vielen tollen Pflanzen und die Fische.

Nach 10 Tagen strikter Dunkelheit kam der Augenblick der Wahrheit. Alle Fische hatten die Dunkelheit offensichtlich schadlos überstanden. Ebenso war es mit den Pflanzen. Sie waren etwas hell geworden (fast schon weiß) und standen alle kerzengerade nach oben, jedoch waren sie noch alle da und erholten sich auch wieder.

Leider konnte der Besitzer des Aquariums nicht, wie ich ihm geraten habe, wöchentliche große Wasserwechsel durchführen. So kamen die Blaualgen nach ca. 4 Monaten zurück. Vor 4 Wochen habe ich eine neue Dunkelkur (diesmal für 14 Tage) gemacht. Auch da gab es keinerlei Ausfälle...

Zu deiner Frage, ich würde die Dunkelkur mindestens 7 Tage lang machen und dabei so wie hier in der Anleitung von Bernd Kaufmann angeraten vorgehen.

HiHi Sandra

Du musst es Dir ganz einfach so vorstellen: Du machst Stress! Durch Unterbinden der Photosynthese im gesamten Aquarium. So lange, dass die Cyano-Bakterien in toto absterben, die höheren Pflanzen es aber noch schaffen. Natürlich bauen auch die höheren Pflanzen ihre Chlorophyll-Vorräte ab, werden blass. Aber im Gegensatz zu den Cyanos erholen die sich eben wieder. Darin liegt ja der evolutionäre Vorteil der höheren Pflanzen.

Zwei Hauptfehler bei der Dunkelkur sind:

• Du verdunkelst zu kurz, Cyanos überleben. Ziehe die Sache also mindestens 8 Tage durch.
  
• Du bist bei den anschließenden Kampfwasserwechseln, die die frei flotierenden Akineten ("Sporen") der Cyanos aus dem Becken entfernen, zu zögerlich. Zweimal 90-prozentige Wasserwechsel an zwei folgenden Tagen sind unbedingt erforderlich. Sonst ist es wie bei den Läusen: die Elterntiere sind zwar tot, aber die Eier...
  

Die Verdunklungsdauer selbst ist natürlich unabhängig von der Menge der Cyanos. Wenn Du allerdings sehr viele hättest, so dass eine große Menge absterbender Bio-Masse am Ende der Dunkelkur im Becken wäre, könnte es sinnvoll sein, das Becken zusätzlich mit einem Sprudler zu belüften. Ist bei Deinem Becken wohl aber nicht nötig, könnte aber zu Deiner psychologischen Beruhigung beitragen...

Ziehe es einfach durch,
meint
Stefan

Moin
Tja, ich nehme bei Cyanos immer den Diatomfilter, der hat den großen Vorteil das die Cyanos dann komplett raus sind aus dem Wasserkreislauf und auch keine Abbaustoffe die manchmal giftig sind abgeben können. Ein Wasserwechsel ist danach nicht nötig und würde in meinem Fall auch das Gegenteil bewirken. Den Diatom kann man ruhig den ganzen Tag dranlassen und dabei ab und zu mal die Pflanzen abklopfen damit sich der Rasen ablöst und im freien Wasser treibt- nur dann können die Biester abgesaugt werden. Auch ab und zu mal umrühren. Am Ende der Behandlung kann man dann so man will auch noch den Bodengrund reinigen bis der Diatom erschöpft ist und hat dann ohne Wasserwechsel auch noch das Becken sauber. Das ist vermutlich auch für die Tiere weit weniger Stress als Wasserwechsel Dunkelkur und erst recht mehr oder weniger nebenwirksame Mittelchen die aber immerhin den Verkäufer glücklich machen.

Alfred

Tursiops schrieb:

Tja, ich nehme bei Cyanos immer den Diatomfilter

HiHi Alfred

Das hört sich ja an, als hättest Du die Cyanos zweimal die Woche zu Gast! (Ich hatte in all den Jahren, in denen ich aquaristisch ergraut bin und bei sechs oder sieben Becken, genau einmal Cyanos in einem Becken. Habe mich ja fast schon gefreut...)

Diatomfilter! Da ich niemanden außer Dir kenne, der sowas überhaupt - noch - aktiv laufen hat, kann ich auch gleich Dich fragen:

Ich kann es mir nicht vorstellen, dass man mit diesem Filtersystem Cyanos dauerhaft aus dem Becken raus bekommt. Denn der Filter wälzt ja nur Wasser um und filtert es - sicherlich sehr effizient und sehr fein. Frei flotierende Bakterien und auch die Akineten zu entfernen, das kann ich mir unter diesen Voraussetzungen gut vorstellen.

Aber ein Teil der Cyanos lebt ja sessil, ist auf dem Boden, der Deko, überwuchert Pflanzen. Diese Formen sind nicht im freien Wasser, damit nicht dem Zugriff des Filtersystems ausgeliefert...

Wie stelle ich mir das vor? Müsste ich da nicht zuerst alle sessilen Bakterien ins freie Wasser wirbeln? Denn nur dort können sie ja vom Filter "erwischt" werden.

Viele Grüße,
Stefan


P.S. In einem Punkt kann man wohl Entwarnung eben: In der Süßwasseraquaristik sind bislang noch keine Cyano-Formen aufgetaucht / nachgewiesen worden, die direkt Gifte abgeben. Klar, unter den bislang beschriebenen 10.000 Cyano-Spezies gibt es auch solche. Aber das Problem in der Aquaristik ist vielmehr, dass die Cyanos absterben und zerfallen - und als verrottende Bio-Masse dann sauerstoffzehrend wirken.

Entwarnung
Nein ich habe die Dinger auch nur alle 5-6 Jahre und zwischendurch in homöopatischen Mengen. Aber so ein Diatom ist auch praktisch zum Bodengrund reinigen. Ich habe ja auch geschrieben das man die Pflanzen abklopfen soll und zwischendurch mal umrühren, dann ists mit dem sessielen vorbei. Seit ich mein Becken nur noch mit A.Dem. befülle passiert auch kaum noch etwas aber bei Lebendfutter kann man sich wohl doch noch was einfangen. Auch die Schwärmer von so einigen Krankheitserregern bekommt man mit Diatom weg. Es wundert mich allerdings schon das man die Diatomerde in fast jedem Aquariengeschäft bekommt, den dazugehörigen Filter aber kaum. Ach meinen Ersatzbeutel mußte ich direkt bestellen weil keiner in den Geschäften überhaupt wußte was das ist. Na, mit nutzlosen Mittelchen ist halt mehr zu verdienen und mit einem bisschen Glück gehen noch ein paar Fische mit drauf und werden dann neu gekauft. Anschließend kann man dem Kunden immer noch sagen er hat was falsch gemacht.