Wodkafilter und Pflanzenwuchs


    • AME
    • 4877 Aufrufe 26 Antworten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Wodkafilter und Pflanzenwuchs

      Hi,

      ich denke gerade auf einem weiteren Becken herum frage mich ob es sinnvoll sein könnte, Nitrat anaerob mittels Wodkafilter abzubauen und das sauerstofffreie/-arme Wasser durch einen Bodenfluter (Fluter, nicht Filter!) den Wurzeln zuzuführen. Vorteilhaft wäre die Schaffung eines anaeroben Milieus im Boden und dadurch eine bessere Verfügbarkeit von Nährstoffen als in aeroben Umgebungen.

      In der Theorie klingt das für mich gut aber irgendwo vermute ich einen Haken. Das Nitrat darf man natürlich nicht vollständig abbauen aber unser Versorger liefert es ohnehin mit dem Trinkwasser frei Haus.

      Kennt sich hier jemand besser damit aus? Ist das einen Versuch wert oder ist das völliger Schwachsinn? (Und ja: Den Krause habe ich gelesen, der brachte mich ja erst auf die Idee)


      TIA,
      Andreas
    • Wie jetzt "Wodkafilter"?? Wodka?? Der heißt so, weil ihn ein Russe erfunden hat, nicht? Ah, so, ja! Ich dachte schon...... :-O
      Grüße aus Nürnberg

      Gisela



      ”Alles, was wir hören, ist eine Meinung - keine Tatsache.
      Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive - keine Wahrheit.“

      Zitat: Weiß net.....aus'm Netz gefischt. :-)
    • Man nennt ihn Wodkafilter weil für den Nitratabbau in anaerober Umgebung eine Kohlenstoffquelle benötigt wird. Reines Ethanol ist dafür hervorragend geeignet, zu deutsch: Wodka. Es geht aber auch mit Essigsäure, bestimmten Kohlenwasserstoffen etc.

      Andreas

      - - - Aktualisiert - - -

      gerald schrieb:


      Funktioniert, ABER sehr aufwändig, störanfällig und m.E. vollkommen unnötig.


      Dass es aufwändig (und teuer) ist war mir klar, ob es notwendig ist ... naja, sagen wir mal zur Befriedigung meiner Neugier schon. Aber du hast recht: Das ist schon sehr störanfällig speziell wenn der Wodkafilter nicht richtig eingestellt ist und (Schwefelwasserstoff?) produziert der dann wegen der geringen Durchströmung auch noch unnötig lange im Boden verweilt.


      Danke für die Anregung,
      Andreas
    • HiHi Andreas

      Bei Wodka-Filter solltest Du auf Alfred (Tursiops) warten, der ist ein Kenner solcher "exotischer" Techniken.

      Für mich und meine simple Aquaristik frage ich mich eher: Was will ich mit einem nitratfreien Becken? Ich sehe da gar keinen Bedarf für mich. Will ich Altwasser fahren und mit Hilfe von Wodka mir die Wasserwechsel sparen? Dann düngen wie der Teufel - und wieder alles rausfiltern?

      Es gibt eben verschiedene Mentalitäten in der Aquaristik: Solche wie ich wollen nur entspannt den Corys beim Randalieren zuschauen, andere sehen in einem Aquarium eher die technische Heruasforderung: Was kann ich alles einbauen/messen/organisiseren?

      Ganz ehrlich: Wodkafilter funktionieren - ich würde mir nur den Stress nicht machen. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Keep it simple!

      Grüße,
      Stefan
    • Hi,

      mir ging es weniger um Nitratfreiheit als um die Verfügbarkeit von (Mikro-)Nährstoffen in sauerstoffarmen Wurzelbereichen, das Becken sollte nicht nitratfrei sondern der Boden sauerstoffarm und gleichzeitig schwach durchströmt sein. Die Nitratreduzierung war da eher ein willkommener Nebeneffekt. Aber es stimmt schon: Viel Aufwand für wenig Vorteil.


      Andreas
    • Hallo Andreas,

      ein anaerobes Milieu im Bodengrund stellt sich mit der Zeit ja auch von selber ein, wenn man den Boden im AQ einfach mal eine Weil "stehen" bzw. sich zusetzen lässt. Die Pflanzen wurzeln dann schon dort hin, wo es ihnen am besten gefällt.

      Zugegeben, ich hab auch lange Zeit den Boden in größeren Abständen immer mal durchgewühlt, weil ich den Gedanken hatte, dass die Wurzeln irgendwann nicht mehr genügend Sauerstoff abbekommen. Hab dann aber den Wink bzgl. der Nährstoffverfügbarkeit bekommen, woran ich zunächst überhaupt nicht gedacht hatte (im Studium hab ich das sogar mal gelernt, aber da sieht man mal wieder wie es um die Anwendung des dort gewonnen Wissens bestellt ist OoO ).

      Zu dem Wodkafilter selber kann ich leider nichts sagen. Aber Stefan hat Recht, der Tursiops kennt sich da gut aus, also mal abwarten.

      Viele Grüße, Kati
    • Hi,

      wobei sich das Leben in der Natur aber auch oft lediglich entlang von Toleranzgrenzen bewegt und selten im Optimumbereich.
      Daher können künstliche Systeme in vielen Fällen der Natur überlegen sein. Man muss halt nur wissen, wie.
      Ob man das will, was es einem bringt und ob das dann wirklich noch "natürlich" ist, das muss am Ende jeder für sich selbst wissen.

      Andreas, nicht falsch verstehen, das soll jetzt kein Kritik an deiner ursprünlichen Idee mit dem Wodkafilter sein.

      Viele Grüße, Kati
    • Moin
      Tja, was soll ich da sagen? Ich betreibe solch einen Filter, der ja eigentlich gar keiner ist seit numehr 17 Jahren. Der ist weder kompliziert noch störanfällig, das nebenher. Die Frage ist, was will man damit bezwecken. Wer pro Woche mehr als 10 Prozent Wasserwechsel macht wahrscheinlich nichts denn dann wäre es nur Spielerei. Wer allerdings Fische nachziehen will die wenig Leitwert brauchen dann eine tolle Methode, man muß ja bedenken das 100mg/L Nitrat eben auch schon 80uS/cm sind. Ich wechsle nur einen Liter die Woche und mein Wasser ist absolut stabiel und die Pflanzen wachsen und gedeihen. Ich habe 120Liter im Becken und verbrauche dabei weniger als 0,5 ml Wodka am Tag. Schiefgehen kann bei so einem Filter entgegen der Landläufigen Meinung nichts. Bei zu wenig Wodka läuft er halt nicht und bei zu viel wird sofort durch kräftiges Infusorienwachstum das Wasser trübe. Im algemeinen ist es so das er ohnehin nur alle ein bis zwei Wochen mal anspringt außer man hat Barsche oder ähnliche Scheißerchen aber die brauchen eigentlich auch kein Nitratarmes Wasser. Ein bekannter züchtet z.b. Diskus und kann dadurch praktisch so viel Futter reinwerfen wie er will ohne das das Wasser schlecht wird, weil Wasserwchsel bei jungentragenden Diskus wohl nicht ganz ohne ist aber das nur als Nebenwirkung. Ich weiß noch wo ich damit angefangen habe und beim Nitrattest über 400 mg/L anstanden. Den Filter in Betrieb genommen und nach einer Woche noch unter zwei mg/L. Die Fische verhalten sich danach völlig anders. Die vorher dumm in den Ecken rumgestanden haben bilden nun Schwärme und flitzen durch die Becken. Ich muß allerdings sagen das es dabei recht kräftig riecht. Der Filter ezeugt nämlich auch reichlich Lachgas das dann etwas süßlich ist. Nun riecht man nur noch etwas wenn ich mal sehr reichlich gefüttert habe, mehr als gefressen wird. Das ist schlicht etwas für faule denn auch nach zwei bis drei Monaten ohne Wasserwechsel ändert sich kaum etwas meßbares. Reingen sollte man so einen Filter ungefähr alle 5-7 Jahre, also auch kein Aufwand. Wovon ich keine Ahnung habe sind Filter mit Rücklauf die auf kleinem Raum enorme Wirkung haben - sollen. Ich benutze einen alten Eheimtopf der noch nie Strom gesehen hat mit Siphoraxfüllung - hält ewig. Den Wasserduchfluß bewerkstellige ich mit einem Luftheber, ein Sclauch 5mm innen in einem Schlauch 10mm. Wer keine Luft hat kann auch eine Schlauchquetschpumpe benutzen, am besten selberbauen die Dinger sind sonst zu teuer. So eine Pumpe kann man auch zum dosieren von Wodka nehmen geht aber auch von Hand. Aber wie gesagt eigentlich ist so ein Filter nur was für faule und ich bin so einer.
      Die Sache mit dem Bodengrund: Da schließe ich mich voll an meine Vorredner an. Der Bodengrund braucht keine Durchflutung, dieWurzeln gehen schon in die Bereiche die angenehm sind. Ich Dünge nur den Boden mit Hornspänen und Spurenelementen, mehr brauchts nicht. Im freien Wasser habe ich gar keine Nährstoffe und die brauchts offenbar auch nicht. Ich habe haupsächlich Crinum und Echinodura und solange ich alle zwei bie drei Wochen rausschneiden muß bin ich zufrieden.
      Alle sagten das geht nicht! Da kam einer der wußte das nicht und hat es einfach gemacht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Tursiops ()

    • KatiG schrieb:


      Daher können künstliche Systeme in vielen Fällen der Natur überlegen sein. Man muss halt nur wissen, wie.
      Ob man das will, was es einem bringt und ob das dann wirklich noch "natürlich" ist, das muss am Ende jeder für sich selbst wissen.

      Andreas, nicht falsch verstehen, das soll jetzt kein Kritik an deiner ursprünlichen Idee mit dem Wodkafilter sein.


      Also die Denitrifikation ist nichts unnatürliches, im Gegenteil: Du holst dir den kompletten Stickstoffkreislauf ins Becken so wie ihn Mama Natur gemacht hat statt ihn beim Nitrat enden zu lassen (und an das Klärwerk deines Entsorgers outzusourcen. ;-)

      Ich verstehe dich nicht falsch, wir sind absolut einer Meinung.


      VLG,
      Andreas
    • Moin,

      okay, bei der Geschichte mit dem Bodenfluter habe ich mich von Krauses Handbüchern AQ-Technik und AQ-Wasser anregen lassen, in denen er die Nährstoffverfügbarkeit in sauerstoffarm durchströmten Böden anreisst. Ist vielleicht übertrieben, den Nitratfilter finde ich aber trotzdem interessant.

      Tursiops schrieb:


      Tja, was soll ich da sagen? Ich betreibe solch einen Filter, der ja eigentlich gar keiner ist seit numehr 17 Jahren.

      Deine Beschreibung klingt nach Eigenbau aber du hast eine Mess-/Regelanlage und machst da nichts von Hand oder wie muss ich mir das vorstellen?

      Schiefgehen kann bei so einem Filter entgegen der Landläufigen Meinung nichts. Bei zu wenig Wodka läuft er halt nicht und bei zu viel wird sofort durch kräftiges Infusorienwachstum das Wasser trübe.

      Verstehe, ich hatte irgendwo gelesen, dass unter bestimmten Bedinungen (war es Nitratmangel bei gleichzeitiger Verfügbarkeit von Sulfat ???) H2S auftreten kann und das will man nun wirklich nicht in der Wohnung haben. Lachgas ist natürlich auch nicht schön.

      Es gibt wohl auch ein Verfahren das Nitrat mit Schwefel ausfiltern soll. Ich habe mich da noch nicht einlesen können, kennst du das?


      Andreas
    • Hi Andreas,

      Also die Denitrifikation ist nichts unnatürliches, im Gegenteil: Du holst dir den kompletten Stickstoffkreislauf ins Becken so wie ihn Mama Natur gemacht hat statt ihn beim Nitrat enden zu lassen


      klar, dieser Kreislauf sollte in einem gut eingelaufenen Becken ja sowieso bestehen. Die Nitrifikation in den durchlüfteteten Bodenschichten lässt Nitrat entstehen, was wiederrum als Substrat für die Denitrifikation in den angrenzenden sauerstoffarmen Bodenschichten dient usw...
      (ganz nett beschrieben in " B.B. Ward, 1996 , Microb Ecol 32:247-261 - Nitrification and denitrification – probing the nitrogen cycle in aquatic environments" )

      Dieser Kreislauf im Gleichgewicht bzw,. evtl. noch zusammen mit dem Einluss von Pflanzen als Nitratverbraucher, würde einen Wasserwechsel rein hinsichtlich der Nitratentfernung aus dem AQ praktisch überflüssig machen. Das wäre dann wieder das "natürliche" System, in das man also theoretisch fast nicht eingreifen müsste.

      Viele Grüße, Kati
    • KatiG schrieb:


      klar, dieser Kreislauf sollte in einem gut eingelaufenen Becken ja sowieso bestehen. Die Nitrifikation in den durchlüfteteten Bodenschichten lässt Nitrat entstehen, was wiederrum als Substrat für die Denitrifikation in den angrenzenden sauerstoffarmen Bodenschichten dient usw...
      (ganz nett beschrieben in " B.B. Ward, 1996 , Microb Ecol 32:247-261 - Nitrification and denitrification – probing the nitrogen cycle in aquatic environments" )

      Okay, da fehlts mir am Biologiestudium und am Fachenglisch (Bin IT)


      Dieser Kreislauf im Gleichgewicht bzw,. evtl. noch zusammen mit dem Einluss von Pflanzen als Nitratverbraucher, würde einen Wasserwechsel rein hinsichtlich der Nitratentfernung aus dem AQ praktisch überflüssig machen. Das wäre dann wieder das "natürliche" System, in das man also theoretisch fast nicht eingreifen müsste.

      Genau, und den/die Filter kann man als Vergrößerung der inneren Oberfläche des Beckens betrachten. Bei den üblichen Besatzdichten reichen AFAIK die Besiedlungsflächen innerhalb des Beckens nicht aus, aber den/die Filter kann man ja nicht als isoliertes Objekt betrachten, er ist biologisch (und auch technisch) Bestandteil des Beckens. Insofern finde ich eine anaerobe Filterstufe gar nicht so abwägig (auch wenn es unter Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten in vielen Fällen wohl Overkill sein dürfte)

      HAND,
      Andreas
    • HiHi,

      worauf soll es rauslaufen hier?

      Ja, die Dentrifikation ist quasi die zweite "Brennerstufe" des Stickstoffkreislaufs. Und die Nitrifikation und die Dentrifikation sind insofern unvereinbare Prozesse, da die erste nur aerob, die zweite nur in einer anaeroben Umgebung funktioniert. Aber bevor ich da jetzt Panik kriege, folge ich der alten Lehrmeinung, dass es in eingefahrenen - selbst in technikfreien! - Aquarien jeweils Zonen gibt, die stärker aerob oder anaerob laufen. Ich sehe von daher - zumindest in meiner Feld-Wald-Wiesen-Aquaristik! - gar keinen Sinn darin, in einen der beiden Stickstoffkreisläufe einzugreifen.

      Punkt und Sprung.

      In dem Zusammenhang wird eine wichtige Bemerkung von Alfred nicht hinreichend gewürdigt. Alfred sagt, er habe eine Pflanzenauswahl, die Wurzelzehrer sind, die ihre Nährstoffe durch Düngegaben im Boden aufnehmen, nicht über die Wassersäule.

      Und das ist für mich entscheidend. Denn in meinen Becken - Modell Grüne Hölle - sind eben hauptsächlich Pflanzen vorhanden, die ihre Nährstoffe über das Freiwasser aufnehmen. Insofern stehen bei mir die Mikroorganismen der Dentrifikation in der Frage des Nitratabbaus in direkter Nahrungskonkurrenz zu meinen Pflanzen.

      Warum soll ich denen mit nem Wodka-Filter zusätzlichen Stress machen? Oder warum sollte ich Stoffe aus einem Becken rausfiltern, die ich hinterher in der Wassersäule zugunsten des Pflanzenwachstums wieder nachdüngen muss? Scheint mir erstmal kontraproduktiv.

      Und überhaupt, bevor es ganz in Vergessenheit gerät.

      HEYA, ich habe als Aquarianer die Bilanz der Stickstoffkreisläufe doch selbst in der Hand. Über die Besatzmenge und die Art und Menge der Fütterung. Mit diesen Größen kann ich doch jederzeit ein Bilanzgleichgewicht herstellen - oder variieren.

      Oder, - meine Referenz an Aquawolf - ich hole eben den Eimer und tausche verdammt nochmal in bestimmtem Rhytmus das Freiwasser aus... JEPP!

      Bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob es wirklich klar ist, was ich meine, trotzdem

      Tschüß,
      Stefan
    • Prestutnik12 schrieb:


      worauf soll es rauslaufen hier?

      Es lief ursprünglich auf die Frage hinaus, ob die aktive Zufuhr sauerstoffarmen Wassers im Sinne von Krauses Handbuch Aquarienwasser Seite 42ff in den Wurzelbereich zur Förderung der Verfügbarkeit von (Mikro-) Nährstoffen vorteilhaft sinnvoll sein könnte. Ergebnis war: Es wird wohl nicht schaden, dürfte aber unwirtschaftlich sein.

      Ich sehe von daher - zumindest in meiner Feld-Wald-Wiesen-Aquaristik! - gar keinen Sinn darin, in einen der beiden Stickstoffkreisläufe einzugreifen.

      Der Kreislauf ist in (halbwegs vernünftig) eingerichteten Becken vorhanden sei es mit oder ohne Filter, als Extrembeispiel siehe de.wikipedia.org/wiki/Ecosphere_%28Aquarium%29. Die Frage ist: Wie stark ist er? Der Filter vergrößert dazu lediglich die Siedlungsflächen der beteiligten Bakterien bzw. versorgt diese über den Wasserstrom mit einer möglichst optimalen Nährstoffzufuhr so dass ein stärkerer Besatz mit entsprechender externer Nährstoffzufuhr in einem eigentlich zu kleinen Glaskasten möglich ist. Aber was reingeht muss auch wieder rauskommen.

      Ich bin zu 100% deiner Meinung: Bei angepasstem Besatz kannst du auf den Filter verzichten und alles dem eigentlichen Becken überlassen. Das ist nur nicht das was ich hier habe, ich habe wie die meisten Leute einen stärkeren Besatz als es mein Glaskasten verträgt und darum muss ich den Kreislauf mittels Filter pimpen. Zusätzlich muss ich das entstandene Nitrat entweder über einen WW oder durch dschungelartigen Pflanzenwuchs beseitigen. Dritte Variante: Nitrat weiter zu Stickstoff abbauen.

      Warum soll ich denen mit nem Wodka-Filter zusätzlichen Stress machen? Oder warum sollte ich Stoffe aus einem Becken rausfiltern, die ich hinterher in der Wassersäule zugunsten des Pflanzenwachstums wieder nachdüngen muss? Scheint mir erstmal kontraproduktiv.

      Die Leistung deines Nitratfilters kannst du ja so weit drosseln, dass ausreichend Nitrat im Wasser verbleibt.

      VLG,
      Andreas
    • Hi Andreas,

      sachlich liegen wir da wohl gar nicht weit auseinander. Wie auch? In der Frage des Stickstoffkreislaufes sind wir zwei mikrobiologisch weitgehend ungebildete Pastorentöchter eh kaum diskussions- und satisfaktionsfähig...

      Was uns da eher trennt, ist eine Art mentalitätsbestimmte Grundauffassung der Aquaristik. Ich habe eine Zeitlang viel und gerne mit völlig technikfreien Aquarien gespielt, hier auch einiges dazu geschrieben.

      Im Gegenzug wurden für den Einsatz von Technik oben ja gleich zwei Argumente genannt. Alfred sagt: "Ich bin ein fauler Pfosten!", für mich ist der Wodka-Filter ideal. Du sagst: "Ich bin ein maßloser Schlund!", ich überlege die Wodka-Technik zur Kompensation meines Überbesatzes.

      Beides sei legitim und ist nachvollziehbar. Darüber kann und muss man nicht diskutieren.

      Ich dagegen sage: "Ich bin eine verdammte Plattnase!", ich blicke bei der Wasserchemie und ihren vielfältigen Implikationen - inklusive Mikro- und Makronährstoffe für Pflanzen - eh kaum durch. Und ich werde einen Teufel tun, hier einen weiteren Parameter ins System einführen, deren Variablen ich nicht durchschaue. Nitrat war für mich nie eine Problemstellung, warum sollte ich mir mit der Dosierungsfrage eines weiteren Filters hier Meß- und Regelprobleme schaffen?

      JEPP, ich war ja vormals auch ein Mess-Regel-Technik-Optimierungs-Fan. Wenn es damals schon die Möglichkeit gegeben hätte, einen Außenfilter ans Laptop anzuschließen, ich hätte es sofort getan! Nur mittlerweile habe ich das Gefühl, die ganze Technik behindert mich eher, lenkt mich von dem ab, was ICH eigentlich von der Aquaristik will: Tiere und ihr Verhalten beobachten - und meinen Puls runterbringen...

      grinzt
      Stefan
    • Hallo Stefan,

      worauf soll es rauslaufen hier?


      mein Standpunkt ist ja grundsätzlich: je weniger ich in mein System Aquarium eingreifen muss, umso besser.
      Bin ja faul was sowas angeht OoO Das Thema an sich finde ich aber sehr interessant.

      Und die Nitrifikation und die Dentrifikation sind insofern unvereinbare Prozesse, da die erste nur aerob , die zweite nur in einer anaeroben Umgebung funktioniert.

      Das ist nicht ganz richtig: diese beiden Prozesse können durchaus in Abhängigkeit voneinander bestehen und auch voneinander profitieren. Nämlich eben genau an der Grenze zwischen aeroben und anaeroben Milieu im Boden (s. Verweis auf das Paper von Ward 1996). Zumal dort aerob lebende Vertreter der Denitrifikanten grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden.

      Viele Grüße, Kati
    • Hallo,

      AME schrieb:

      Also die Denitrifikation ist nichts unnatürliches, im Gegenteil: Du holst dir den kompletten Stickstoffkreislauf ins Becken so wie ihn Mama Natur gemacht hat statt ihn beim Nitrat enden zu lassen (und an das Klärwerk deines Entsorgers outzusourcen. ;-)


      Denitrifikation findet in jedem Aquarium statt. Ansonsten würden pH und Nitrat ins unermessliche steigen.

      Der Nitratwert strebt in jedem Aquarium trotz gleichbleibender Fütterung einem endlichen Grenzwert entgegen. Dieser liegt allerdings in jedem Aquarium anders und ist nicht kalkulierbar oder steuerbar. Das hat auch nichts mit Pflanzen zu tun weil es auch in pflanzenfreien Becken geschieht. Es können 10, 50 oder 150 mg NO3/ltr, man weiß es nicht. Aber darüber hinaus geht der Nitratwert trotz weiterer Fütterung nicht. Entsprechend muss eine Denitrifikation gegeben sein.

      Bei der Nitrifikation wird Hydrogencarbonat verbraucht und bei der Denitrifikation wieder gebildet. Das gleicht sich aus und dadurch ist der pH stabil. Fällt die Denitrifikation aus so fällt der pH sehr stark ab und auch schnell. Das ist der berüchtigte pH-Sturz der tatsächlich aber nur sehr selten auftritt. Auch der stabile pH-Wert ist daher ein Indikator für eine vorhandene Denitrifikation.

      Die Denitrifikation findet an bzw. in der Mulmflocke statt bzw. in den inneren Schichten des Biofilmes. Außen wird Nitrat gebildet (und dabei O2 verbraucht), innen wird denitrifiziert. Viele Nitratmoleküle werden so gar nicht im Wasser "sichtbar". Stichwort: "simulatane Denitrifikation".

      und die Aussage im Thread hier, dass der Boden eh anoxisch sei, ist absolut zutreffend. Auch das die Pflanzen gerne ihre Wurzeln dahinschcken. Die können zwar aktiv Nährstoffe anlösen, aber wenn es einfacher geht nutzen sie es gerne. Daher besteht auch kein Grund zur Furcht vor anaeroben Bodenzonen, die sind eher was gutes.

      Was die Denitrifikationsfilter anbelangt, so arbeiten die m.W. nur dann wirklich gut wenn auch nennenswert Nitrat ansteht. Ansonsten ist es für die Bakterien energetisch nicht lukrativ auf die Nitratatmung umzuschalten. Die ist energetisch nämlich alles andere als interessant für die.
      Regionalgruppe Nord der DKG: www.killi.org/RG-Nord/
      22.10.2016: Dr. Frank Strozyk, Aachen: "anspruchsvolle Labyrinthfische vermehren" - Vom Großmaul-Kampffisch bis zum Zwergschokoladengurami
    • Moin
      Ja mein Filter ist Eigenbau und kostet deshalb auch fast nichts. Irgendeine Regeltechnik habe ich bis auf ein Thermostat nicht aber warum es sich hier anscheinend immer dreht ist die Pflanzenverfügbarkeit von Nitrat. Also; Pflanzen haben an Nitrat kein Interesse und können es auch kaum aufnehmen von Algen mal abgesehen. Mein Wasser ist fast Nitratfrei und trozdem, oder deshalb wachsen auch Freiwasserzehrer enorm ich habe die nur nicht erwähnt weil die hat ja als "Beikraut" wohl jeder. Bei mir sind das sogar Ladpflanzen die ich einfach ins Becken geworfen habe - so vor 10 Jahren. Auch in gutem Dünger ist ja kein Nitrat enthalten sondern haupsächlich Pottasche und Phosphor was sich dann beim unkundigen schnell anreichert und dann mit kräftigem Wasserwechseln wieder geradegebogen wird. Ich habe ja nun auch den Fehler gemacht den Rest Aquariendünger zu verbrauchen und mir damit das Wasser zu verpatzen. Naja, die Firmen wollen ja auch verdienen. Freiwasserzehrer brauchen nur winzige Mengen Nährstoffe, die aber ständig und da sorgen schon die Fische für. Ich habe übrigens auch schon einmal gesehen das in einem Zoo in ein großes Freilandbecken einfach täglich eine halbe Flasche Wodka direkt reingekippt wurde, scheint bei genügend Kubikmetern auch zu gehen und spart dann natürlich eine Menge Frischwasser was im falle von Salzwasser ja auch seinen Preis hat.

      Alfred
      Alle sagten das geht nicht! Da kam einer der wußte das nicht und hat es einfach gemacht.