Angepinnt Interview mit Anton Gabriel


    • Roland
    • 20474 Aufrufe 2 Antworten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Interview mit Anton Gabriel

      Hallo zusammen,

      vor ein paar Wochen haben wir damit begonnen, einen kleinen Fragenkatalog für ein Interview mit Anton Gabriel zu erstellen. Anton hat sich dazu bereit erklärt, eure Fragen zu beantworten.
      Lieber Anton, dafür möchte ich mich im Namen des gesamten Forums recht herzlich bei Dir bedanken.


      Und hier ist das Interview:

      Toni, Deine Website ist unter Aquarianern sehr bekannt und beliebt - und gilt als Monument. Vielfach ausgezeichnet, zum ersten mal1997.
      Mittlerweileaber wirkt sie wie ein "idealistisches Industriemonument aus den Anfangsjahren des Internet". Soll die Seite als zeithistorisches Dokument des ausgehenden 20. Jahrhunderts so stehenbleiben? So wie das Schloss Schönbrunn bei Dir in Wien oder die Burgen in der Pfalz bei mir. Oder planst Du doch noch irgendwann einen Relaunch? Beides könnte ich mir gut vorstellen.
      Die Seite ist in mehreren Jahren entstanden und gewachsen. Eine Überarbeitung dauert auch einige Jahre – ohne dass der Inhalt wesentlich anders wird. Deswegen verschiebe ich das andauernd ;-)


      Wann überarbeitest Du Deinen Meerwasserteil?
      Das ist noch in weiterer Zukunft, da im Moment das Shopprojekt seit 8 Jahren bevorzugt wird. Da gibt es allerdings immer wieder auch Fachbeiträge zu lesen.


      Warum finde ich auf deiner Webseite nicht mehr die Ausführungen zu alternativen Heilmethoden etc.
      Das war immer sehr informativ und man konnte bei Bedarf immer mal nachschauen, (bzw. bin ich nur zu dämlich zumSuchen?)
      Weil ich das Thema nie online behandelt habe – das machte glaube ich Renate Rhusmann rhusmann.de/


      Was hältst Du vom Internet statt der guten alten Fachliteratur?
      Ergänzen sich gut beide Medien. Gute Fachliteratur ist für mich unentbehrlich– ich habe wohl so einen Meter über Aquaristik und noch einen Meter über Chemie und Wasser.
      Was ich in den Büchern nicht finde ist garantiert im Net auffindbar. Wobei halt im Internet zu vielen Fragen auch hunderte(verschiedene) Antworten möglich sind. Das überfordert besonders Beginner.

      Welche Aquarien pflegst Du aktuell? Und läuft das nach den alten Regeln, oder hast Du Dich auch von der modernen Aquaristik anstecken lassen, wo man zig verschiedene Dünger und andere Pflegeprodukte braucht?
      Jetzt habe ich ein 120er Panoramaaquarium und betreue noch bei meinem Sohn ein 250er. Die Zeiten wo etwa 10 Aquarien gepflegt wurden sind derzeit vorbei.
      Das 120er ist in der Tat eigentlich ein Versuchsaquarium. Alle unsere Produkte werden hier getestet und es werden oft 100 Messungen in wenigen Tagen durchgeführt. Außer den Versuchen ist es ein ganz herkömmliches Aquarium mit einfachen Pflanzen und einfachen Fischen(derzeit Glühlichtsalmler und Prachtbarben) mit zuweilen Düngung und Wasserwechsel. Nichts Besonderes.
      Wenn ich allerdings verschiedenste anspruchsvolle Pflanzen und Tiere pflegen will, dann ist der Aufwand schon etwas höher. In den Zeiten wo ich auch züchtete, da musste das Aquariumwasser Zuchtwasserqualität haben. Auch manche Pflanzen „verlangten“ extra
      CO2 und speziellere Dünger.

      Wenn man so lange in der Aquaristik ist wie Du, dann hat man einiges Kommen und Gehen sehen. Was sind in Deinen Augen die markantesten Entwicklungen der letzten 20 Jahre in der Süßwasseraquaristik? Und gefallen sie Dir?
      Ja da bin ich aufgrund meiner Hauptinteressen geprägt. Die Möglichkeiten aus Leitungswasser Aquariumwasser zu machen –mittels Osmose und Salzen sowie die Zusammensetzung auch zu messen und so zu beeinflussen – das gab es früher so nicht. Herumprobieren und Versuche wurden durch gezielte Mischung und Messung ersetzt. Das wird auch durch oft immer „schlechter“ werdendes Leitungswasser immer wichtiger. Wenn man die Grenzwerte und Richtwerte für Leitungswasser ansieht, so ist fast keiner der Werte(an der Grenze) aquariumgeeignet.


      Neben Besatzfragen finden hier im Forum ausufernde Diskussionen über die "richtige" Beckengröße statt. Ab wie vielen Litern kann man Deiner Meinung nach Fische dauerhaft halten? Und welche Arten würdest Du uns Normal-Aquarianern für kleine Artenbecken vorschlagen?
      In Österreich gibt es dazu mittlerweile schon Gesetze und Verordnungen – 54Liter (60 Liter) sind das Minimum zum Halten von Fischen. Diese Grenzgröße finde ich ganz gut. Da kann man schon einige einfache kleine Samlerarten oder kleine Lebendgebärende gut halten.


      Anton, was hältst Du von der der Vielzahl an verschiedenen Materialien für den Bodengrund im Aquarium? Wenn man sich das Angebot so anschaut,wird einem fast schwindelig. Was ist Deiner Meinung nach der "perfekte" Bodengrund?
      Diese Materialen sind wohl alle gut geeignet. Ich habe selber einige ausprobiert und es erfolgt wirklich ein rasantes Pflanzenwachstum, durch mit Düngern angereicherte Bodengründe. Der Bodengrund gibt da auch ständig Dünger an das Wasser ab. Ziemlich genau nach einem halben Jahr lässt die Wirkung bei mir aber radikal nach und man merkt von der positiven Wirkung nichts mehr und düngt extra nach. Selber verwende ich den einfachen fertigen Aquariensand – fein als unterste Schicht und grob als Deckschicht. Ist sehr günstig und nach ein paar Wochen merkt man kaum mehr einen Unterschied zu "Superbodengründen".


      Wie baust du einen Bodengrund im Pflanzenbecken auf?
      Unten feiner Aquariensand – darüber gröberer Aquariensand(feiner Kies). Bei anspruchsvolleren wurzelnden Pflanzen noch Düngekugeln.


      Du bist ja auch schon lange dabei. Grundsätzlich finde ich es richtig, den Tieren Platz zu geben, finde aber manche Angaben für überzogen. Warum Zebrabärblinge, Kardinäle und ähnliche nicht mehr im klassischen 60er gehen sollen erschließt sich mir nicht. Wie siehst Du das?
      Zebra und Kardinalfisch sind sehr bewegungsintensive Fische. Da ist ein 60er tatsächlich etwas kurz, da drehen die Fische andauernd nur um ;-). Selber habe ich einmal Zebra auch in einem etwa 60er gehalten – nur das war einen Meter lang und nicht so hoch – und selber geklebt, weil es sowas fertig nicht gibt. Heute pflege ich Zebra erst ab 112 Liter – wegen der etwas größeren Länge des Aquariums – das Volumen ist da nicht so kritisch.


      Wie stehst du zu Hochzuchten und Schleierformen?
      Es werden bei Pflanzen und Tieren immer wieder neue Formen gezüchtet – das ist heute Realität.
      Selber versuche ich immer möglichst original aussehende Tiere zu bekommen. Lange Schleierflossen oder extreme Farbvarianten nehme ich nie.


      Es gibt ja verschiedene Motivationen der Zucht oder Vermehrung: im Extremfall die "Konservativen" und die "Kreativen". Die einen versuchen, Arten zu erhalten, deren natürliches Habitat längst perdü ist, die "Kreativen" versuchen, immer neue Arten und Mischformen zu erzeugen, die es in der Natur so nie gab. Letztere Tendenz sehe ich gerade sehr stark bei Garnelen-Züchtern. Da gilt das artenübergreifende Herum-Mendeln als besondere züchterische "Tugend".
      Das ist eine kurze Antwort: ich gehöre zu den "Konservativen"– habe aber nichts gegen die „Kreativen“ – sie werden nur kein Geschäft mit mir machen.


      Denkst Du, dass heute die Wasserwerte bei Tieren, die keine Wildfänge sind, überhaupt noch eine nennenswerte Rolle spielen?
      Oder sollte man sich nicht davon blenden lassen, wenn ein Verkäufer schreibt, die Tiere seien in hiesigem Leitungswasser gezogen und aufgewachsen?
      Viele Tiere sind nach zig Generationen an weniger spezielles Wasser gewöhnt worden. Hier lassen sich eine Menge von Tieren heute relativ tiergerecht in Wasser pflegen und züchten, was vor vielen Jahren undenkbar war. Leitungswasser ist nur nicht Leitungswasser – die Wasserwerte haben noch immer Bedeutung – auch wenn die Grenzen etwas höher sind.Andererseits erfordern viele Fische, besondersbei der Zucht – bei manchen auch bei der Haltung, noch immer spezielle Verhältnisse und Aufarbeitung des Wassers.
      Insofern ist es leichter geworden Tiere geeignet zu pflegen und zu züchten und ja, Wasserwerte haben nach wie vor eine Bedeutung, wenn wir Tiere geeignet pflegen wollen und insbesondere wo das Leitungswasser mittelfristig nicht unbedingt besser werden wird.


      Ich behaupte mal, das statische Wasserwerte wie sie der Aquarianer bereithält nicht artgerecht sind. Vielmehr müsste, wie es heute schon mit dem Online - Wetterbericht an Lampen möglich ist, ein sehr guter Aquarianer die Wasserwerte den Jahreszeiten nachempfinden um die Zucht anzuregen und das Habitat zu imitieren. Was meinst Du?
      Da stimme ich im Prinzip zu. Zu der artgerechten Welt der Fische gehört auch die Vermehrung. Bei vielen Fischen ist die Paarung nur durch andere geeignete Wasserwerte(meist der Simulierung von Regen –Wasserverdünnung – und Temperaturerhöhung) erreichbar. Manche Arten brauchen komplett eigene Bedingungen für die Vermehrung.
      Ein Aquarium in dem sich die Pfleglinge nicht vermehren ist eigentlich nicht wirklich artgerecht. Salmler z.B. müssen sich regelmäßig paaren, sonst bekommen die Weibchen Laichverhärtung und werden so unfruchtbar. Streng genommen sind also ideale Bedingungen im Aquarium die Simulierung der Natur.
      Dass es auch ohne dem geht beweisen viele Fische, die ohne Paarung und ohne öftere Anpassung der Umweltbedingungen auch ein biblisches Alter erreichen. Das Minimum an Naturanpassung machen wir ja meist: den periodischen Wasserwechsel – viele Fische werden allein daurch schon zur Paarung angeregt.


      Blaualgenbekämpfung: Du gibst die bekannten Tipps zur Bekämpfung im Aquarium mit recht genauen Handlungsschritten, nur habe ich so etwas noch nie im Aquarium gehabt, dafür aber im Gartenteich fast jedes Jahr und kämpfe mich sehr mühselig mit sehr vielen Wasserwechsel und Absaugen betroffener Stellen durch die Problematik...
      Abdunkeln geht ja nun kaum, Futterentzug hat nicht viel Zweck -Anflugfutter/Mückenlarven etc. Gibt es da vielleicht noch was von dir zu empfehlen?
      Ich habe das einmal mit gutem Erfolg probiert: Je nach Größe des Teichs einen bis einige Ballen Gerstenstroh im Teich versenken. Die Stoffe im Gerstenstroh hemmen Algen.


      Welches Licht hältst du für am besten, wenn man das so sagen kann? Leuchtstoffröhren oder direkt auf LED einsteigen?
      Ich verwende im Aquarium noch Leuchtstofflampen – weil diese fertigen Sets das so eingebaut haben. Über kurz oder lang werden hier wohl LED an Bedeutung gewinnen. Man kann ja schon fast jede Lichtfarbe und jede Helligkeit herstellen und der geringere Energieverbrauch ist ein gutes Argument.


      Was ist deiner Meinung nach der bessere Filter, der klassische Topffilter, den man in jedem Laden bekommt, oder das Filterbecken?Ein Aquariumfilter soll folgende Aufgaben erfüllen: Große Oberfläche, guter Wasserdurchlauf und keine Beeinflussung des Wassers durch das Filtermedium selber(außer das ist gewünscht) – mehr nicht. Das kann also ein Topffilter, ein Außenfilter oder ein Innenfilter sein. Oder einfach wie es Hückstedt etwa schrieb: als Filtermedium eine zerfranste Fußmatte.
    • Hallo Anton,

      danke dir für die Tollen Antworten. Es haben ja ein paar meiner Fragen glücklicherweise ins Interview geschaft die du gut beantwortet hast.:thankyou:
      Eine Frage hätte ich aber noch zum Licht. Bei den Led Lampen gibt es ja sogenannte Tageslichtsimulatoren die Mal Wolken, Gewitter, Heller oder Dunker Simulieren.
      Ist das eine gute Investition oder einfach beim dauerfeuer übern Aq bleiben!?
      Et hätt noch immer joot jejange & Wat fott es, es fott.