Invasive Arten in Deutschland


    • Duras
    • 2620 Aufrufe 3 Antworten

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    • Invasive Arten in Deutschland

      Hi,

      So wie ich das heute von Dr. Stefan Hetz gelesen habe, ist es ab jetzt beschlossen, dass einige Pflanzen- und Tierarten in Zukunft in der gesammten EU nicht mehr gehalten werden dürfen. Dadrunter fallen auch einige Krebse und Pflanzen, die einige Aquarianer Zuhause haben.
      vda-online.de/blog/eintrag/6-ias-invasive-fremde-arten/

      Unter anderem ist dann auch die Vermehrung von Procambarus clarkii verboten. Die Haltung ist auch nur noch erlaubt, wenn man die Vermehrung verhindert.

      Auch finde ich es unheimlich witzig, dass der Marmorkrebs dort genannt wird, der schon seit über 100 Jahren in Deutschland zu finden ist. Was soll ein Verbot bei dieser Krebsart noch bewirken? Und was machen die Leute, die diese Tiere schon haben? Es kann doch garkeiner verhindern, dass sich diese Krebse vermehren. Also dürfte hier die Haltung komplett verboten sein.
      Und warum muss ich EU weit ein Verbot bringen? In Deutschland haben wir keine Probleme mit Apfelschnecken. Der Marmorkrebs wurde auch nicht durch Aquarianer verbreitet. Und sein wir doch mal ehrlich. Wo wird denn jetzt gegen die invasiven Arten vorgegangen?
      Hydrocotyle ranunculoides muss ich jetzt aus meinem Aquarium entfernen. Aber wenn sie im Teich wachsen, wird sich die zuständige Behörde darum kümmern?
      Die Cabomba caroliniana wächst bei uns auf dem Truppenübungsplatz in einigen Gewässern. Wird die jetzt entfernt? Es wird doch so aussehen, dass die Bestände in der Natur auch bleiben und nur wir Aquarianer wieder mal bestraft werden.


      Gruss
      Sascha
    • HEYA Sascha

      Habe eigentlich überlegt, ob ich antworte. Weil - für mich - in Bezug auf invasive Arten, Neophyten, Neobionten alles schon gesagt wurde…

      Der Rest ist eben die klassische Schlamperei der EU, kein vernünftiges Konzept hin zu kriegen. (Nein, ich habe keine Vorurteile gegen die EU, ich habe begründete Urteile.) Und eben auch die Tatsache, dass "Europa" ein zu großes Ding ist für solche Listen. Wenn Apfelschnecken in Südspanien die Reisernte schädigen, heißt das ja noch lange nicht, dass diese Tiere auch am Nordkap ein Problem sind. Gut, auch das sei geschenkt.

      Nur: Ich bin schon klar dafür, dass Neobioten limitiert werden. Noch ist nicht ganz Europa von der Krebspest betroffen und dass P. clarkii aufgrund ihrer Parthenogenese (sorry, ist am frühen Morgen, ich hätte auch Jungfernzeugung schreiben können) ein besonderes Risiko darstellen, ja!

      Besonders krass fallen mir in den Rheinauen hier die Amerikanischen Ochsenfrösche auf. Die nehmen mittlerweile wirklich überhand. Deren Kaulquappen sind groß und hungrig, fressen in den Tümpeln die Kaulquappen der einheimischen Frösche einfach weg… Nur wird man diese Tiere aus den Ökosystemen nicht mehr raus kriegen. Genauso wenig, wie sich der Vormarsch gewisser invasiver Grundel-Arten in manchen Flüssen leider nicht mehr rückgängig machen lässt.

      Kennt ihr das alte Lied: "Gehen wir Tauben vergiften im Park". Denn die haben in Mitteleuropa streng genommen auch nichts verloren.
      Gruß,
      Stefan
    • Hi,

      Genau das habe ich mir auch gedacht. Der Grundgedanke ist ja ok. Die Umsetzung dagegen....
      Allerdings was die Krebse angeht:
      Der P. clarkii vermehrt sich nicht durch Jungfernzeugung. Das ist der Marmorkrebs.
      Trotzdem verstehe ich natürlich die Problematik bei sämtlichen Krebsarten aus Nordamerika. Nur müssen wir hier auch mal ehrlich sein und fragen, was hat der Aquarianer zur Verbeitung beigetragen und was die Industrie? Der Marmorkrebs ist schon etliche Jahre in Deutschland unterwegs bevor die Aquaristik überhaupt so richtig interessant wurde.

      Auch wird hier nur der einzelne Aquarianer in die Pflicht genommen. Die Industrie ist davon ausgenommen. Invasive Arten, wie z.B. diese hier:
      welt.de/wissenschaft/umwelt/ar…ist-ausser-Kontrolle.html

      wurden durch die Industrie verbreitet. Nicht durch Aquarianer. Was tut man, damit sowas in Zukunft nicht mehr vorkommt? Diese Art zu verbieten wird wohl nicht wirklich etwas bringen. Und so sehe ich das auch mit allem anderen. Wird der Marmorkrebs aus deutschen Gewässern nun verschwinden? Wird der P. clarkii nun nicht mehr weiter gezüchtet?
      Dazu kommt, dass diese Liste ja durchaus noch erweitert werden könnte.
      Wer weiss was da nch so allen drunter laufen könnte. Nehmen wir doch nur mal den Guppy, der sich durchaus in Spanien gut halten kann. Da möchte ich mal die Leute sehen, wenn sämtliche Lebendgebährenden auf dieser Liste landen, weil sie sich in Italien oder Spanien ausbreiten könnten. noch sprechen wir ja von Arten, die bereits Probleme machen. Hoffentlich geht es mal nicht soweit, dass wir auch von Arten sprechen, die theoretisch mal ein Problem werden könnten.
    • Sascha,

      erstmal: Merci für die Richtigstellung meiner Krebs-Verwechslung! (Stehen in der Auflistung justamente halt gleich untereinander...)

      Die Frage der Neophyten ist natürlich auch eine klare "Modefrage"! In der Gegenwart legt man in Europa wieder Wert auf Ökosysteme, die weitgehend aus autochtonen Arten bestehen sollen.

      Aber es lassen sich auch Beispiele finden, wo man invasive Arten bewusst und absichtlich aussetzte, um bestimmte Probleme bestehender Ökosysteme zu lösen. Der Einsatz dieser Fremd-Tiere wurde oftmals ja planmäßig vorangetrieben. Also nicht nur versehentlich eingeschleppt.

      Genau der von Dir angesprochene Guppy ist deshalb so weit verbreitet, weil er bewusst zur Bekämpfung von Stechmücken und der damit verbundenen Krankheitsübertragung auf Menschen und Tiere ausgesetzt wurde. Auch wurde in den Achtzigern der Asiatische Marienkäfer geplant zur biologischen Schädlingsbekämpfung in die Niederlande eingeführt, weil er deutlich mehr Blattläuse vertilgt als die einheimischen Arten. Die ersten amerikanischen Krebse wurden schon im 19. Jahrhundert in Norddeutschland ausgesetzt, eben gerade weil sie immun gegen die Krebspest schienen, die die einheimischen Edelkrebse lokal erledigt hatte...

      Nur mal so drei spontane Beispiele. Wenn jemand ne Doktorarbeit schreiben will, kann er ja weiter suchen... (Amerikanische Käfer gegen Wasserhyazinten in den afrikanischen Grabenseen habe ich irgendwie noch im Hinterkopf...)

      Wollte nur sagen: Es gibt da wohl in der biologischen Bewertung der Frage ein gewisses Pendel, das mal in die eine oder die andere Seite ausschlägt: Die "Reinheit" eines Systems versus das "Optimieren" eines Systems.

      Manchmal auch nur zum Spaß! Tauben, damit der euroäische Adel des Rokoko Beutetiere für seine teuren Jagdfalken hatte - oder Karnickel in Australien, damit man was zum Abschießen vor die Flinte bekommt...

      Genieße Deinen Tag,
      Stefan
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        Duras