Angepinnt Interview mit Hans Georg Evers


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    • Interview mit Hans Georg Evers

      Hallo,

      angeregt und ausgeführt von Stefan (Prestutnik12) wurden Fragen gesammelt und an Herrn Evers weitergegeben. Der hat nun die Antworten geliefert. Vielen Dank an alle die sich mit ihren Fragen beteiligt haben. Ein besonderer Dank geht an Hans Georg Evers und natürlich an Stefan, der dieses Interview geführt hat.


      • Herr Evers, erinnern Sie sich noch? Wie fühlt man sich, wenn man als Biologe und ausgewiesener Welskenner erfährt, dass eine neu beschriebene Corydoras-Art nach einem benannt wird? Corydoras eversi. C 65. Und, für den Fall des Falles, Sie haben ja seit der früheren Widmung des Reisfisches Oryzias eversi gewissermaßen Erfahrung mit solchen Ehrungen: Wie verhält man sich da am Besten bei einer solchen Widmung? Macht man einen stolzen Riesenluftsprung und schmeißt ne Party? Zeigt man sich bescheiden gerührt? Oder winkt man besser beschämt ab, als ob man es gar nicht mitgekriegt hätte? Was gilt in der Zunft als angemessen?
      Ein Dedikationsname ist ganz bestimmt eine sehr große Ehre für den Betroffenen. Da geht auch ein jeder wohl ganz unterschiedlich damit um. Als ich davon erfuhr war ich natürlich sehr glücklich und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Ich hab es in der Familie erzählt und war sehr stolz. Doch das war es dann auch schon. Ich bin da eher nicht so der Typ, der das an die große Glocke hängt.


      • Und? Ist mit einem solchen Widmungsnamen nicht auch die moralische Verpflichtung verbunden, diese Fische nun auf Immerdar in seinem Aquarienkeller zu pflegen und zu hegen? Haben Sie noch Becken frei?
      Haha, ich pflege C. eversi schon seit 1998. Weil ich die Art sehr mag und es mein Lieblingspanzerwels ist. Auch die Reisfische pflege ich seit ich sie auf Sulawesi gefunden habe, also schon lange, bevor sie wissenschaftlich beschrieben wurden. Und ich werde die wohl auch, so lange ich kann, weiterpflegen. In erster Linie weil sie mir gut gefallen. Dass sie meinen Namen tragen ist aber gewiss ein ebenso wichtiger Grund.

      Becken frei? Kennen Sie einen Aquarianer, der Becken frei hat? Bei mir ist Platznot chronisch. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch, und mein Keller ist groß….


      • Kann man bei der Fülle von verschiedenen Welsarten allgemeingültige Aussagen über die Haltungsbedingungen treffen?
      Jein. Ich habe versucht, das für einige Welsgruppen zu tun und es sind ein paar dicke Bücher dabei herausgekommen. Grundsätzlich sind Pauschalisierungen eher gefährlich, wie immer im Leben. Aber Grundsätzliches über Panzerwelse oder Harnischwelse kann man schon feststellen.


      • Denken Sie, dass bereits fast alle Arten an Panzerwelsen bestimmt worden sind, oder vermuten Sie noch viele unentdeckte Tiere?
      Die wissenschaftliche Bearbeitung neuer, also unbeschriebener, Panzerwelse erfährt gerade einen echten Boom. Gleich mehrere brasilianische Wissenschaftler beschäftigen sich momentan mit dieser Fischgruppe, und es kommt regelmäßig zu neuen Publikationen. Darunter sind auch Arten, die wir nicht in der Aquaristik kennen. Es sind noch eine große Menge Arten da draußen, die auf ihre Beschreibung warten. Derzeit sind etwa 180 Arten aus vier Gattungen bekannt. Mindestens die gleiche Anzahl von Arten, wenn nicht sogar noch viel mehr, sind uns Aquarianern schon bekannt und haben noch keinen Namen. Dafür haben wir ja die C-Nummern und später die CW-Nummern vergeben. So können wir international über dieselben Fische reden, ohne dass diese wissenschaftlich schon benamt wurden.


      • Wenn wir schon bei Corydoras sind, würde ich gerne noch in eine andere Richtung schießen: Die Gattung Corydoras ist ein altehrwürdiger Genus, der im Lauf der Jahre richtig "fett" geworden ist. Mittlerweile sind mehrere hundert Arten darin enthalten, darin "eingepfercht". Wäre es da vielleicht Zeit für eine taxonomische Revision? Zugegeben, eine möglicherweise naive Frage eines biologischen Laien...
      Ich finde diese Frage ganz und gar nicht naiv. Im Jahre 2003 erschien bereits eine grundsätzliche Arbeit über die Sammelgattung Corydoras, in welcher diese Unterschiede klar aufgezeigt wurden. Neuere genetische Untersuchungen an den meisten bekannten Arten belegen ganz klar, dass wir es auch abstammungsgeschichtlich mit mehreren Linien zu tun haben. Aus teilweise schon sehr alten Publikationen aus dem 20. Jahrhundert kennen wir bereits einige Gattungsnamen, die momentan noch als ungültig angesehen werden. Doch arbeitet bereits ein brasilianisches Team an genau dieser Problematik, und es wird in naher Zukunft dazu kommen, dass diese alten Gattungsnamen wiederbelebt werden.

      Die eigentlichen Corydoras im strikten Sinne sind hierbei jene Arten, die wir als Sattelschnäuzer ansprechen. Das liegt daran, dass die eigentliche Typusart der Gattung Corydoras, Corydoras geoffroy, ein solch typischer Sattelschnäuzer ist. Alle anderen Linien, also die rundköpfigen, die eierförmigen oder die spitzköpfigen Arten, werden dann in andere Gattungen eingeteilt werden. Corydoras eversi wird dann auch anders heißen, höchstwahrscheinlich Hoplisoma eversi. Das ist ein bereits ehedem für diese Gruppe verwendeter Gattungsname, der zur Zeit als noch als Synonym gilt.


      • Wie muss man sich das vorstellen, die endgültige Namensgebung beispielsweise der Welse aus den C-und L-Gruppen? Warum hat man den Eindruck, dass es sehr schleppend vorwärts geht damit. Ist es überhaupt gewollt, von den Nummern"girls" wegzukommen und wer bezahlt die Leute, die so was machen - oder auch nicht? Dauert es deshalb solange?
      Wissenschaftler werden in der Regel von Museen bezahlt. Einige arbeiten auf privater Grundlage und zahlen aus eigener Tasche. Taxonomie ist in heutiger Zeit wenig beliebt. Angesagt und viel mehr Renommee versprechend sind genetische oder „bahnbrechende“ interdisziplinäre Arbeiten. Dazu kommt noch, dass die meisten Institute über nur geringe Budgets verfügen und die Mitarbeiter oft auch noch administrative Aufgaben übernehmen müssen, also wenig Zeit haben. Bei den südamerikanischen Panzer- und Harnischwelsen gibt es glücklicherweise doch eine ganze Anzahl von Wissenschaftlern, die an ihnen arbeiten. Das sieht bei anderen Fischgruppen anders aus, die liegen völlig brach.

      Eine Art wissenschaftlich zu bearbeiten bedeutet, dass man sich natürlich zunächst die zu beschreibende Art genau anschaut und die typischen Charakteristika herausarbeitet. Dann muss man sich die nahe verwandten Arten anschauen und die neue Art gegen diese abgrenzen. Das ist eine methodische Fleißarbeit und die dauert ihre Zeit. Das zu beschreibende Material sollte einen genauen Fundort besitzen und wenn möglich, sollten auch noch ökologische Daten mit in die Arbeit einfließen. Bei den zurzeit von uns bearbeiteten Arten habe ich auch noch Daten zur Fortpflanzung gesammelt. Ich züchte die Art also und dokumentiere die Ontogenese, also die Entwicklung. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die Jungfische der unterschiedlichen Panzerwelsgattungen schon sehr früh ganz unterschiedlich aussehen und voneinander abgrenzbar sind.

      Das alles dauert seine Zeit und sollte möglichst auch noch mal von Kollegen kritisch beäugt werden, bevor man es einer wissenschaftlichen Zeitschrift anbietet. Die Redaktion lässt auch noch einen oder zwei Fachleute draufschauen und verlangt unter Umständen eine Überarbeitung. Das geht nicht in ein paar Wochen.


      • Sie gelten als sehr erfolgreicher Züchter. Ich las über Sie, dass Ihnen mittlerweile bei mehr als 350 (!) Arten die Nachzucht, oft sogar die Erstzucht, gelungen sei. Teilweise sind es Arten, die Sie als Wildfänge erstimportiert haben. Wie ist das praktisch möglich? Gut, man kann das Wasser der Fische im Ursprungshabitat analysieren und die Temperatur messen… Aber da gehört doch sicher mehr dazu, Wildfänge zu vermehren? Verraten Sie uns einige Tipps und Tricks dazu?
      Für mich ist die gelungene Vermehrung einer Art immer ein Höhepunkt. Nichts ist für mich schöner, als einen Schwarm Jungfische erfolgreich aufzuziehen. Das kommt für mich noch vor den Reisen, auf denen ich diese Fische fange. Es ist die Krönung der Pflege und zeigt, dass man alles richtig gemacht hat.

      Dabei hilft mir natürlich meine Erfahrung weiter. Ich habe schon in etwa eine Idee, wie ich eine neue Art anpacken muss, um sie zu vermehren. Anfängern in der Fischzucht empfehle ich immer, so viel wie möglich an Informationen über eine Art zusammen zu tragen. Die Beschaffenheit der natürlichen Lebensräume und die dort festgestellten Wasserwerte sind sicherlich eine wichtige Hilfe. In der aquaristischen Literatur gibt es über die meisten Fischarten etwas zu lesen und dieser Wissensschatz steht jedem offen. Unreflektierte, nicht überprüfte Aussagen im Internet nehme ich eigentlich so gut wie niemals zu Hilfe. Dann schon lieber einen Zuchtbericht eines Praktikers, der ohne Geheimniskrämerei seine Erfahrungen weiter gibt. Ohne Lesen und gewisse Grundkenntnisse geht es nun mal nicht. Je erfahrener man ist, desto leichter fällt es einem, sich auf eine neue Art einzustellen.

      Erfahrungen sammelt man am besten mit eingefahrenen Zuchtstämmen gut bekannter Arten bevor man sich an Wildfänge heranwagt. Das Wohl des Tieres muss immer an erster Stelle stehen.

      Tipps und Tricks gibt es zuhauf. Ich habe aber an dieser Stelle leider nicht die Zeit und den Platz, hier ausführlicher zu werden.


      • Vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrung würde mich Ihre Meinung wegen folgender Aussage, die man häufig im I-net lesen kann, interessieren: "Jungfische müssen im Futter stehen und häufig/mehrmals am Tag gefüttert werden". Diese Aussage wird ja heftig diskutiert. Wenn ich z.B. meine eigenen Nachzuchten (Chindongo saulosi und Synodontis lucipinnis) sehe, die ich im "Gesellschaftsbecken" großgezogen habe und diese nur 1x täglich gefüttert wurden, dann behaupte ich das Gegenteil: Nein sie müssen nicht im Futter stehen und häufig/mehrmals am Tag gefüttert werden, denn sie sind auch so ordentlich und gesund herangewachsen.
      Wir sollten hier vielleicht grundsätzlich zwischen Vermehrung und Zucht unterscheiden. Ein Hobbyist, der sich an einigen Jungtieren für den Eigenbedarf erfreut, ist sicherlich gut bedient, wenn ein paar Jungfische im Elternbecken mit hochkommen. Ein funktionierendes Aquarium bietet den wenigen Nachzuchten genug Platz und Futter, um aus ihnen gut gewachsene, schöne Exemplare werden zu lassen.

      Will ich größere Stückzahlen aufziehen, also gezielt züchten, muss ich andere Bedingungen schaffen. Wasser und Futterangebot sind das A und O in der Jungfischaufzucht. Neben einer guten Futterversorgung muss auch die Wasserhygiene an erster Stelle stehen. Ist das Wasser durch extrem häufige Futtergaben zu stark belastet, werden die Jungfische nicht gut wachsen.

      Erfahrene Züchter stellen ihre Bruten tatsächlich „ins Futter“, aber nur, wenn sie für eine gleichbleibend gute Wasserqualität sorgen können (Durchflussanlage oder tägliche große Wasserwechsel). Ist das gewährleistet, stimme ich dem Lehrsatz unumschränkt zu. Aber eben nur dann.


      • Es gibt ja verschiedene Motivationen der Zucht oder Vermehrung: im Extremfall die "Konservativen" und die "Kreativen". Die einen versuchen, Arten zu erhalten, deren natürliches Habitat längst perdü ist, die "Kreativen" versuchen, immer neue "Arten" und Mischformen zu erzeugen, die es in der Natur so nie gab. Letztere Tendenz sehe ich gerade sehr stark bei Garnelen-Züchtern. Da gilt das artenübergreifende Herum-Mendeln als besondere "züchterische Tugend". Herr Evers, wie stehen Sie als Biologe dazu, wenn Aquarianer versuchen, "Gott" oder "Evolution, interkontinental" zu spielen, neue Kreuzungen, Mischungen oder Hybriden unterschiedlicher Arten in die Aquaristik einzubringen?
      Das „Herum-Mendeln“ an Arten ist so alt wie die Menschheit. Denken Sie an unsere Haustierrassen oder die vielen Hunderassen. Solange es sich um keine Qualzuchten handelt, wenn die Tiere also gesund und munter sind und sich zeitlebens wohlfühlen, ist dagegen nichts einzuwenden. Das gehört sogar ein Stück weit zur menschlichen Kulturlandschaft.

      Und es ist auch gar nicht so leicht. Mal eben zwei Garnelen zusammen zu werfen und deren Nachkommen nach ein paar Generationen sogleich als neue Zuchtform zu proklamieren, ist maximal als naiv zu bezeichnen und hat mit Hochzucht herzlich wenig zu tun. Wer sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass eine Menge genetisches Wissen und noch mehr Arbeit vonnöten ist, um tatsächlich eine neue Zuchtform zu etablieren. Ernsthafte Züchter haben meinen Respekt und ich verurteile deren Tun bestimmt nicht. Allerdings nur, und da wiederhole ich mich gern, wenn es dem Tier dabei gut geht und es keine Nachteile gegenüber der natürlichen Form hat.


      • Als Bub träumt man ja vielleicht davon, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen. Nicht ganz leicht, beim Hobby Aquaristik! Wie ist Ihnen das gelungen? Sie sind ja kein Staatsdiener in einem Institut oder zoologischen Museum, sondern "freier Ichthyologe": Chefredakteur des Magazins Amazonas, Vortragsreisender, Autor, Forschungsreisender, Importeur. Gab es da am Anfang harte Jahre durch zu stehen?
      Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich mache die AMAZONAS nebenberuflich. Von der Redakteurstätigkeit allein könnte ich nicht leben. Ich arbeite als Schifffahrtskaufmann in einem alt-ehrwürdigen Hamburger Handelsunternehmen. Ich gehöre zu einer Generation, die schon früh nach dem Abitur erkennen musste, dass der angestrebte Abschluss als Diplombiologe nur wenig bis gar keine berufliche Zukunft versprach. Ich hing die Biologie also an den Nagel und erlernte als Hamburger Jung den Beruf des Schifffahrtskaufmanns. Biologie und Aquaristik blieben meine Leidenschaft und eine 7-Tagewoche ist für mich normal.


      • An welche Ihrer Reisen haben Sie die besten Erinnerungen? Und auf welchen Fund sind Sie am meisten stolz?
      Es waren sicherlich viele schöne Reisen dabei, da fällt es mir tatsächlich schwer, eine einzige herauszustellen. Die Tafelberge des Guyanaschilds, die Anavilhanas am mittleren Rio Negro, die dichten Regenwälder Neuguineas und viele Weltgegenden mehr, sind Plätze, an die ich viele schöne Erinnerungen habe. In den 90er Jahren war ich viel in Brasilien unterwegs und habe unglaublich schöne Erlebnisse gehabt.

      Auf den ersten Reisen stehen noch die Fische im Vordergrund, doch mit der Zeit erweitert sich das Blickfeld. Heute geht mein Herz auf, wenn es mir gelingt, noch intakte Lebensräume zu finden. Es ist wirklich traurig, was der Mensch auf diesem Planeten anrichtet. Doch wenn ich meine Nase unter Wasser stecke und beim Schnorcheln die Wasserwelten beobachte oder in einem intakten Regenwald langsam einen Bach hoch wandere, geht mein Herz auf. Dann könnte ich vor lauter Lebensfreude laut schreien. Wenn dann noch ein paar schöne Fische in mein Netz gehen, ist der Tag perfekt.


      • Bei dem Hype auf Exoten und dem gleichzeitigen Ruf nach dem Verbot der Haltung: Ich gehe nicht davon aus, dass Sie für ein Haltungsverbot sind, aber wäre eine Art "Sachkundenachweis" nicht auch für die Haltung von Zierfischen sinnvoll?
      Klar, warum nicht? Wer sich für seine Pfleglinge wirklich interessiert, der sollte auch ein gewisses Fachwissen haben. Das Wohl des Tieres sollte immer im Mittelpunkt stehen. Fortbildung und ständiger Austausch mit Gleichgesinnten gehört dazu. Ob es dann nun immer gleich behördlich reglementierte „Sachkundenachweise“ sein müssen, lasse ich mal im Raum stehen. Sollte es helfen, uns Vivarianer vor der Obrigkeit glaubhafter erscheinen zu lassen, bin ich dafür.

      Ich habe nur so meine Zweifel, dass in diesen Zeiten gesittet vorgebrachte Argumente überhaupt noch Gehör finden. Mir ist das polemische Geschrei selbst ernannter Tierschützer, die ein Haltungsverbot fordern, zu laut und undifferenziert. Ich habe auch das Gefühl, dass diese Leute einer vernünftigen Diskussion nicht zugänglich sind. Die momentane Entwicklung in der Politik lässt mich um meine Leidenschaft bangen.


      • Sollte aus Ihrer Sicht der Verkauf von Fischen und Aquarien im "Discount-Handel" verboten werden?
      Schwere Frage, zu wenig Platz an dieser Stelle. Solche Themen können nicht pauschal beantwortet werden. Tiere sind nun mal eine Ware, ob nun zu Nahrungszwecken oder als Haustiere. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob er Geiz „geil“ findet oder durch eine höhere Bezahlung dem Tier mehr Würde zugesteht.

      Für mich persönlich hat der Preis eines Fisches noch niemals die Kaufentscheidung beeinflusst. Das mag jemand, der ein geringeres Einkommen hat und dennoch gern und gut für einen bestimmten Fisch sorgen möchte, ganz anders sehen.
      Ein reines Verschleudern von Lebewesen, um Ladenhüter loszuwerden oder vermeintliche Kunden anzulocken, lehne ich grundsätzlich ab. Das ist aber meine ganz persönliche Meinung.


      • Als Herausgeber eines großen Aquaristik-Fachmagazins haben sie ja sicherlich schon diverse Höhen und Tiefen der Aquaristik-Szene miterlebt: Haben Sie einen Tipp oder einen Idee, wie man aktuell das Interesse an der Aquaristik wieder steigern kann?
      Ich bin nur der Redakteur, nicht der Herausgeber. Der muss das unternehmerische Risiko tragen, während ich mich als Redakteur da heraushalten kann und mich mit den Inhalten herumschlage. Die AMAZONAS versucht seit Anbeginn, Strömungen in der Aquaristik zu erkennen und eventuell zu fördern. Einige Hypes haben wir sicherlich mit ausgelöst. Doch ich kann nichts an grundsätzlichen gesellschaftlichen Entwicklungen ändern. Die jungen Menschen heutzutage sind tendenziell weniger an althergebrachten Hobbys interessiert und bringen sich viel weniger ein.

      Internet und Globalisierung haben zu einer weltweit umfassenden Gleichschaltung und leider auch Verflachung geführt. Wie soll ich einem empathielosen Nerd klar machen, was Leidenschaft für die Natur bedeutet, wenn der es nicht schafft, mir länger als fünf Minuten mit halbem Ohr zuzuhören, während er auf sein Handy starrt? Ich erlebe es bei meinen Vorträgen immer wieder, dass man die Menschen dennoch begeistern kann und motivieren, es mit der Aquaristik zu versuchen. Doch die meisten bleiben lieber zu Hause und gehen erst gar nicht vor die Tür.


      • Wie sieht Ihr Traum-Aquarium aus und was würden Sie gerne darin pflegen?
      Ganz ehrlich? Ich glaube, ich habe kein solches Traumaquarium mehr. Ich habe mir gerade erst letztes Jahr einen Riesenkasten von 1100 Liter in den Keller gestellt. Nun stelle ich fest, dass das zwar sehr schön ist, aber eigentlich nicht so wichtig, welche Fische darin schwimmen. Ich glaube, ich werde langsam zum Snob, haha!


      • Eine letzte Frage, die mich persönlich noch umtreibt: "An dem Tag am Meer..." Haben Sie? Oder haben Sie nicht?
      Tja, schön, dass Sie es ansprechen. Sie sind übrigens nicht der Erste. Es war kein Happy End, denn tatsächlich hatte ich nicht….

      • Vielen Dank für das Gespräch!

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Aquarium-Stammtisch Team ()

    • Lieber Herr Evers,
      lieber Stefan,

      vielen Dank für das ausführliche und informative Interview.
      Es hat Spaß gemacht es zu lesen und ich fand es sehr interessant.
      Liebe Grüße
      Marlis
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