Sauerstoffmangel durch starkes Pflanzenwachstum?


    • Klex
    • 4034 Aufrufe 15 Antworten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Sauerstoffmangel durch starkes Pflanzenwachstum?

      Hallo Leute, in einem anderen Thread ist mir ein Verdacht kekommen, deshalb mach ich mal das Thema auf.


      Vor einigen Monaten habe ich eines nachts gegen 4:00 zu meinem Entsetzen gesehen, wie die Fische in einem großen Becken Luft schnappend an der Oberfläche hingen.

      Zunächst eine kurze Beschreibung des Beckens:

      • 540 l, 400 l effektiv; 130 x 70 x 60 cm (LBH)
      • stark bepflanzt mit 5 Echinodoren, eine Gruppe Alternanthera, einige Cryptocorinae und jede Menge Hygrophila (2 Arten)
      • wenig Algen
      • 2 Filter, so dass überall Wasserbewegung zu sehen war.
      • einige Tage zuvor hatte ich erhöhte Stickstoff- und Phosphorwerte gemessen. Der Kali und Eisenwert lag in der Nähe der Nachweisgrenze. Also K/Fe- Düngung Wochendosis auf Tagesgaben runtergebrochen. Die Pflanzen haben das mit verstärktem Wachstum quittiert und die Algen wurden noch weiter zurück gedrängt. Vermutlich stieg auch der CO2-Konsum.
      • Besatz: 23 Dawkinsia, 15 Epalhorynchis (?) frenatum (früher Labeo~), 20 Danio choprae, 5 siam. Rüsselbarben und ein paar Schnecken. Also Oberkante Unterlippe.
      • Wasser: 4° dHK; 6° dHG; ph 6,7; 25° C
      • Beleuchtung: ca. 150 Watt LED
      • Das Becken ist nicht abgedeckt, ein Söchting Oxydator A läüft mit 2 Kathalysatorbits und zusätzlich ein Oberflächenskimmer.

      In der nächsten Nacht habe ich das gleiche beobachtet. Etwas genauer: Zuerst die Tränenindianerbarben, dann die Rubinbärblinge und schließlich die Aufwuchsfresser.

      Die Dawkinsia sind sehr bewegungshungrige Fische, und manchem Aquarianer, und auch mancher Aquarianerin :zwinker: wäre schon zu viel Hektik, wenn die Tiere nur chillen.
      Sie fressen, wie die Scheunendrescher, und zwar alles und in jeder Menge, inklusive der Pflanzen. Aber ich finde es immer noch faszinierend, wenn sie vormittags durch´s Becken toben, ihre Rangordnung ausdiskutieren und den Mädels nachstellen.

      Logischerweise sind es auch sehr sauerstoffhungrige Tiere.

      Ich habe dann zwei Sprudelsteine rein gehängt und Vollgas laufen lassen. Nach etwa einer Stunde entspannte sich die Lage, was meine Annahme bestätigte, dass es sich um ein Sauerstoffdefizit handelte. Zum Glück gab es keine Verluste.

      Nach kurzem Suchen in den Tiefen meiner Hirnwindungen, ist mir ein Licht auf gegangen:

      Pflanzen brauchen Energie zum Aufbau von Stärke und Zellulose aus Einfachzucker und sie brauchen Energie zur Synthese von Proteinen. Diese Energie beziehen sie, wie Tiere aus der Oxydation von Zucker, den sie tagsüber durch Assimilation erzeugen. Den Sauerstoff geben sie ab, weil bei der Photosynthese ein Überschuss an Sauerstoff entsteht.
      Nachts sind sie einfach O2-Konsumenten.

      Dieses Phänomen tritt in meinem Becken erst ca. 5-6h nach „Sonnenuntergang“ auf. Solange reicht der Vorrat im Wasser, obwohl diesbezüglich eigentlich gute Bedingungen herrschen. Ein Ausdünnen der Pflanzen hat dann auch Abhilfe geschaffen. Wahrscheinlich habe ich durch die Düngung das „Fass zum Überlaufen gebracht“.

      Nun frage ich mich, ob dieses Phänomen nicht die Ursache für manches unerklärliche Fischsterben in eigentlich gut laufenden Becken ist. Vor allem wenn es morgens auftritt und das Becken über Nacht abgedeckt war.

      Ich meine, wer schaut sich schon um 4:00 nachts sein Aquarium an, wenn man nicht wie ich durch die Arbeit einen völlig verkorksten Schlafrythmus hat?


      Gruß

      P.S.: Ich hatte vergessen der Chlorwert liegt bei 0. Wer jemals etwas anderes bei sich gemessen hat, bekommt von mir einen Kaugummi geschenkt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Klex ()

    • Morgen, Thomas

      Die pflanzenphysiologische Regel ist eigentlich klar: Pflanzen produzieren während der Photosynthese-Phase mehr Sauerstoff als sie in der Dunkelphase verbrauchen. Man kann davon ausgehen, das die Sauerstoff-Bilanz einer Pflanze generell positiv ist.

      Jetzt mag es in Deinem Fall natürlich sein, dass diese Cryptocorynen, die das Becken dominieren, hier nur eine geringe Differenz aufweisen. (Ich behaupte jetzt mal versuchsweise, dass feinfiedrige Pflanzen hier „Produktions-Vorteile“ haben.)

      Was würde ich tun, würde mich die Frage interessieren? In einen O2-Test investieren und die Situation einfach mal aus messen.

      Manchmal hat Empirie vielleicht doch Vorteile?,
      rätselt
      Stefan
    • Hi,
      bei Vorhandensein einer Sprudelpumpe würd ich anders vorgehen.
      Ich muss aber dazu sagen, ich bin geizig und faul.
      Du würde eine Zeitschaltuhr dran basteln und sie, sagen wir, ab 3 Uhr laufen lassen, bis kurz nachdem das Licht angeht.
      Zu einfach?
      Vielleicht... Aber gut für die Tiere :tanz:
      Viele Grüße, Corinna :fish:
      Glück ist, wenn du gesund bist und wenn die, die du liebst, auch gesund sind.
    • Hallo zusammen,


      Prestutnik12 schrieb:

      Die pflanzenphysiologische Regel ist eigentlich klar: Pflanzen produzieren während der Photosynthese-Phase mehr Sauerstoff als sie in der Dunkelphase verbrauchen. Man kann davon ausgehen, das die Sauerstoff-Bilanz einer Pflanze generell positiv ist.
      Das ist global sicher richtig, sonst wäre ja bald kein O mehr vorhanden. Im Aquarium ist aber außer den Fischen noch der Filter als Dauerverbraucher vorhanden und der Gasaustausch ist im Vergleich zur Natur eingeschränkt. Die Wassermengen als Depot sind in der Natur auch wesentlich gößer als im Aquarium, und die Fische können Bereiche mit O2-Engpässen meiden.
      Die dominanten Pflanzen waren der Wasserfreund und die Amazonaspflanzen. Die Cryptocorynen sind nicht gut gediehen und schließlich endgültig in den Mägen der Barben gelandet. Die Echinodoren waren schon ziemlich groß, und die Hygrophilae habe ich immer wieder neu gesteckt, weil die feinfiedrigen Pflanzen, die mal drin waren keine 3 Wochen überlebt haben. Es waren also vorwiegend wüchsige Pflanzen vorhanden, die ich durch die Düngung noch gepusht habe. In meinem Fall kamen verschiedene Faktoren dazu. Eine davon sind sicher auch die sauerstoffbedürftigen und eigenwilligen Fische. Die passen nicht in ein "Hollandbecken". Das hab ich anfänglich falsch eingeschätzt. :denknach:

      Ich sehe das als eine besondere "Aquariensituation" durch sehr viel pflanzliche Biomasse. Das Äquivalent in der Natur tritt nur im Falle einer starken Algenblüte auf, kann aber in Zuchtteichen oder verlandeten Stauseen zum Verlust des Bestandes führen. Vor 30 Jahren hat man noch davon gelesen. Heute hat man das Problem erkannt und vermeidet es z.B. durch Vorschriften für die Landwirtschaft.
      Die Tücke der Sache besteht darin, dass man es gewöhlich nicht bemerkt, weil man zu der Zeit schläft und das Aquarium ja eigentlich gut läuft. Und es kann eine Option bei der Fehlersuche sein.

      @ Corinna
      Die Sprudelpumpe war nur eine Notfallmaßnahme. Das Becken hat eine CO2-Düngung. Da ist meiner Meinung ein Sprudelstein auch nachts nicht sinnvoll. Die Lösung liegt wohl im Freischneiden, dann wachsen die Pflanzen auch stärker von unten nach. weil mehr Licht in die teiferen Bereiche dringt.

      Übrigens haben mittlerweile die Barben das Problem auf ihre eigene und brachiale Weise gelöst. Es gibt nur noch 4 Echinodoren, von denen einer bedauernswert aussieht. Die CO2-Düngung ist auch abgeschaltet und statt des teuren Futters gibt´s jetzt halt Salat.


      Gruß
    • Hallo Klex!

      Eigentlich bestätigst du nur etwas, was lange bekannt und ebenso lange abgestritten wird: In einem gut bis dicht bewachsenem Becken und mäßig bis viele Tieren kann es nachts zu einem Sauerstoffmangel kommen.
      Ganz logisch - kann es. Zumal du ja auch noch CO2 zudüngst. Schaltest du nachts das CO2 ab?
      Der CO2-Gehalt im Wasser ist also bereits anfangs der Nacht mit mehr CO2 versehen, als es natürlicherweise wäre. Dazu kommt nun die nächtliche Sauerstoffveratmung der Pflanzen und zusätzlich sauerstoffhungige Tiere. Alles klar!

      Ich habe so etwas schon oft genug erlebt - und wurden von den Vertretern der Pflanzenbecken ausdauernd beschimpft....
      Mit freundlichen Grüßen
      euer Querdenker im Forum
    • Hallo David,

      eigentlich spricht das ja nicht gegen Pflanzen, man sollte es nur im Kopf haben, falls etwas schief läuft. Und Gärtnern und Mulm entfernen hat ja bei mir auch zur Lösung geführt. Es kann auch einfach eine allzu dichte Abdeckung sein, und man kriegt es leicht in den Griff. Ich finde aber auch, dass das Thema wert ist, diskutiert zu werden.

      Zu Deiner Frage:

      Ich wollte das mit der Chipsteuerung ausprobieren, um Erfahrungswerte zu kriegen. Als Fazit denke ich, dass es zwar bequem ist, aber im Hinblick auf die Kosten durch Kalibrieren, Austausch der Sonde nach vllt. 3 Jahren und die teurere Anschaffung, würde ich mich heute für die manuelle Steuerung mit Dauertest entscheiden. Eigentlich komm ich mehr und mehr zu meinem alten Standpunkt, auf CO2-Düngung zu verzichten und eben nur die Pflanzen zu pflegen, die bei mir gedeihen. Die Fische sind für mich nach wie vor das Zentrale.

      Aber bei entsprechender Wartung funtioniert die Anlage ganz gut. Es gibt keine Nachtabschaltung. Die Steuerung hält einfach den PH-Wert konstant. Sie öffnet das Ventil wenn er steigt und schließt es wenn der eingestellte Wert erreicht ist. Damit wird nachts nur wenig bis gar kein CO2 eingeleitet. Eine Nachtabschaltung ist dabei nicht nötig. Ein Sprudelstein kommt bei dem Setting nicht in Frage, der würde natürlich auch nachts den CO2-Verbrauch ordentlich in die Höhe treiben.

      Der Blasenzähler ist bei mir so eingestellt dass die Menge gerade reicht und das Ventil selten geschaltet wird. Das reduziert den Verschleiß. Das Gas wird über einen Innendiffusor und einen nachgeschalteten Reaktor eingespeist.

      Die Geräte sind nicht so teuer. Wenn zu viel Gas eingeleitet wird, bleibt es im Reaktor bis es sich gelöst hat. Es ist meine erste CO2-Anlage überhaupt und, wie erwähnt kann man auch bezweifeln, ob so viel Aufwand überhaupt nötig ist.


      Gruß
    • Guten Morgen, Thomas

      Schnelle Frage: Wie unterscheidest Du bei den Fischen zwischen a) Sauerstoffmangel und b) einer einsetzenden CO2-Vergiftung? Ohne zu messen.

      a) meint jetzt: kein/ zu wenig O2 im Wasser vorhanden, b): die Tiere können aufgrund eines zu hohen Kohlendioxid-Konzentration im Wasser den vorhandenen Sauerstoff nicht mehr verstoffwechsseln. Von den zu beobachtenden Symptomen her bei den Tieren ist es das gleiche, aber die Kausalität ist eben unterschiedlich.

      Grüße,
      Stefan
    • Hallo Stefan,

      das ist eine entscheidende Frage. Das Verhalten der Fische ist das gleiche, und auch die Belüftung schafft in beiden Fällen Abhilfe.
      Die Steuerung (s.o.) hat einen Temperatur- und einen PH-Sensor, der regelmäßig kalibriert wird. Das Display zeigt Temperatur und aktuellen PH-Wert an. Nach dem WW wird der aktuelle KH-Wert eingegeben(die Werte im Leitunggswasser schwanken). Bei frischem Torf im Filter kontrolliere ich häufiger und verändere die Eingabe ggf.
      Das Gerät hat eine Automatik, das den Säurewert errechnet und so einstellt, dass 20mg/l CO2 vorhanden sind. Wenn der KH-Wert durch den Torf sinkt, sinkt auch der CO2-Gehalt bei gleichem PH. Eine CO2-Vergiftung kann ich also ausschließen. Es genügt ein Blick auf´s Display. Genau genommen wird ständig gemessen.


      Gruß
    • Hallo Stefan,

      hatte anfänglich auch Vorbehalte und hab die Werte mehrfach per Tröpfeltest und geeichtem Thermometer (bei Betriebsauflösung abgeschwätzt) überprüft. Die Temperaturmessung ist genauer als die handelsüblichen Thermometer oder Regelheizer, und der PH stimmt auf 2 Stellen hinter dem Komma.
      An was ich zweifle ist das Kosten-Nutzen Verhältnis.

      Gruß
    • Hallo Oliver,

      mittlerweile hat sich das Problem erledigt, die Barben haben fast alle Pflanzen gefressen. Deshalb läuft auch kein CO2 mehr.

      Klex schrieb:

      Übrigens haben mittlerweile die Barben das Problem auf ihre eigene und brachiale Weise gelöst. Es gibt nur noch 4 Echinodoren, von denen einer bedauernswert aussieht. Die CO2-Düngung ist auch abgeschaltet und statt des teuren Futters gibt´s jetzt halt Salat.
      Ich versuch immer wieder ein brauchbares Bild von Barben und Salat zu machen, ist mir bisher aber nicht gelungen.

      Danke und Gruß
    • Thema wurde von 1 Benutzern gelesen

        Oto2020