Cyano-Bakterien im Nano - die lange Geschichte einer Kapitulation


    • Prestutnik12
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    • Cyano-Bakterien im Nano - die lange Geschichte einer Kapitulation

      HiHi zusammen

      Sorry: Bisher habe ich die Berichte über die Blaualgen-Explosion in einem meiner beiden technikfreien Schlafzimmerbecken unter der Rubrik „Ich freue mich über“ beschrieben.

      Naja, das war vielleicht nicht besonderns klug, aber … es stellt sich eh‘ die Frage, wieweit Klugheit überhaupt ein Kriterium für Aquarianer ist. Während Ihr über diese Frage noch tief nachdenkt, schreibe ich solange schon mal munter weiter…

      Gestartet im Februar wollten die Becken einfach nicht zu Aquarien werden. Ich musste mit Extra-Licht nachhelfen, aber auch damit dauerte es ewig lange bis sich die beiden stabilisierten. Ich begrüßte – nach langen Wochen (!) - herzlich die ersten Grün- und Fadenalgen.

      Die Bepflanzung war: Rotes Papagienblatt (A. reinickii mini) im Hintergrund und Eriocaulon cinereum vorne. Und an den Wurzeln dieser Eriocaulon siedelten die Cyano-Bakterien, nahm das Elend seinen Lauf.

      Da ich ein buddha-förmiger älterer Herr bin, der in keiner Weise zu aquaristischer Panik neigt, habe ich die Nester gelassen mit ein bisschen ASS (100 mg/l) im Wasser und Absaugen bekämpft. Schien erstmal zu klappen.

      Eines dummen Tages – es waren strahlende 32 Grad draußen – hatte ich vergessen, die Aquarien abzuschatten. Es brannte also stundenlang die volle Sonneneinstrahlung in die Becken. Diese Dummheit war dann zu viel, die Cyanos vermehrten sich innerhalb eines Tages explosionsartig über das ganze Aquarium. Eine Orgie! (Nur am Rande: Becken zwei daneben - Eleocharis acicularis mini und selbstgezogene Echinodorus bleheri - blieb völlig unbeeindruckt!)

      Mit Bordmitteln war nichts mehr zu machen, da musste was echt Hartes her. Ein Freund schickte mir ein Antibiotikum auf der Basis von Chlordioxid, mit dem er in seinem Teich gute Erfahrungen gemacht hatte. Wir beschlossen also, das Mittel – verdünnt auf 0,1 ml/10 l – parallel auch in meinem versifften Becken zu erproben. Täglich nachdosiert, eine Woche lang.

      Am Anfang schien es, als sei das der Weg zum Heil! Die verdammten Prokaryonten zogen sich zurück. Aber leider nur bis zu einem Grad von 90 Prozent! Bestimmte Cyano-Nester waren einfach nicht weg zu kriegen. Ein wahnsinnig zäher Restbestand, der trotz erhöhter Dosis nicht zu vergiften war… Als seien diese Hard-core-Schurken einfach immun gegen das chlorstinkende Antibiotikum.

      Ich gestehe: Ich verlor den Kampfesmut! Der letztendliche Grund? Gestank zum Erbarmen! Eigentlich wollte ich zwischendrin nur das Wasser wechseln und zum ersten Mal in der Kur auch den Bodengrund leicht – etwa 1 Zentimeter tief - absaugen. Aber! Der Bodengrund stank auf eine mir bisher unbekannte Art ekelig! So richtig zum... Mein zierliches Näschen hatte das sichere Gefühl: Das wird nichts mehr mit diesem Set-up.

      :sorry: Anyway, sann ich: Wenn ich das Töpfchen aufgrund des Antibiotikums sowieso schon völlig neu einfahren muss, dann kann ich es auch gleich mit neuen Pflanzen neu einfahren. Habe das Becken rumgedreht und ausgeschüttelt. Den Bodengrund aus Quartzsand haute ich in den Backofen und gab ihm bei 250 Grad ne Stunde lang Saures.

      Jetzt warte ich auf die neuen Pflanzen! Die aus dem robusten Nachbarbecken möchte ich nicht nehmen, denn ich möchte die Zwillingsbecken einfach kontrastreich bauen,

      ruft
      Stefan

      P.S. Sorry, ist ein bisserl lang geworden. Aber es tut sich hier im Stammtisch ja gerade eh nichts, Ihr habt also Zeit zum Lesen… :engel:
    • HiHi Wolfgang

      Ja, radikal aus zu kippen ist bei kleinen Nanos immer die solideste Option.

      Ich frage mich natürlich, was bei der Chlordioxid-Therapie falsch gelaufen ist? Meine These wäre, dass das Minibecken einfach die Masse an verrotteten abgestorbenen Cyano-Bakterien nicht verarbeiten und abbauen konnte. Mein Verdacht ist ganz simpel: Es war einfach zu viel totes Material. Das ich wohl nie wieder aus dem Töpfchen raus gekriegt hätte. Bakterien tot, Becken eine stinkende Kloake!

      Klar, ich hätte vielleicht mit dem Einsatz eines Filters in Kombination mit einem Sprudelstein mehr Bewegung und Sauerstoff ins Becken bringen können, eventuell hätte das aerobe Abbau-Prozesse unterstützen können. Theoretisch. Aber ich glaube unter den gegebenen Bedingungen wäre auch damit nichts mehr zu retten gewesen. Nicht in einem Nano. Die Therapie hat den Patienten vergiftet...

      Morgen sollen die Pflanzen eintreffen, dann setze ich neu an. Das ist doch das Feine an diesen Mini-Becken: Man hantiert so herrlich ungeniert. Und freut sich über das wilde Experimentieren.

      Grüße,
      Stefan
    • Liebe Lilly,

      ob es gut wird mit dem neuen Becken? Weiß noch nicht. Ich habe Micranthemum 'Monte Carlo' Perlenkraut eingesetzt. Das interessante: es war bereits eine geschlossene Matte von 20 mal 15 Zentimetern, die ich nur noch auf den Bodengrund legen musste. Dazu einige Fäden Ludwigia palustris, Sumpflöffelchen. Ich habe aber das Gefühl, auch diesmal dauert die Startphase des kleinen Töpfchens sehr lange.

      Will auf „Bio-Indikatoren“ warten, Muschelkrebse oder diese fadenförmig schlängelnden Nematoden. Die anzeigen, dass ein Becken „soweit“ ist. Aber noch ist nichts zu sehen.

      Besetzt habe ich das Becken deshalb noch nicht. Aber es werden diesmal wohl einfach simple – unselektierte - Red Fire werden, die ich aus einem anderen Becken abzweige. Keine schwarzen Rili, keine Supa-Dupa-Züchtungen mit diamantener Krone. Im zweiten Anlauf stand irgendwie auch die Maxime im Vordergrund: Es darf nicht mehr viel kosten…

      Denn meine letzten Bank-Daten zeigten mir: Ich bin arm!,

      lacht
      Stefan