Die Wirkung von Seemandelbaumblättern


    • Eddy E.
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    • Die Wirkung von Seemandelbaumblättern

      Da ich hier im Forum nichts dazu gefunden habe mit "Suchen", poste ich mal diese Zusammenfassung. Es handelt sich um den derzeitigen Wissensstand zum Thema Seemandelbaum. Der einzige echte Nachteil ist natürlich die Ökobilanz. Ich bin jedoch der Meinung, es ist vernachlässigbar gering. Da existieren deutlich schlimmere Dinge.

      Der Seemandelbaum, Terminalia catappa Linn, zu deutsch Katappenbaum, indische Mandel, oder auch Badam genannt, ist eine Baumart, die sich überwiegend über Malesien (vom malaiischen Archipel über Neuguinea, bis zu den Philippinen reichend) als natürlichem Vorkommensgebiet erstreckt (lt. Wikipedia).

      Legendäre Heilpflanze?
      Beim Einsatz von Seemandelbaumblättern kommt es unweigerlich zu wiederkehrenden Behauptungen, dass diese eine überaus heilende Wirkung aufweisen. Ihre Wirkung ist angeblich inhibitorisch und unterdrückt die Keimbildung. Äußere Verletzungen und Geschwüre sollen mit Seemandelbaumblättern besser abheilen. Ein adstringierender (von lat. adstringere = zusammenziehend) Effekt wird ihnen nachgesagt, aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe und somit einen natürlichen Schutz vor Parasiten bietend. Seemandelbaum soll eine prophylaktische Wirkung entfalten gegen Laichverpilzung. Und als zusätzliches Schmankerl lässt es die Farben der Fische noch kräftiger werden und insgesamt sollen die Fische sich wohler fühlen. Fazit: Ein Wunderbaum für die Aquaristik? Wer's glaubt, oder?

      Doch was ist hier Dichtung und was Wahrheit? Sind es einzig die Gerbstoffe, die auch in anderen Dingen wie Eichenblättern, Buchenblättern, Walnussblättern oder Erlenzapfen enthalten sind? Oder sind es die Huminsäuren? Wenn ja, warum? Wieso hat dann Torf nicht die gleiche Wirkung? Aber versuchen wir mal es ein wenig aufzudröseln und etwas Licht ins Dunkel zu bringen beim Seemandelbaum und worum es sich genau handelt. Als wissenschaftlich nachgewiesen stehen Flavonoide, Tannine, Triterpinoide und Saponine, als wirksame Bestandteile zur Verfügung. Wofür stehen diese Inhaltsstoffe?

      Flavonoide:
      Generell ist die Wirkung von Flavonoiden entzündungshemmend und Immunsystem stärkend. Sie sind ein sekundärer Pflanzenwirkstoff und gehören auch zu den Antioxidantien. Beim Seemandelbaum sind das insbesondere Isovitexin (Wirkung bewegungshemmend, anxiolytisch = Angsthemmend), Vitexin (Wirkung antioxidativ und beruhigend), Isoorientin (Wirkung entzündungshemmend und antioxidativ), Rutin (Wirkung antioxidativ und entzündungshemmend), Querzetin (virendestabilisierende Wirkung, schützende Wirkung vor oxidativen Stress, stark entzündungshemmend), Kampherol (Wirkung antimikrobiell, entzündungshemmend, anxiolytisch).

      Tannine:
      Es gibt extrem viele Berichte über die Wirkung von Tanninen im Aquariumwasser. Ihre antivirale und antibakterielle Wirkung ist unstrittig. Als Gerbstoff haben sie eine adstringierende und färbende Wirkung im Wasser und sollen eine schleimhautschützende Wirkung zeigen. Diese Wirkung wird allerdings auch mit Erlenzapfen, Torf, oder Seemandelbaumrinde, sowie diversen Extrakten erreicht, ist also nicht alleine auf die Blätter des Seemandelbaums beschränkt. Bekannte wirksame Bestandteile beim Seemandelbaum sind Punicalagin (Wirkung antiviral und antibakteriell), Punicalin (Wirkung hautschützend, entzündungshemmend, antimikrobiell), Terflavin A (Wirkung entzündungshemmend, antioxidativ), Terflavin B (Wirkstoff antiproliferativ = gewebevermehrende Hemmung, Apoptose-induzierend = programmierter Zelltod), Tercatain (Wirkung antiviral, inhibitorisch), Chebulaginsäure (Wirkung antiviral), Geranin (Wirkung blutstillend), Granatin B (Wirkung antioxidativ), Corilagin (Wirkung antiviral und antibakteriell).

      Saponine und Triterpinoide:
      Saponine (von lat. Sapo = Seife) sind Glycoside von Steroiden, Steroidalkaloiden(stickstoffhaltige Steroide) oder Triterpenen. Man bezeichnet Saponine so, da sie beim Schütteln mit Wasser einen seifenartigen Schaum ergeben. Pflanzen besitzen, im Gegensatz zu Wirbeltieren, kein aktives Immunsystem und Schadorganismen werden oft chemisch bekämpft. In Pflanzen dienen Saponine als Defensivstoff und sie besitzen eine therapeutische Wirkung, insbesondere gegen Pilzbefall. Sie beinflußen die Membranpermeabilität und komplexieren Cholesterin und sie nehmen einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von Heilpflanzen ein. Entsprechend ihrer großen Strukturvielfalt werden auch eine Vielzahl unterschiedlicher biologisch-pharmazeutischer Eigenschaften beobachtet. Es werden u. a. stärkende, entzündungshemmende, harntreibende, schleimtreibende/schleimlösende und hormonstimulierende Eigenschaften beobachtet. Saponine sind in höheren Pflanzen weit verbreitet, besonders in nährstoffreichem Gewebe, wie Wurzeln, Knollen, Blättern, Blüten und Samen und in höheren Konzentrationen in der Rinde. Bei Wirbeltieren werden Saponinstrukturen als Verankerung von Glykogen (Kohlenhydrat-Speicherform) genutzt. Die genaue Funktion vieler Saponine ist jedoch bisher unbekannt. Saponine dürfen jedoch nicht in die Blutbahn gelangen, da sie schon in geringer Menge eine hämolytische (blutauflösende) Eigenschaft besitzen und die roten Blutkörperchen
      zerstören.

      Inhaltlich bekannt sind Ursolsäure (Wirkung entzündungshemmend) und Ölsäure (Wirkung inhibitorisch).

      Therapeutische Wirkung:
      Die nachfolgenden Auswirkungen sind nicht an Fischen nachgewiesen, da bei Einsatz von Seemandelbaumblättern im Aquariumwasser, nicht die dabei entstehenden Lösungen untersucht wurden. Fakt ist, dass es nicht nur die Gerbstoffe und die Tannine sind, die als Hauptwirkstoff verantwortlich sind.

      Antibakteriell:
      Viele Inhaltsstoffe von Terminalia catappa L. besitzen eine antibiotische Wirkung. Vordergründig sind hier allerdings die Flavonoide Kampherol und Quercetin zu nennen, die eine antibakterielle Wirkung zeigen.

      Antimykotisch:
      Eine pilzhemmende Wirkung ist in Terminalia catappa L. nachgewiesen. Innerhalb der Literatur lässt sich jedoch nicht entnehmen, welche Wirkstoffe hier als Hauptwirkstoff verantwortlich sind.

      Antiinflammatorisch:
      Die entzündungshemmende Wirkung wird durch viele Stoffe in Terminalia catappa L. unterstützt. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Triterpinoide, die eine bioaktive Wirkung aufweisen, verschiedene Flavonoide und Tannine spielen im Zusammenwirken hier die entscheidende Rolle.

      Antioxidativ:
      Als Radikalfänger im Organismus dienen Antioxidantien der Infektionsabwehr. Hauptursächlich werden hier die Tannine Chebulaginsäure und Corilagin genannt.

      Adstringierend:
      Diese Reaktion wird hervorgerufen durch Polyphenole, die ausschließlich in Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe vorliegen und in Reaktion mit dem Eiweiß der Schleimhaut treten. Dieser Vorgang macht es Ektoparasiten schwieriger, einen Zugang zur Haut zu finden. Abschließend bleibt zu erwähnen, dass allen Wirkungen, die Seemandelbaumblättern beim Einsatz im Aquarium nachgesagt werden, sich innerhalb der Literatur ein wissenschaftlicher Beleg dazu finden lässt. Diese Wirkung ist jedoch nicht auf Gerbstoffe und Huminsäure beschränkt. Damit sich eine entsprechende Wirkung einstellt, sind pro 100 Liter, mindestens 5 große Blätter Terminalia catappa notwendig.
      Zum Schluss sei anzumerken, dass der Katappenbaum bisher sämtliche ihm zugesagten Wirkungen absolut erfüllt. Erlenzapfen erreichen nicht diesen Umfang an Wirkungsvielfalt.
      Autor Eddy E.

      Quellen:
      • 1 - Hans-Walter Held & Birgit Piechulla: Pflanzenbiochemie, Berlin 2014
      • 2. - Lee SW, Farhan R, Wendy Wee, Wan Zahari M, Ibrahim CO. The effects of tropical almond Terminalia catappa L., leaf extract on breeding activity of Siamese Gourami, Trichogaster pectoralis. Int J Fish Aquat Stud 2016;4(4):431-433.
      • 3. - Purivirojkul, Watchariya. “Potential application of extracts from Indian almond (Terminalia catappa Linn.) leaves in Siamese fighting fish (Betta splendens Regan) culture.” Communications in agricultural and applied biological sciences vol. 77,4 (2012): 439-48.
      • 4. - Ahmed, S.M., Swamy, B.M., Gopkumar, P., Dhanapal, R., & Chandrashekara, V.M. (2005). ANTI-DIABETIC ACTIVITY OF TERMINALIA CATAPPA LINN. LEAF EXTRACTS IN ALLOXAN-INDUCED DIABETIC RATS. Iranian Journal of Pharmacology and Therapeutics, 4, 36-39.
      • 5. - Kinoshita, S., Inoue, Y., Nakama, S., Ichiba, T., & Aniya, Y. (2007). Antioxidant and hepatoprotective actions of medicinal herb, Terminalia catappa L. from Okinawa Island and its tannin corilagin. Phytomedicine : international journal of phytotherapy and phytopharmacology, 14(11), 755–762.
      • 6. - Yamamoto, Y., & Gaynor, R. B. (2001). Therapeutic potential of inhibition of the NF-kappaB pathway in the treatment of inflammation and cancer. The Journal of clinical investigation, 107(2), 135–142.
      • 7. - Hernández, A. Valadez Villarreal, E. Ponce-Alquicira, F. Cruz Sosa, and I. Guerrero Legarreta: Antimicrobial activity of flavonoids. In: International Journal of Antimicrobial Agents 26 (5): 343-356. 2005.
      • 8. - Fan YM, Xu LZ, Gao J, Wang Y, Tang XH, Zhao XN, Zhang ZX: Phytochemical and antiinflammatory studies on Terminalia catappa. Nanjing, 2003.
      • 9. - Holetz FB, Pessini GL, Sanches NR, Cortez DA, Nakamura CV, Filho BP. Screening of some plants used in the Brazilian folk medicine for the treatment of infectious diseases. Mem Inst Oswaldo Cruz. 2002
      • 10. - E. López Hernández, A. Valadez Villarrea, E. Ponce-Alquicira, F. Cruz Sosa, and I. Guerrero Legarreta: Flavonoid and carotenoid extraction and stability from Terminalia catappa leaves. Villahermosa/Mexico City, 2001.

      Lieber Gruß

      Eddy
    • Hallo Christine,

      ich weiß nicht wo hier der Vorteil liegen sollte? Ich meine ein synthetischer Gerbstoff, entwickelt und hergestellt für menschliche Bedürfnisse. Und den möchtest du an Fischen ausprobieren? Abgesehen davon, werden Blätter wie Catappa von Fischen, von Schnecken, Garnelen, Bakterien gefressen. Es ist also 100% natürlich und ökologisch. Kann ich mir beim besten Willen bei einem Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat nicht vorstellen.
      Lieber Gruß

      Eddy
    • Eddy E. schrieb:

      Hallo Christine,

      ich weiß nicht wo hier der Vorteil liegen sollte? Ich meine ein synthetischer Gerbstoff, entwickelt und hergestellt für menschliche Bedürfnisse. Und den möchtest du an Fischen ausprobieren? Abgesehen davon, werden Blätter wie Catappa von Fischen, von Schnecken, Garnelen, Bakterien gefressen. Es ist also 100% natürlich und ökologisch. Kann ich mir beim besten Willen bei einem Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat nicht vorstellen.

      ich dachte hier an den Fall, wo man akut was im Becken hat, aber keine Seemandelblätter verfügbar.
      Schnelle Hilfe.
      Bekommt man halt in jeder Apotheke.

      Dass die Seemandelblätter für die Bewohner netter sind, glaube ich sofort.
      Viele Grüße

      Christine
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